Fraternity Bd.2 (Jose Luis Munuera, Juan Díaz Canales)

Verlag: Egmont Comic Collection (August 2013)
Gebundene Ausgabe: 56 Seiten; 15 €
ISBN-13: 978-3770437009

Genre: Drama/ Philosophie/ Mystery


Klappentext

Seit Anbeginn der Zeiten sucht der Mensch nach einem Modell der perfekten Gesellschaft. In der Mitte des 19.Jahrhunderts glaubt Robert McCorman, ein reicher Visionär, dass der lang erwartete Moment endlich gekommen ist. Unterstützt von einer Gruppe Männer und Frauen gründet er, getragen von seinen Idealen, die Kolonie New Fraternity in Indiana im Herzen der neuen Welt. Leider wird die junge amerikanische Nation von einem Bruderkrieg zerrissen, der alte Dämonen weckt. In einem nahe gelegenen Wald wird Emilio, ein verwilderter Junge, entdeckt. Unter dem Schutz von Fanny Zoetrope wird er in der Kolonie aufgenommen. Von da an wird er Zeuge dramatischer Ereignisse,, die sich nach dem Eindringen eine Gruppe Deserteure abspielen. Zur gleichen Zeit streicht eine seltsame und beunruhigende Kreatur um das Dorf, die Zweifel und viele Fragen sät …

Fraternity ist eine zweibändige Comicperle des spanischen Zeichners José Luis Munuera (Spirou und Fantasio/ Merlin). Unterstützt von BLACKSAD-Szenarist Juan Díaz Canales erschuf er eine faszinierende Fabel über die menschliche Natur.


Rezension

In New Fraternity brodelt es unter der Oberfläche. Die sozialistische Utopie, die hier herrschen sollte, ist nichts weiter als ein Deckmäntelchen für die Gier und den Egoismus ihrer Bewohner. Solange diese kleine Welt vom Rest praktisch abgeschottet war, konnten sich unterschiedliche Auffassungen, Ideale und Glauben kein Gehör verschaffen, aber jetzt wurde New Fraternity gleich durch zwei Ereignisse erschüttert. Zum einem ist da ein seltsames Wesen, welches einen der Bewohner getötet, aber auch Emilio gerettet hat. Inwiefern es dies freiwillig und bewusst oder aus Instinkt getan hat, ist unklar. Zum anderem sind da die desertierten Soldaten des Amerikanischen Bürgerkrieges, durch die, ohne ihre Absicht und Zutun, weitere Konflikte Einzug erhalten. Unter anderem findet der Rassismus neuen Nährboden, der besonders bei jenen durchschlägt, die nur wegen der Aussicht auf Landbesitz in einem ruhigen Dorf Teil von New Fraternity. Die Konlikte spitzen sich immer weiter zu, bis es ein katastrophales Ende nimmt, mit dem Dorf und einem Teil der Menschen.

Wie schon Band 1 handelt auch Band 2 von dem Wesen des Menschen in Verbindung mit Utopien, die urplötzlich ins Gegenteil umschlagen können. Dabei beschäftigen sich Munuera und Canales viel mit Vorurteilen und Ängsten, wo sie ihren Ursprung haben könnten und wohin sie führen können und vor allem auch mit dem Scheitern einer an sich guten Idee, die durch unvorhergesehene Ereignisse und die Menschen selbst zu Fall gebracht wird. Um Rassismus und Fremdenfeindlichkeit besser darstellen zu können, bedienen sich nicht nur der schwarzen Soldaten des Bürgerkrieges, sondern zeigen mit Hilfe des fremdartigen Wesens, dass diese Gefühle durchaus nichts mit der Hautfarbe zu tun haben müssen, oder der eigenen Herkunft, es reicht manchmal einfach anders zu sein, alles andere ergibt sich dann. Erschreckend bei ihrer Vision ist, dass es gerade die gebildeten Menschen sind, die schnell mit Vorurteilen zur Hand sind. Sie sind es, die viel zu verlieren haben und versuchen es mit allen Mitteln zu schützen. Das letztendliche Scheitern von McCormans Vision ist also rein auf den Menschen zurückzuführen. Die Frage ist nur, ob die Dorfbewohner etwas für einen Neuanfang daraus gelernt haben. Auch wenn es dem Leser nicht direkt auf die Nase gebunden wird, stellt Fraternity wichtige Fragen über das Wesen des Menschen, die Antworten muss der Leser zum Teil selbst finden. Aber auch ohne diese Ebene ist Fraternity lesenswert, denn spannend und interessant ist die Geschichte so oder so.

Und dann wären da auch noch die Zeichnungen von José Luis Munuera, die erneut zu begeistern verstehen. Was er immer wieder aufs Blatt zaubert, ist einfach schön anzusehen. Ganz besonders eindrucksvoll ist ein Bild über zwei Seiten, welches die Stimmung perfekt einfängt. Oft gibt es keinen Text, da die Zeichnungen alles notwendige aussagen, erneut unterstützt von Sedyas äußerst gelungenen Farbgebung.


Fazit

Fraternity ist, wie der Klappentext schon sagt, eine Fabel über die Natur des Menschen. Ein zwar nicht immer schöner, aber wichtiger Blick auf die Realität. Munuera und Canales haben mit Fraternity eine überaus empfehlenswerte Graphic Novel geschaffen.


Pro &  Contra

+ passendes, stimmungsvolles Titelbild
+ Munuera versteht es alles notwendige in seinen Zeichnungen auszudrücken
+ Díaz Canales konzentriert sich – bei Geschichte und Text- auf das Wesentliche

Bewertung:

Handlung: 5/5
Charaktere: 5/5
Zeichnungen: 5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 5/5


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