Home Run (John Grisham)

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Heyne Verlag (März 2013)
gebunden, mit Schutzumschlag
480 Seiten, € 8,99
ISBN: 978-3-453-26835-7

Genre: Thriller, Sportgeschichte


Klappentext

Die Sekunde, die dein Leben verändert

Joe Castle ist ein Ausnahmetalent. Bereits in seinen ersten Spielen für die Chicago Cubs schlägt er einen Home Run nach dem anderen. Die Fans sind begeistert, und es dauert nicht lange, bis das ganze Land den jungen Spieler frenetisch feiert. Joes Weg an die Spitze scheint vorgezeichnet zu sein, bis er eines Tages auf dem Spielfeld Warren Tracey gegenüber steht, einem mittelmäßigen Werfer der New Yorker Mets, der Joes Erfolg nicht vertragen kann.


Rezension

Ein Grisham-Roman, der ohne einen einzigen Anwalt in seiner Charakterpalette auskommt, ja in dem der Leser ein Gerichtsgebäude nicht einmal von innen sieht? In „Home Run“ zeigt der Großmeister des Justizthrillers, dass er auch anders kann, denn es handelt sich um eine beinahe lupenreine Sportgeschichte, die aber nur den Rahmen für eine Geschichte über eine komplizierte Vater-Sohn-Beziehung darstellt.
Funktionieren kann das Ganze auf Grund von Grishams offenbar zweitem Steckenpferd: Dem Baseball. Und an dieser Stelle kommt ein wichtiger Hinweis für die Lektüre dieses Buches: Es empfiehlt sich, zuerst das Nachwort zu lesen, in dem sich Grisham in weiser Voraussicht einiger Verlagsmitarbeiter dazu hat überreden lassen, eine einigermaßen brauchbare Erklärung dieses für den durchschnittlichen Europäer so überaus verwirrenden und fremdartigen Sportes zu verfassen. Dass diese Maßnahme nicht übertrieben ist, wird recht schnell deutlich: Grisham schwelgt regelrecht in der ausführlichen Beschreibung von Baseball-Spielen, die mitunter recht technisch werden können. Dass diese darüber nicht zum Selbstzweck werden, ist der Geschichte geschuldet, die Grisham erzählen will: Denn diese lebt unter Anderem von seinen detailierten Beschreibungen der Baseballspiele, die Joe Castle absolviert. Joe Castle ist ein junger und überaus vielversprechender Spieler und der Held des jungen Paul Tracey, dem Protagonisten. In Rückblenden aus dessen Kindheit wird die atemberaubende Karriere von Joe Castle erzählt - denn Paul hat kein Spiel von ihm verpasst.

Was Grishams Geschichte nun so interessant und spannend macht, ist Pauls Vater, der ebenfalls Profi-Baseballspieler ist. Jedoch von gänzlich anderem Schlag: Seine Karriere ist schon längst auf dem absteigenden Ast; als Schläger und Trunkenbold tyrannisiert er seine Familie und gibt stets anderen die Schuld an seinem Versagen. Als seine Mannschaft gegen die von Joe Castle antritt, kommt es zwischen den beiden – also zwischen Pauls Vater und Pauls Held – zu einem dramatischen Zwischenfall, der den Dreh- und Angelpunkt des Romans darstellt. Denn als Paul erfährt, dass sein Vater todkrank ist und nicht mehr lange zu leben hat, will er die Geschehnisse aus jenem Sommer noch einmal aufrollen.

Und auch, wenn die Grundidee nicht übermäßig originell klingt, schafft es Grisham doch geschickt, die eher simple Handlung durch die zwei verschiedenen Zeitebenen interessant genug zu machen.
Darüber hinaus lebt „Homerun“ aber tatsächlich hauptsächlich von seinen Charakteren und den spannenden Momenten, in denen man als Leser etwa bei brisanten Baseballpartien mitfiebert. Denn Spannung aufzubauen liegt Grisham einfach im Blut, sodass selbst in diesem charakterlastigen Beziehungsdrama eine fast schon nervöse Spannung aufkommt, genährt zum einen durch die Baseballspiele, zum anderen aber auch durch den Charakter von Pauls Vater, den Grisham sehr gekonnt einfängt und von dem man nie genau weiß, was man von ihm zu erwarten hat. Auch diese charakterliche Wechselbeziehung ist eine wichtige – wenn nicht sogar die Triebfeder für Spannung in diesem Roman.
Dagegen wirkt Pauls erwachsenes Ich etwas gutmenschenhaft: Programmierer, Familienvater, viel mehr gibt es über ihn nicht zu sagen. Und dennoch versteht es Grisham, seine Motive stets nachvollziehbar darzustellen, was bei der Ich-Erzählperspektive natürlich umso wichtiger ist. Denn richtig angewendet schafft diese Perspektive nun einmal die beste Verbindung zwischen Leser und Figur – und dass Grisham dies gelingt, steht außer Frage.


Fazit

Home Run ist eine fesselnde Geschichte abseits der Justiz und trotzdem ein echter Grisham. Denn Spannung kann er auch auf dem Baseballfeld erzeugen – sogar für deutsche Leser.


Pro & Kontra

+ spannend und fesselnd
+ Charaktere und Beziehungen

o eher simple Handlung
o teilweise sehr technisch, was den Baseball angeht – dafür aber mit recht brauchbarer Beschreibung des Sportes im Nachwort

Wertung: alt

Handlung: 4/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 4/5


Rezension zu "Das Geständnis"