SV-Special: Teil VIII (Alisha Bionda (Hrsg.))

Schattenversuchungen-Special: Teil VIII

Alisha Bionda (Hrsg.)

Literatopia: Hallo Alisha! Im Mai ist Deine düster-phantastische Erotikanthologie „Schattenversuchungen“ erschienen – wie bist Du auf die Idee gekommen, Phantastik und Erotik auf diese dunkel angehauchte Art und Weise miteinander zu verbinden? Was ist das Besondere an Deinen „Schattenversuchungen“?

Alisha Bionda: Also Erotik mit düsterer Phantastik zu kombinieren ist ja nicht neu und von mir erfunden – sie stehen von Natur aus schon in enger Verbindung.
Dunkelheit schärft unsere Sinne, schafft eine gewisse Atmosphäre und weckt den Nervenkitzel – unterstützt somit die Erotik, die Lust in uns.
Was das Besondere an SCHATTENVERSUCHUNGEN ist?
Ich denke, die Ausgewogenheit der Handlungen, denn jeder sieht und empfindet Erotik anders, dann die Autorenriege als solche: vom Profi über den Semi-Profi zum Hobbyautoren. Es sind alle vertreten, und man sieht, glaube ich, an dieser Anthologie besonders, dass sie alle auf dem gleichen Level stehen. Ja, und dann natürlich die Aufmachung. Zum einen die sehr edlen und niveauvollen schwarz-weiß Grafiken von Crossvalley Smith, die er wunderbar nach meinen Motivwünschen gefertigt – und auch geduldig meine Änderungswünsche umgesetzt hat, zum anderen die tolle Buchumschlag- und Reihengestaltung des Atelier Bonzai. Beiden gehört, ebenso wie den Autoren mein Dank!
Und ich hoffe – und sehe das so -, dass in der ARS AMORIS weitere sehr schöne Bände das Licht der Leserwelt erblicken.

Literatopia: Du bist selbst mit einer Geschichte in Deiner Anthologie vertreten. Worum geht es in „Die Jägerin“? Wie ist die Geschichte entstanden? Hast Du sie extra für die „Schattenversuchungen“ geschrieben oder stammt sie aus früheren Zeiten und passte einfach perfekt?

Alisha Bionda: Der Text ist schon etwas älter, aber er passte so gut in die Anthologie, dass ich ihn aufnehmen wollte. Worum geht es darin, um Schmerz und Unterwerfung als Lustgewinn – er mag für den ein oder anderen grenzwertig sein, für SM-ler wiederum zu soft – aber genau aus dem Grund zeigt er, wie unterschiedlich jeder von uns – den Höllen sei Dank – seine ureigene Sexualität empfindet. Ich mag den Text insoweit, weil er für mich persönlich sehr für den Oberbegriff „Schattenversuchungen“ steht.

Literatopia: Wonach hast Du die Autoren für diese Anthologie ausgewählt? Hast Du von ihnen gewissermaßen „erwartet“, dass sie sich für Deine Anthologie und somit für Erotik begeistern oder hast Du es eher auf „gut Glück“ versucht? Haben alle sofort zugesagt oder gab es auch Absagen und Du musstest jemand neuen suchen?

Alisha Bionda: Absagen habe ich keine bekommen, ich spreche aber auch immer sehr gezielt an – auf „gut Glück“ passiert bei mir rein gar nichts. Das kann man sich professionell auch nicht erlauben. Besonders bei dieser Anthologie. Hinzukommt, dass sie auch schon eine längere Geschichte hatte. Ich habe erst eine normale Erotikantho geplant und gestartet, aber da bekam ich so viele, mit allem Respekt gesagt, „Hausfrauenerotiktexte“, die Plots glichen sich alle und ich merkte bald: „Das ist es nicht“. Dann habe ich das Konzept völlig verworfen, nur eine Handvoll Texte behalten und völlig neu begonnen und auch Autoren angesprochen. Das Ergebnis ist die SCHATTENVERSUCHUNGEN.

Literatopia: Mussten sich die Autoren beim Schreiben ihrer Schattenversuchungen-Geschichten an bestimmte Vorgaben halten? Oder war „düster-phantastisch“ die einzige Bedingung?

Alisha Bionda: Nein, es gab keine Vorgaben – abgesehen vom Oberbegriff SCHATTENVERSUCHUNGEN und es gab textliche Längenvorgaben. Das war alles.

Literatopia: Wo liegt Deiner Meinung nach die Schwierigkeit bei der Zusammenstellung einer Anthologie allgemein und insbesondere bei den „Schattenversuchungen“? Wie bringst Du am Ende alle Autoren erfolgreich in ein Buch?

Alisha Bionda: Tja, das ist eine schwierige Frage.
Erstmal muss jeder Titel, ob Anthologie oder Roman, markttauglich sein, dann muss das Thema (soweit es eines gibt) interessant sein, die Umsetzung optimal und und und.
Die Schwierigkeit bei Anthologien ist, dass sie völlig zu Unrecht einen weniger guten Ruf haben, als Romane, wogegen Herausgeber wie ich schon lange versuchen gegenzusteuern. Denn im Land der Dichter und Denker darf die Kurzgeschichte nicht aussterben.
Und sie verdient einen würdigen Rahmen.
M.E. wurden da in der Vergangenheit zwei eklatante Fehler begangen: Erstens wurden die meisten Anthologien nicht in dem Rahmen verlegt, wie sie es sollten. Sprich sie kamen vom Layout meist sehr lieblos, farblos und wenig ansprechend heraus. Dann gibt es zu Hauf Anthologien in denen nur unbekannte Autoren aufgenommen wurden. Seien wir mal ehrlich - das will leider keiner lesen (und damit meine ich NICHT, dass Texte von Newcomern schlechter sind!!!!!). Das ist nun mal so. Da macht es unbedingt die gesunde Mischung. Wenn man die bietet, dazu eine ansprechende Optik, hat jede Anthologie die gleiche Chance wie ein Roman. Ich habe durchaus Leser, die mir sagen: Ich lese alles von Autor XY, und kaufe auch die Anthologien, in denen er vertreten ist – und auf meine Nachfrage räumen viele ein, dass sie dadurch auf tolle neue Autoren gestoßen sind. Wenn es sich jeder Verlag – auch im Sinne der Autorenförderung – zur Aufgabe machen würde, gute, also ansprechende und qualitativ hochwertige Kurzgeschichtensammlungen zu verlegen, stünden die Anthologien bald schon anders da. Es gibt ja da schon den ein oder anderen Kleinverlag – aber auch mittlerweile Großverlage wie Ueberreuter und Piper, die da schon ein erstes, leichtes Umdenken erkennen lassen.

Wie ich Autoren in ein Buch bringe, ist einfach: Ich spreche gezielt an und bekomme entweder eine Zu- oder Absage. Bisher hatte ich – bis auf wenige Ausnahmen – immer das große Glück überwiegend Zusagen zu erhalten. Und man sieht auch, dass ich natürlich Autoren habe, die in mehreren meiner Anthos auftauchen. Ich denke, sie wissen, dass es für mich eine Bedürfnis ist, ihnen, dem jeweiligen Verlag und vor allem den Lesern wirklich GUTE Anthologien zu präsentieren. Damit ist natürlich auch die Akzeptanz bei den Autoren höher, sich an einem Projekt zu beteiligen. Sie steigt merklich von Jahr zu Jahr, weil sie meine bisherigen Anthologien kennen und wissen, wie sie ausfallen und worin sich dann ihre Texte wiederfinden. Es ist eine gegenseitige Vertrauensbasis, die sich da immer mehr bildet.

Literatopia: „Schattenversuchungen“ ist der Anfang Deiner neuen „Ars Amoris“ Reihe – wie viele Anthologien werden in dieser Reihe noch erscheinen? Sind sie ebenfalls düster-phantastisch oder betreten sie andere Pfade der Lust?

Alisha Bionda: Das richtet sich danach, wie die Titel der ersten beiden geplanten Jahre angenommen werden. Das bestimmt dann auch eventuelle weitere Anthologien. Die zweite Frage stellt sich nicht, da die ARS AMORIS rein düster-phantastisch ist. Aber das beinhaltet ja alles. Von dem eher romantisch angehauchten erotischen Vampirroman, bis hin zu anderen Varianten der Lust. Es wird alles vertreten sein, sodass jeder auf seine Kosten kommt.

Was Anthologien in der Reihe angeht, im November erscheint auf jeden Fall die HÖLLISCHE WEIHNACHTEN.
Dieses Mal mit acht Autoren - darunter als Schmankerl eine längeren Novelle von Ascan von Bargen, der auch schon in den SCHATTENVERSUCHUNGEN vertreten ist und sehr atmosphärisch schreibt.

Infos hier:
http://www.alisha-bionda.net/serien_reih...achten.php

In Vorbereitung ist für 2010 dann noch die Anthologie HONIGMOND. Da wird es um besondere „Hochzeitsreise“-Geschichten gehen, die fünf Autoren verfassen – sprich da ist mit fünf längeren Texten zu rechnen

Infos hier: http://www.alisha-bionda.net/serien_reih...stitel.php

Wer aber generell an Anthologien interessiert ist – also nicht nur an erotischen –, kann sich auch in meiner anderen Reihe, der ARS LITTERAE bedienen. Da kommen auch schön aufgemachte Kurzgeschichtensammlungen heraus. Meine Projekte sind ja grundsätzlich immer alle ansprechend bebildert.

Man kann sich über diese beiden Reihen und die Bände immer hier informieren:

ARS AMORIS
http://www.alisha-bionda.net/serien-reihen.php?id=12
ARS LITERRAE
http://www.alisha-bionda.net/serien-reihen.php?id=11

Literatopia: Das Cover stammt vom Atelier Bonzai, die Innengrafiken von Crossvalley Smith. Warum hast Du sie für die optische Gestaltung der Schattenversuchungen ausgewählt? Hast Du schon vorher mit ihnen zusammengearbeitet / wirst Du es in Zukunft weiter tun?

Alisha Bionda: Das Atelier Bonzai trifft voll meinen Nerv – aus verschiedenen Gründen – und ich freue mich sehr, dass es auch bei den Reihen der Fall ist. Denn die Aufmachung entspricht genau dem, was ich den Lesern – und besonders den Sammlern unter ihnen – anbieten möchte.
Von daher macht mich die Zusammenarbeit sehr glücklich – und von meiner Seite aus, werde ich sie auch gerne in der Zukunft weiterführen.
Auf Crossvalley Smith wurde ich dadurch aufmerksam, dass ich in der Jury eines SF-Grafikwettbewerbes saß.
Ich sah mir seine Seite an und mochte auf Anhieb besonders seine eher minimalitischen Grafiken. Wir haben dann Kontakt aufgenommen und es stimmte auch die Chemie – was ja immer für langfristige Zusammenarbeiten wichtig ist. Was CS auszeichnet ist seine Geduld, meine Motiv- und auch oftmals pingelingen Änderungswünsche umzusetzen – denn ich kann eine ziemliche Perfektionistin sein. Auch mit ihm arbeite ich mit Sicherheit in Zukunft weiter zusammen. Er betreut ja u.a. die ARS AMORIS-Reihe komplett.

Literatopia: Was ist für Dich eine „Schattenversuchung“? In Deiner Geschichte „Die Jägerin“ geht es ziemlich heiß, aber auch sehr hart zu. Drückt das für Dich eine SCHATTENversuchung aus? Etwas Schmerzhaft-Lustvolles? Was ist für Dich persönlich dunkle Erotik?

Alisha Bionda: Eine SCHATTENversuchung ist für mich die Kombination von gewissen Parametern: Tages(oder eher Nacht)zeit, Witterungsbedingungen, Location, die „Schatten“ hervorrufen (auch emotional in uns) und dadurch eine bestimmte Stimmung, die dann wiederum unsere Sinne und somit Lust locken und reizen.
Was meinen Text angeht, der ja SM-lastig ist, so wird sicher ein Teil der Gesellschaft diesen als „Schatten“ ansehen. Es sollte jedoch so sein, dass jeder nach seinen Gelüsten und soweit er das richtige Pendant findet innerhalb seiner Partnerschaft, genau DAS lebt, was ihm die ureigene Sexualität vorgibt. Sprich wenn einem das Glück hold ist, einen Partner zu finden, bei dem die eigenen sexuellen Gelüste einen perfekten Widerpart finden, was ja leider seltener ist, als man denkt oder sich vielleicht eingestehen mag, so kann man ALLES das ausleben, was beiden gefällt. Von daher sind Schatten für mich nicht von Sexualpraktiken abhängig sondern nur von den o.g. Parametern. Und bei manchen Menschen ist es eben so, dass Schmerz die Lust erhöht.
Zu meiner eigenen Erotik sage ich nur so viel: Ich habe eine, alles andere ist privat.

Literatopia: Was ist in den nächsten Monaten / Jahren von Dir im Hinblick auf Anthologien zu erwarten?

Alisha Bionda: In der ARS LITTERAE und ARS AMORIS wird es die ein oder andere Anthologie geben – aber auf keinen Fall so viele wie dieses Jahr.
Als nächstes erscheint im Oktober die SAD ROSES, für die Autoren Texte zu Grafiken von Gaby Hylla verfasst haben – mit sehr unterschiedlichen Plots. Sei es Liebesgeschichten oder völlig andere Handlungen.
Die Anthologie befindet sich grade im Satz und ich kann jetzt schon sagen: Das wird auch optisch wieder eine sehr schöne Sammlung!
Infos gibt es hier: http://www.alisha-bionda.net/serien_reih..._roses.php

Interessant wird – langfristig gesehen - sicher auch die
DÜSTERE WINTERLEGENDEN
http://www.alisha-bionda.net/serien_reih...stitel.php
in der u.a. bisher Autoren wie Ascan von Bargen, Nicolaus Equiamicus, Andreas Gruber, Carola Kickers, Alf Leue und Bernd Rümmelein, der den letzten “Wolfgang Hohlbein Preis” gewonnen hat, Aufnahme fanden – es wird aber sicher noch die ein oder andere Überraschung geben.

Ein Novum wird es auch in der neuen von mir herausgegeben SRCEAM-Reihe (Horror) geben. Dort wird mit
SCREAM I – PAINSTATION
http://www.alisha-bionda.net/serien_reih...tation.php
wieder mal eine besondere Anthologie das Licht der Leserschaft erblicken.
Als Mit-Herausgeber habe ich Michael Krug, den Verleger von “Otherworld”, gewinnen können und wir werden zusammen eine Kurzgeschichtensammlung anbieten, zu der sowohl nationale, als auch internationale Autoren ihre Texte beisteuern – und zwar zu den wundervoll stimmungsvollen Grafiken von Mark Freier.

Eine weitere Anthologie mit einem vierten Verlag habe ich aus dem Grund, weil 2009 schon einige erscheinen, auf den Sommer 2010 verschoben. Es handelt sich um die ADVOCATUS DIABOLI, die in der „Edition Roter Drache“ erscheinen wird – mit einer längeren Zentralstory von Marc-Alastor E.-E..
Infos findet man hier:
http://www.alisha-bionda.net/anthologien...iaboli.php

Wegen zwei „Sherlock Holmes“ Anthologien, die zeitgleich erscheinen sollen - stehe ich noch in Verhandlung.
Infos gibt es hier:
DER VERWUNSCHENE SCHÄDEL
http://www.alisha-bionda.net/anthologien...haedel.php
SHERLOCK & VOODOO
http://www.alisha-bionda.net/anthologien...voodoo.php

Und natürlich sollten sich die im Fabylon Verlag erschienen DARK LADIES I & II weiterhin gut verkaufen, ist da eine weitere Anthologie mit düsteren Damen nicht ausgeschlossen.

Darüber hinaus habe ich keine festen Anthologie-Planungen, da ich ab Herbst auch wieder mehr Romane schreiben will und werde. Hinzukommt, dass ich einige Pressearbeiten übernommen habe, die auch meine Zeit fordern. Das muss ausgewogen bleiben. Aber Anthologien werde ich, so lange ich interessierte Verleger finde, immer herausgeben. Da muss sich keiner der Anhänger dieser abwechslungsreichen Literaturgattung Sorgen machen.
Es lohnt sich immer ein Blick auf meine Autorenseite. In der VORSCHAU finden sich alle Projekte, die schon eine Verlagsheimat gefunden haben. In IN PLANUNG finden die Interessierten dann Projekte, die teilweise schon in Arbeit sind, aber noch einen geeigneten Verleger suchen.
Meine Seite wird täglich auf aktuellem Stand gehalten.

Literatopia: Herzlichen Dank für das Interview!

Alisha Bionda: Nichts zu danken! Jederzeit gerne wieder!


Schattenversuchungen-Special: Teil I (Christoph Marzi und Tanya Carpenter)

Schattenversuchungen-Special: Teil II (Aino Laos und Linda Koeberl)

Schattenversuchungen-Special: Teil III (Barbara Büchner und Ascan von Bargen)

Schattenversuchungen-Special: Teil IV (Michael Schmidt und Hermann Agis)

Schattenversuchungen-Special: Teil V (Jennifer Schreiner und Arthur Gordon Wolf)

Schattenversuchungen-Special: Teil VI (Guido Krain und Klaus-Peter Walter)

Schattenversuchungen-Special: Teil VII (Reimund Neufeld und Karl-Georg Müller)

Schattenversuchungen-Special: Teil IX (Crossvalley Smith)

Bild: Copyright by Crossvalley Smith

Rezension zu "Schattenversuchungen"

Buchvorstellung


Dieses Interview wurde von Judith Gor für Literatopia geführt. Alle Rechte vorbehalten.