Invaders (Peter Ward)

Piper (Oktober 2013)
Broschiert, 384 Seiten
ISBN 978-3492703130
€ 14,99 [D]

Genre: Science-Fiction


Klappentext

Sie kommen in Frieden … oder so

Die Invasoren kamen aus der Vergangenheit. Aus der Zukunft kehrten sie zurück, um uns endgültig zu unterwerfen. Doch in der Gegenwart trafen sie auf einen Mann, mit dem sie nicht gerechnet hatten …


Rezension

Geoffrey Stamp hat weder Geld noch Arbeit noch Freunde. Bis auf Tim, der ihn ohne einen Mucks von sich zu geben, bei sich aufgenommen hat. Auch wenn Geoff nicht weiß, warum er die Ehre hat, auf seiner Couch zu schlafen, obwohl er ihm keine Miete zahlt, im Haushalt keinen Finger rührt und seinen Tag vor der Spielekonsole verbringt, aber er ist ihm dankbar. Was hätte er sonst machen sollen, nachdem er zu alt wurde, um Zeitungen auszutragen? Völlig unvermittelt steht sein Mitbewohner aber doch vor ihm und präsentiert eine Stellenausschreibung, die perfekt auf Geoff passt, da sie keine Fähigkeiten erfordert. Illusionen macht sich Geoff keine, diese Stelle zu bekommen, aber er zeigt sich motiviert und bewirbt sich. Die Antwort kommt schneller als er erwartet – noch bevor er vom Briefkasten zurückkehrt – und schon steht Goeff vor seinem zukünftigen Chef, der ihm einen Job bei der ZeitReise GmbH anbietet als Zeitreiseführer. Von da an soll sich Geoffs Nichtsnutzigkeit endlich auszahlen, allerdings haben gewisse Invasoren andere Pläne mit ihm.

Das Cover und der Titel von „Invaders“ sollen offenbar Leute anlocken, die sich viel im Science-Fiction Genre aufhalten. Nur die Aufschrift „Sie kommen in Frieden … oder so“ und die pixeligen Aliens aus dem gleichnamigen Spiel lassen darauf schließen, dass der Roman eine andere Schiene fährt. Wenn Geoffrey in Schlappen und Pyjamahose sein heimisches Königreich verlässt, fühlt man sich sofort an „Per Anhalter durch die Galaxis“ von Douglas Adams erinnert. Ganz so skurril und irrsinnig wird „Invaders“ aber nie. Die erste Hälfte des Buches ist aber überaus unterhaltsam. Das hält genau bis zu dem Punkt, an dem Geoff in die Welt als Zeitreisführer eingeführt wurde. Zuvor, wenn ihm erklärt wird, dass er absolut unwichtig ist und deshalb perfekt für diesen Job sei, kann man sich ein schadenfrohes Grinsen einfach nicht verkneifen. Die Dialoge sind einfach köstlich und die Balance aus verletztem Stolz und vorfreudigen Erwatungen ist Peter Ward sehr gut gelungen. Genauso einfach schafft er es, den Leser in die Zukunftswelt einzuführen und die Zeitreiseorganisation plausibel darzustellen. Einiges an Humorpotential geht bereits dadurch verloren, dass Geoff seinen neuen Job nie wirklich antritt. Witzige Momente bei Stadtführungen mit Touristen aus der Zukunft bleiben leider aus. Stattdessen nimmt die Geschichte ihren eigentlichen Lauf, in der die Menschenwelt in großer Gefahr schwebt, von alten außerirdischen Bekannten ausgelöscht zu werden. Ab da wirken Geoffs unqualifizierte Einzeiler gezwungen und man muss sich in den „actiongeladenen“ Stellen mit Formulierungen wie diesen rumschlagen:

Ringsherum war es unheimlich still - in einem derartigen Ausmaß, dass man eine Stecknadel hätte zu Boden fallen hören können, obwohl alle Beteiligten stillschweigend übereingekommen zu sein schienen, dass hier weder der rechte Ort noch die rechte Zeit war, um Stecknadeln fallen zu lassen, es sei denn, sie hatten vor [Person XY] in irgendeiner spaßigen Falle zu fangen, ganz im Stil von Kevin - Allein zu Haus.

Nicht jeder wird sich daran stören, denn auch das kann witzig sein, aber die Logiklöcher in der zweiten Hälfte des Romans sind so groß wie schwarze Löcher. Die Krankheit, wenn man sich an Geschichten über Zeitreisen versucht. Auch wenn – oder gerade weil - sich Ward letztlich überhaupt nicht mehr darum schert, ob das alles Sinn macht, was er einem präsentiert, bringt das Buch den Leser zu einem zufrieden stellenden Ende.

Invaders“ liest sich recht flüssig, was vor allem daran liegen mag, dass sich Ward nicht mit langen Beschreibungen aufhält, sondern eher über Dialoge seine Informationen übermittelt. Was gut ist, denn diese sprudeln vor Humor. Bei den sperrigen Konstrukten zwischen der wörtlichen Rede sieht das schon ganz anders aus und das wird wohl oder übel an der Übersetzung liegen, dass es nicht immer zündet, wie es soll. Nicht dass es an Qualität mangeln würde, im Gegenteil, allerdings geht im Deutschen einiges verloren. Vieles wird bei uns anders betont, manche Doppeldeutigkeit funktioniert nicht oder der Satz wird viel zu sperrig, um noch als Witz zu funktionieren. Der Griff zur englischen Fassung lässt sich zumindest im Bereich des Humors aber grundsätzlich empfehlen.

Geoff als sympathischer, unbedeutender Weltenretter ist eine Figur, der man durchaus in einem weiteren Band begegnen wollen würde. In erster Linie ist er Dummschwätzer und Nerd – der moderne Held also, wie im Serienhit The Big Bang Theory eindeutig bewiesen wurde. Wer sich selbst in eben jene Schiene einordnet, wird seine helle Freude an den zahlreichen Erwähnungen von Retro-Videospielen und Serien (Dr. Who) haben. Wer noch nie ein Computerspiel gesehen hat und nur Öffentlich Rechtliche schaut, wird jede zweite Anspielung mit einem Schulterzucken abtun. Während Geoff den britischen Traum lebt und von Couchpotatoe zum Alienvernichter wächst, bleiben die anderen Figuren flach bis kaum existent. Sein Freund und Mitbewohner Tim ist zwar immer dabei, hätte aber einen Schuss Persönlichkeit vertragen. Der Rest verdient keine Erwähnung, außer dass man sie gerne näher kennen gelernt hätte. Es geht eben um Geoffry Stamp und es fällt auch kaum negativ ins Gewicht, aber es wäre eben auch besser gegangen.


Fazit

Invaders“ ist ein Buch von einem Nerd für Nerds (wahlweise Geeks). Im Stile eines Douglas Adams light liefert Peter Ward einen humorvolles Debüt ab, das jedem ans Herz gelegt sei, der Humor in Science-Fiction für Mangelware hält und dem Logik so wichtig ist wie Fußpilz. Für alle anderen ist es sicherlich ein gewagtes Experiment, das man eingehen kann, dessen Auswirkung auf die Zukunft aber ungewiss ist.


Pro und Kontra

+ Geoffrey Stamp ist sehr unterhaltsam
+ sehr lustig in der ersten Hälfte
+ plausibel in der ersten Hälfte (wenn man den Zeitreiseaspekt hinnimmt)

- sehr schwache Nebencharaktere
- Humor in der zweiten Hälfte teils gezwungen
- Logiklöcher galaktischer Ausmaße

Beurteilung:

Handlung: 3,5/5
Charaktere: 2,5/5
Lesespaß: 3,5/5
Preis/Leistung: 3,5/5