Rezensionen im November (2013)

Liebe LeserInnen,

der letzte Monat des Jahres ist angebrochen und somit ist es wieder Zeit für unseren allmonatlichen Rückblick auf die Rezensionen der vergangenen vier Wochen. Auch im November konnte das Redaktionsteam wieder zahlreiche Titel besprechen – eine kleine Auswahl werden heute nochmals vorgestellt.

Viel Spaß!


Belletristik

"Der glücklose Therapeut" von Noam Shpancer ist ein stimmungsvoller und atmosphärischer Einblick in die Welt der Psychologie, der durch den starken Protagonisten, seine Gefühle und Ängste umso authentischer wird.

Wer zu "Drei Songs später" greift, erwartet sicher etwas anderes als das, was Lola Renn dem Leser bietet. Ein brisantes Thema wird hier angesprochen und zu einer recht kurzen, aber dafür umso heftiger ausgearbeiteten Geschichte verarbeitet. Neben der Botschaft, niemals seine Träume loszulassen, flechtet die Autorin auch wunderbare Musikstücke in die Story ein, sodass das Debüt im Grunde eine nachdenklich stimmende Liebeserklärung an das Leben ist, das trotz aller Schwierigkeiten lebenswert ist und man immer Menschen findet, die unterstützend hinter einem stehen. Ein wunderbares Buch für Jugendliche, die noch nicht so genau wissen, wohin ihr Weg führen soll, und Erwachsene, die sich gerne an diese harten, rückblickend aber auch schönen Zeiten erinnern wollen.

Fantasy

"Celaenas Geschichte (Teil 2)" von Sarah J. Maas ist eine gelungene Kurzgeschichte, die weitere Aspekte und Hintergründe von Throne of Glass enthüllt. Es ist, als würde man wieder nach Hause kommen und jedem Fan der Serie ist diese Kurzgeschichte definitiv zu empfehlen, obgleich sie etwas hinter der ersten zurückliegt. Bitte mehr davon!

Der Abschlussband der Firelight-Trilogie lässt den Leser leider mit einem enttäuschenden Gefühl zurück. Nach zwei starken Teilen verschwendet Sophie Jordan in "Leuchtendes Herz"] wertvolle Seiten für den verhältnismäßig kurzen Aufenthalt beiden Enkros und die Flucht aus der Gefangenschaft. Die tatsächlich interessanten und offene Fragen klärenden Komponenten, die erst im letzten Viertel des Buches auftauchen und für jede Menge Zündstoff sorgen könnten, kommen dadurch viel zu kurz und können den Erwartungen des Lesers nicht gerecht werden. Schade, so einen schnellen und unausgewogenen Abschied haben Jacinda, Cassian und Will nicht verdient.

Horror / Mystery

Stephen King hat mit "Doctor Sleep" einen vielschichtigen Roman geschrieben, mit zwei großen Spannungsbögen, einer Jagd ungefähr in der Mitte und einem Finale, in dem ein mächtiger Brückenschlag zu "Shining" erzeugt wird. "Doctor Sleep" unterscheidet sich vor allem darin vom Vorgänger, dass er komplexer ist und King mehrere Handlungsstränge mit erheblich mehr Personal handhabt. Wer schon immer wissen wollte, wie es mit Danny Torrance weiterging, erfährt es hier auf spannende und unterhaltsame Weise, schlüssig und ohne einen Aufguss von "Shining" vorgesetzt zu bekommen.

Science Fiction

Die Kombination aus Eiszeit und Steampunk funktioniert in "Die zerbrochene Puppe" einfach wunderbar: Atmosphärisch dicht und mit zeitgemäßer Sprache liefern Judith und Christian Vogt eine packende Story mit einem Protagonisten, der so gar nicht ins Heldenschema passt. Naðan ist beinahe zu vornehm für seine raue Welt, zu unsicher, aber auch verzweifelt und daher entschlossen. Ein mitreißendes Abenteuer, originell und durchweg spannend!

"Apokalypse" ist der hochatmosphärische Auftakt der "Zeit des Bösen"-Saga und verwöhnt seine Leser mit einer beklemmenden Mischung aus Dystopie und Mystery. Luis und Rómulo Royo haben hier das erste Fragment eines komplexen Gesamtkunstwerks offengelegt, das religiöse und mythologische Elemente zu einem finsteren Endzeit-Szenario verwebt. Himmel und Hölle zerrinnen zu Graustufen – in Bildern, die typisch Royo sind und dabei detailreicher und intensiver als je zuvor.

Thriller

Stefanie Maucher befasst sich in ihren Geschichten gerne mit harten Themen und nimmt dabei kein Blatt vor den Mund. Auch in "Fida" wird der Leser wieder mit einer Story konfrontiert, die nicht für zarte Gemüter geeignet ist. Freunde von erschreckenden Themen in schonungsloser Umsetzung, die auch mal ein wenig Blut und Gewalt vertragen können, finden hier durchaus gute Unterhaltung. Trotz einiger Schwachpunkte kann dieser spezielle Psychothriller für spannende Stunden sorgen und schon nach wenigen Seiten, vor allem aber nach Beendigung des Lesens seine Wirkung entfalten.

Blut ist dicker als Wasser – Sean Olin erzählt in "Brother Sister – Hört uns einfach zu" die Geschichte eines Geschwisterpaares, das kein leichtes Leben zu führen hat. Verschiedene Konfliktthemen des jugendlichen Alters werden in diesem Roman zur Sprache gebracht, auch wenn die Umsetzung nicht in jedem Punkt zu hundert Prozent gelungen ist. Teilweise ist die Geschichte vorhersehbar, teilweise unglaubwürdig – und doch schafft der Autor es irgendwie, den Leser bis zum Ende gefesselt zu halten. Nur um ihn dann wieder in Zweifel zu stürzen ...

Krimi

Der fesselnde Schreibstil tröstet bei "Zeig mir den Tod" von Petra Busch über die unsympathischen Charaktere hinweg. Trotz aller Merkwürdigkeiten will man dann doch wissen, wie es ausgeht und was hinter allem steckt. Meisterhaft versteht es die Autorin, falsche Fährten zu legen und immer wieder neue Wendungen ins Spiel zu bringen.

"Antipasti und eine Prise Schuld" ist kein Krimi im üblichen Sinne. Feinsinnig und bedächtig entfaltet Bettina Isabel Rocha das Portrait um Sünden der Vergangenheit und legt dabei den Schwerpunkt mehr auf menschliche Interaktionen als Spannung, Action und Blut. Mit Margot und Thea führt sie zwei sympathische Protagonisten ein, die über Herd und Hecke versuchen, einem Mörder auf die Spur zu kommen.

Comic

"Interview mit einem Vampir - Claudias Story" ist eine hochatmosphärische Graphic Novel, die Anne Rices Werk einen neuen Blickwinkel hinzufügt. Claudias Wandlung vom verwöhnten und wissbegierigen Vampirkind zur wütenden und Fragen stellenden Erwachsenen im Mädchenkörper wird einfühlsam und glaubhaft geschildert und von traumhaften Zeichnungen begleitet. Abgerundet wird der düstere Comicroman von einer edlen Aufmachung, was "Claudias Story" zu einem blutigen Juwel macht.

Dagobert Duck ist eine Klasse für sich, genau wie die Zeichnungen des Carl Barks. Wer gute Unterhaltung braucht oder Reisen in weit entfernte Länder unternehmen will, der ist hier genau richtig. Zudem ist "Aus dem Leben eines Fantastilliardärs" eine Bereicherung für die heimische Literatursammlung.

Manga

Wer bei "Zerrissene Seelen" eine Liebesgeschichte sucht, wird nicht fündig werden, stattdessen erwartet den Leser eine packende Story über negative Gefühle wie Hass, Rache und verzweifeltem Wahnsinn. Welche Auswirkungen haben dieses Denken und Handeln, nicht nur auf andere, sondern ganz besonders auf uns selbst? Kann man durch diese negativen Gefühle und Gedanken glücklich werden? Wohl kaum – doch Haruka Kurumatani gelingt es, die zerstörerischen Antriebe glaubhaft darzustellen.

"Schwur der Zeit" startet mit einem spannenden Auftakt, der seine Leser mit den vielen historischen Figuren etwas überfordert. Man braucht etwas Zeit, um in die Geschichte hineinzufinden, erkennt dann aber schnell das große Potential, das in ihr steckt. Optisch wurde der Manga aus der Zeichenfeder von ShuShuShu Sakurai äußerst stimmungsvoll umgesetzt, sodass man gerne zum zweiten Band greifen wird.

Sonstiges

Nach ihrem Ausflug in das Krimi-Genre kehrt Carolin Schairer mit "Verlieren - Vergessen - Verzeihen" zurück zu ihren Wurzeln. Die Mischung aus einfühlsamen Drama, pointierten Dialogen und sprachlichem Können lässt die 277 Seiten viel zu schnell vorüberziehen. Eine Lebens- und Liebesgeschichte sensibel und kraftvoll erzählt.


Wie man sieht, war das Programm im November wieder sehr bunt gemischt, und auch im Dezember erwarten euch wieder zahlreiche Rezensionen aus dem Team. Vielleicht wird auch der eine oder andere Weihnachtstitel dabei sein. Wer noch ausgiebiger stöbern möchte, darf sich gerne jederzeit in unserer Rezensions-Übersicht umschauen.

Wir wünschen euch eine zauberhafte Vorweihnachtszeit,
euer Literatopia-Team