Unsere Highlights aus 5 Jahren Literatopia (Teil 6)

Liebe LeserInnen,

Ein halbes Jahrzehnt ist Literatopia nun alt und meine Wenigkeit darf sich an ihrer Gesellschaft gerade mal etwa seit einem Jahr erfreuen. Doch in einem Jahr kann man viel erleben und ein literarisch freundlicher Rückzugsort wie dieser, hat mir Einiges geboten. Von herausragenden Bestsellern bis hinzu atemberaubenden Comics und Graphic Novels, die mit Inhalt und Darstellung den  Alltag gänzlich auf den  Kopf stellen vermögen, sehe ich mich dazu in der Lage ein paar von ihnen im Folgenden zu erwähnen. Tagtäglich begleiten mich Bücher und dank Literatopia hat sich mein Horizont um Längen erweitert. Wer hätte gedacht, welch unbekannte Welten für einen persönlich bereit liegen.  Zahlreiche Schätze verschiedener Epochen beheimaten nun meine Lesekammer und es ist noch Platz für mehr. Es wird Zeit einen kleinen Bruchteil davon vorzustellen, denn wieso sollte nur ich in den Genuss großer Genialität kommen.

So beginnen wir die Reise im Frankreich zur Zeiten der französischen Revolution. Wir gehen entlang der von Aufständen gebeutelten Straßen, schauen Rousseau bei einer seiner schwungvollen Reden zu, blicken um die Ecke und sehen eine junge, wunderschöne Frau, die sich mutig und präsent zeigt, nicht unterkriegen oder ausbeuten lässt. Eine feine Dame der Gesellschaft, die für ihre Rechte zu kämpfen weiß: „Olympe de Gouges“.

Noch nicht oft den Weg in die Regale großer Buchhandlungen gefunden, haben sich Catell Muller und Jose-Louis Bocquet ein Herz gefasst und dieser Frau einen umfassenden Gesamtband geschenkt, der es mehr als nur Wert ist gelesen zu werden. Automatisch eingesogen in die Welt einer Frauenrechtlerin, die es nicht nötig hatte im Evaskostüm  ihre Ideale zu präsentieren. Zeichnungen, die auf den ersten Blick einfach und grob erscheinen, sind in Wahrheit kleine Meisterwerke, jedes für sich ein Fenster in den Hof der französischen Gesellschaft aus einer femininen revolutionären Sicht. Doch nicht nur bloße Äußerlichkeiten zeichnen diese Graphic Novel aus.

Atmosphäre, Stimmung und der geschickte Umgang mit der schwarz-weißen Kolorierung vermitteln dem Leser ein Gefühl von Behaglichkeit und Abenteuer zugleich. Da dieses Stück Kunst einem breiten Publikum bekannt werden sollte, so bin ich froh die Ehre gehabt zu haben, ihn in seiner Pracht vorstellen zu dürfen.

Doch nicht nur Frankreich und seine epochalen Umbrüche ist von Bedeutung und Interesse. Denn wahrlich gab es Zeiten, die noch kruder und dunkler waren, als wir es uns im modernen Westen vorstellen können. Aus diesem Grund begab ich mich auf eine Reise zu den Grundfesten des religiösen Glaubens-nach Israel, Jerusalem. Welche Geheimnisse warteten dort auf mich? Ungewiss und zögernd griff ich zu einem Bündel auf dem Sandboden liegender Comics, schlug sie auf und ward selbst Feuer und Flamme, denn „Das Dritte Testament“ hatte so einige Überraschungen und Geheimnisse parat, für die die Welt sicherlich noch nicht bereit ist.

Erzbischöfe, Ketzer, Inquisitoren, Mönche und junge Frauen-sie alle haben etwas gemeinsam: Die Jagd nach der Lösung des Rätsels des geheimnisvollen Julius von Samaria, das nicht nur die Welt wie man sie kennt, sondern auch den Glauben in seinen Manifesten und Grundzügen erschüttern wird. Der Graf von Marburg nahm mich mit auf eine Reise in unbekannte Gefilde und ich sah Dinge, von denen die meisten nicht einmal träumen.

Gott sei Dank waren zwei Männer zugegen, die alles verfolgten und Schritt für Schritt aufzeichneten-Xavier Dorison und Alex Alice. Mit geschickt ausgeklügeltem Szenario und atemberaubend echten Zeichnungen illustrierten sie die damalige Zeit in Perfektion. Über lange und steinige Strecken sind diese vier Bände an Authentizität kaum zu übertreffen.

Literatopia hat im vergangenen Jahr aber nicht nur meinen Sinn für Geschichte, Mystik und große Persönlichkeiten geschärft. Fantastik gepaart mit mehreren Horrorelementen nimmt mittlerweile auch einen großen Teil meiner bescheidenen Kammer ein. Wo soll man anfangen, wenn das Angebot schier gigantisch ist? Am besten man verbindet alltäglichen Spaß mit einer Prise literarischem Können und herauskommt ein Wunder aus der Hand eines großen Meisters: Robert Kirkman hat den Menschen einen Gefallen getan und seine Visionen bezüglich der Apokalypse offenbart: „The Walking Dead“ sind unsere Zukunft, oder vielleicht auch nicht?

Eine Lehre liegt verborgen in dem Endzeit-Szenario, welches von Zombies beherrscht wird. Es gibt jemanden, der überlebt und dieser jemand wird früher oder später auf einen anderen Überlebenden treffen. Die Vernunft gebietet eine Zusammenarbeit, doch war ich Zeuge eines Zerwürfnisses, dass trotz wandelnder Totengefahr sich weiter und weiter ausbreitete. Ich konnte es nicht fassen, dass die Menschheit in ihr altes Muster fiel und sich gegenseitig beklaute und tötete. Ein einsamer Wanderer aus den Wäldern erzählte mir vom großen Gouverneur.

Ein starker, charismatischer und überzeugender Mann. Ein Führer durch und durch. Viele waren bereit ihm zu folgen, doch nur wenige überlebten es, denn mit der Zeit verfiel er dem Wahnsinn; und wer das Schicksal herausfordert, der wird fallen. Gouverneur Philip Blake fiel tief, obwohl er fähig gewesen wäre, einen Ort zu schaffen, in dem Menschen in Frieden und ohne Angst leben konnten. Doch wie so oft erkennen wir nie die Gefahr, die über unseren Köpfen, wie ein Damocles-Schwert schwebt. Für die nächsten Monate und Jahre wird es mich oft an diesen Ort zurückziehen, denn wer weiß, vielleicht sind Menschen im Stande dazuzulernen, um das Paradies zu schaffen, für das sie geboren wurden.

Zurück aus der Zukunft in die Gegenwart. Durch Zufall fand ich mich in einer kleinen Stadt wieder, die irgendwie anders war: Farbenfroh, fröhlich und vor allem...besiedelt von Enten. Ich konnte meinen Augen nicht trauen. Ein Schild auf einer Straße verriet, dass dies die Heimat von Dagobert und Donald Duck war. Entenhausen. Aufgeregt lief ich durch die Straßen und plötzlich traf ich drei kleine aufgeweckte Fähnlein Fieselschweiflinge, die bemerkt haben mussten, dass ich völlig fremd hier war. Ich wollte alles über diesen Ort erfahren und sie waren nur allzu bereit mich mit Informationen, Mythen und Legenden über dieses Fleckchen Erde zu füttern. Neben einem schlauen Buch, kramte einer von ihnen einen dicken Wälzer heraus: „Die Ducks - Eine Familienchronik“.

Alles stand dort geschrieben. Die Geschichten von Dagobert, Donald, Tick, Trick, Track, Oma und Daisy Duck...und noch viel mehr. Carl Barks, der den Enten dabei half ihr Leben festzuhalten hat etwas geschaffen, das noch Generationen um Generationen weiterleben und begeistern wird. Und die Geschichten werden nicht langweilig. Mal sind sie zum Schmunzeln, zum Mitlachen oder Mitfiebern. Diese Enten haben alles, was man braucht und noch viel mehr.

Dank Literatopia kann ich mich zu den Besitzern dieser wertvollen Schrift zählen und immer, wenn es meinem Gemüt danach beliebt, in die Stadt zuückzukehren, dessen reichster Erpel mehr Angst um seinen ersten, selbst verdienten Taler hat, als so mancher um sein täglich Brot.

Zusammen mit diesem Forum habe ich viel gesehen und ich bin mir sicher, dass noch Vieles kommen wird. Jeder Roman, jede Graphic Novel und jeder Comic hat mir eine andere Sicht auf das Leben und die menschliche Fantasie gegeben. Natürlich waren hier und da Einzelstücke, die nicht meinen Geschmack trafen und zu denen man keineswegs raten sollte. Doch bleibt Vieles subjektives Empfinden und wer weiß, vielleicht würde sich jemand tatsächlich in Tobias O. Meißners von „Dämonen“ beseelten Welt wohl fühlen. Es ist schwer alle Erfahrungen zusammenzutragen, denn dafür reicht kein Platz der Welt.

Doch bevor ich an ein Ende komme, muss ich doch zugeben, dass es sich durchaus lohnt seine Gedanken schweifen zu lassen und sie an Bord eines Schiffes gehen zu lassen, das die Meere des Alls erforscht und neue Spezies und Welten erkundschaftet. Welches Transportmittel wäre dafür besser geeignet als Jonathan Archers NX-01. Der Kommandant des ersten Warp-5 Raumschiffes zeigt in „Star Trek: Enterprise“ wahrlich „Das höchste Maß an Hingabe“, die ein echter Captain nur zeigen kann.

Auch wenn Klingonen nicht die friedlichsten Zeitgenossen sind und Vulkanier bestimmt nicht zu den emotionalsten Wesen gehören, bereue ich keine Sekunde lang das Aufeinandertreffen mit ihnen. Mit der Zeit habe ich viel gelernt, doch gibt es in den unendlichen Weiten noch viel mehr. Ich bin mir sicher, dass die nächsten Jahrzehnte Literatopia  Einiges an Erkenntnissen einbringen wird. Wer weiß, vielleicht wird dies nicht mein letzter Logbucheintrag sein.

Bis dahin liebste Grüße,

Victoria!