Pretty clever (Elisa Ludwig)

pretty clever

Verlag Loewe, Januar 2013
Klappbroschur, 351 Seiten, € 12,95
ISBN 978-3785575345

Genre: Jugendthriller


Klappentext

Was würdest du tun, wenn deine reichen neuen Freundinnen die ärmeren Mädchen an deiner Schule schikanieren? Würdest du tatenlos dabei zusehen - oder würdest du für Gerechtigkeit sorgen?

Willas Entscheidung steht fest: Sie muss die Spielregeln ändern! Nur wie? Willa ersinnt einen raffinierten Plan und macht sich ans Werk, mit diebischer Freude und auf ihre eigene, ganz schön gerissene Art - bis sie feststellen muss, dass ihr Rachefeldzug ein paar Fallstricke bereithält


Die Autorin

Mit neun Jahren gründete Elisa Ludwig eine eigene Zeitschrift, bevor sie nach ihrem erfolgreich absolvierten Studium bei einer richtigen Zeitung zu arbeiten begann. Da sie dort leider keine Geschichten erfinden durfte, widmete sie sich bald ganz ihrem Traumjob und wurde Jugendbuchautorin. Wenn sie sich nicht gerade auf Flohmärkten tummelt, spielt sie gern Scrabble oder schreibt an ihren Büchern. Pretty clever ist der erste Band einer aufregenden Trilogie.


Rezension

Ein naives junges Mädchen, welches sich in einer Privatschule gegen reiche Mitschülerinnen durchsetzen muss - dazu fällt einem sofort der Film Girl's Club mit Lindsay Lohan ein. Witzig, bissig und mit viel Ironie wird dort die Situation des Landeis gemeistert - und die anfänglichen Seiten wirken genauso bissig wie der Film. Aber schnell dreht sich die Situation, denn Willa nutzt leider nicht ihr Köpfchen, sondern ihre diebische Energie. Achtung, dieser Text könnte Spoiler enthalten, anders ist eine Rezension über dieses Buch schlecht möglich. Jeder ist irgendwann einmal neu an einer Schule, Willa ist das schon sehr häufig passiert, denn ihre Mutter ist Künstlerin, sie hält es nicht sehr lange an einem Ort. Jetzt hat sie etwas Geld durch den Verkauf einiger Bilder bekommen und möchte Willa eine gute Schulbildung an einer Privatschule ermöglichen. Willa kommt also als normales Mädchen zu vorgeformten Cliquen, die einerseits aus reichen Snobs bestehen und andererseits aus Stipendiaten, die in den ärmeren Vierteln wohnen. Merkwürdigerweise gelingt Willa sofort der Anschluss an die angesagteste Clique der Schule, reiche, verwöhnte Mädchen, für die Geld keine Rolle spielt und die ganz genau wissen, was im Moment angesagt ist. Kann sich jemand das nicht leisten oder entwickelt sogar einen eigenen Stil, wird er gnadenlos düpiert. Willa ist sich dieser Ungerechtigkeit bewusst und versucht, die Waage wieder ins Gleichgewicht zu bringen.

Bis hierhin ließ die Geschichte noch hoffen und man war gespannt, wie Willa die Situation lösen würde. Grips und Witz hätte man ihr zugetraut, aber nicht die kriminelle Ader, die sie alsbald entwickelt. Ihre Entschuldigung für ihre Machenschaften sind einfach zu lahm, sie lügt sich selbst etwas vor, Robin Hood Methoden haben vielleicht im Mittelalter funktioniert, aber nicht mehr wirklich in der heutigen Zeit. Werten denn wirklich nur teure Markensachen einen Menschen auf? Und vor allem, woran Willa nun überhaupt nicht gedacht hat, wer glaubt den Mädchen denn, dass sie die Sachen nicht gestohlen haben? Woher haben sie denn auf einmal das Geld für teure Klamotten? Reicht wirklich ein Kleid aus, um Vorurteile über Bord zu werfen und auf der Beliebtheitsskala nach oben zu klettern? Willa verliert völlig ihre Bodenhaftung, die ihren Charakter anfangs sympathisch machte. Wer sich allerdings auf die gleiche Stufe mit den egoistischen, oberflächlichen und hinterhältigen Zicken begibt, der muss sich nicht wundern, wenn er anschließend tief fällt.

Inspiriert wird Willa durch Aidan, der ihr sofort durch seine unverfrorene Art auffällt. Aidan möchte mit aller Macht von der Schule geworfen werden, wahrscheinlich seine Art, Aufmerksamkeit zu erlangen. Willa ist von ihm einerseits fasziniert, andererseits flösst er ihr anfangs auch ziemliche Angst ein. Auch Willas Mutter verhält sich seltsam, sie redet mit Willa nicht über grundlegende Dinge, verschweigt ihr viele und ergeht sich in Andeutungen, die den Leser und Willa rasend machen. Die anderen Charaktere im Buch entsprechen völlig ihren Klischees, Vielschichtigkeit sieht anders aus, wenn es auch manchmal einige Überraschungen gibt. Mobbing an Schulen ist weit verbreitet, Schüler sind grausam und wissen genau, wo die Schwachstellen sitzen. Lösungsmöglichkeiten bietet dieses Buch leider nicht an, eher eine Anleitung, wie man auf keinen Fall vorgehen sollte. Zum Ende hin wird die Geschichte noch merkwürdiger und endet mit einem Cliffhanger, der sich aber ziemlich abstrus anhört und nicht unbedingt die Lust schürt, weitere Bände zu lesen.


Fazit

Kriminalität zahlt sich niemals aus, anfangs deutet alles in Pretty clever von Elisa Ludwig auf eine gewitzte Lösung hin. Aber schon bald driftet die Geschichte in die Unglaubwürdigkeit ab, die Protagonistin Willa verliert die Sympathien der Leser. Sie verdient, was sie bekommt - geholfen hat sie nicht wirklich, Gerechtigkeit besser zu verteilen. Der Schuss ging ziemlich nach hinten los - so einfach, wie Willa es sich vorgestellt hat, lassen sich Vorurteile nicht aus der Welt schaffen.


Pro und Contra

+ angenehmer Stil
+ anfangs sehr spannend
+ die Grundidee ist lobenswert

- Unrecht ist kein Grund für Kriminalität
- Charaktere entwickeln sich ins Negative
- die Mutter redet einfach nicht
- Willas Rechtfertigungen verursachen Magenschmerzen
- Unglaubwürdigkeit

Wertung sterne3

Handlung: 3/5
Charaktere: 3/5
Lesespaß: 3/5
Preis/Leistung: 3/5