In die Dunkelheit (Evan Currie)

Heyne Verlag (September 2013)
Taschenbuch, 688 Seiten, € 10,99
ISBN: 978-3-453-31488-7

Genre: Science-Fiction


Klappentext

Jenseits der Sterne lauert der Tod

Wie groß ist das Universum wirklich? Und was verbirgt sich in den uns bisher unbekannten Weiten? Voll Abenteuerlust bricht die Crew des Raumschiffs Odyssee auf, um den Kosmos zu erforschen. Je weiter sie unser Sonnensystem hinter sich lassen, desto atemberaubender und fantastischer werden die Wunder und Wesen, denen sie begegnen. Doch in der Dunkelheit wartet auch etwas auf die Odyssee, das die schlimmsten Albträume ihrer Besatzung wahr werden lässt.

Der Sensationserfolg aus den USA – Evan Currie vereint packende Spannung mit spektakulärer Action.


Rezension

Mit der „packenden Spannung“ und der „spektakulären Action“ preist der Klappentext zwei Merkmale an, die das Buch schon einmal vielversprechend erscheinen lassen. Und diese treffen sogar – wenn auch nicht im bejubelten Ausmaß – zu. Der Haken an der Sache ist nur, dass es sich dabei um die einzigen positiven Dinge handelt, die man über „In die Dunkelheit“ sagen kann. Wer es sich bei „Sensationserfolg aus den USA“ noch nicht zusammengereimt hat, dem sei nun auf die Sprünge geholfen: Dieses Buch ist ein Blockbuster in Papierform. Ob man damit etwas anfangen kann, muss jeder für sich entscheiden – fest steht allerdings, dass diese Geschichte auf der Leinwand besser aufgehoben wäre.
Denn auf einer solchen wären wohl auch die großen Schwächen des Romans leichter verzeihlich: Die dünne Story bietet lediglich einen Rahmen für eine Actionszene nach der nächsten, in der sich flache Charaktere dümmliche Sprüche an die Köpfe werfen oder – wenn diese nicht mehr ausreichen – in hölzernen Dialogen Plattitüden austauschen.

Doch worum geht es eigentlich? - In nicht allzu ferner Zukunft wird von der Erde das Forschungsraumschiff „Odyssee“ ausgesandt, um das Weltall zu erkunden. Dass es sich hierbei eigentlich eher um ein schwer bewaffnetes Kampfschiff handelt, erklärt Currie mit einem eskalierten Ost-West-Konflikt auf der Erde, der den „guten“ Westen – denn wer sonst sollte ein derartig großartiges Raumschiff bauen – hat vorsichtig werden lassen. Überflüssig zu erwähnen, dass die tapfere Besatzung der Odyssee im Laufe des Buches noch überreichlich Gebrauch von dieser Bewaffnung machen wird.
Denn als einige „Sprünge“ hinter der Crew liegen, stellt sich heraus, dass das Universum bei Weitem nicht so leer und einsam ist, wie es von der Erde en Anschein hat. Diese „Sprünge“ - oder irgendwelche anders gearteten Möglichkeiten, schneller als das Licht voranzukommen - sind in diesem Genre Standard und natürlich legitim. Problematisch wird es erst dann, wenn versucht wird, möglichst realistisch klingende Erklärungen zu liefern. Erklärungen, die fast zwangsläufig unglaubwürdig wirken. So auch hier: Curries pseudowissenschaftliches Geschwafel langweilt größtenteils eher, als dass es wirklich interessant oder aufschlussreich wäre. Die ein oder andere nette Idee hat er dann aber doch parat, sodass man über die ein oder andere Technik staunen kann. Und dann sind da natürlich noch die Außerirdischen.

Und hier wird es wirklich interessant – wenn auch nicht so interessant, wie es werden könnte. Denn anstatt auch nur eine Zeile auf die Implikationen zu verschwenden, die diese Entdeckung womöglich für die Menschheit mit sich brächte, lässt Currie seine Armada aus wie Aufziehpuppen agierenden Charakteren sich lieber in einen Konflikt apokalyptischen Ausmaßes stürzen. Zuerst schießen, dann die Fragen stellen – wozu hat man denn sonst ein solch schickes, bis an die Zähne bewaffnetes „Forschungsschiff“? Tatsächlich dürfte Currie hier eine der unglaubwürdigsten jemals stattgefundenen ersten Begegnungen zwischen Mensch und Außerirdischen inszeniert haben, von der man je gelesen hätte; so findet man nicht mal eine läppische Seite des Staunens darüber, dass man „nicht allein ist in diesem Universum“.

In besagtem Konflikt zwischen zwei Außerirdischen Rassen – von denen nun eine menschenähnlich und die zweite vollkommen fremdartig ist – steht es nicht gerade rosig für diese extraterrestrischen Menschen, sodass die tapfere und kampfhungrige Crew der Odyssee gerade im rechten Moment erscheint. Denn obwohl diese fremden Menschen jenen von der Erde in jeder nur erdenklichen Hinsicht überlegen scheinen, haben sie in militärischer Hinsicht geradezu lächerliche Defizite – nur eines von vielen Logiklöchern, die den Plot durchziehen wie Einschusslöcher einen Raumschiffrumpf nach einer epischen Schlacht.
Apropos epische Schlacht: Natürlich lässt Currie, nachdem die Entscheidung des Eingreifens gefallen ist, ordentlich die Fetzen fliegen. Dass es hierbei nicht selten kurzweilig zugeht, entschädigt immerhin zum Teil für die mangelnde Balance aus reinem Spektakel auf der einen Seite und reflektierter Science-Fiction, wie man sie heutzutage eigentlich erwartet, auf der anderen. Denn die spannenden Rätsel, die sich auf dieser immerhin als Forschungsreise angesetzten Odyssee ergeben, werden leider nur in einigen Nebensätzen abgefrühstückt.


Fazit

„In die Dunkelheit“ ist zum allergrößten Teil plumpe „Haudrauf-Action“: Charaktere, die direkt einem 90er Jahre Actionkracher entliehen scheinen, treten bösen Aliens in den Hintern. Darüber hinaus wird leider nichts an Ideen oder Konzepten geboten, die es nicht schon anderswo – und vor allem besser – gegeben hätte.


Pro & Kontra

+ bisweilen kurzweilig und unterhaltsam
+ die eine oder andere nette Idee

- unglaubwürdig: voller Logiklöcher und merkwürdigem Verhalten der Charaktere
- dumpfes Actionspektakel
- platte Dialoge

Wertung:

Handlung: 3/5
Charaktere: 2/5
Lesespaß: 3/5
Preis/Leistung: 4/5

Tags: Space Opera