Jack the Ripper (Francois Debois, Jean-Charles Poupard)

Verlag: Splitter; (Dezember 2013)
Gebundene Ausgabe: 112 Seiten; 22,80 €
ISBN-13: 978-3868696943

Genre: Thriller


Klappentext

JACK THE RIPPER

London, Herbst 1888.

Jack the Ripper – wer kennt diesen Namen nicht?
Im Herbst 1888 ermordet der weltberühmte Serienmörder fünf Prostituierte auf abscheuliche Art und Weise und versetzt das Londoner East End in Angst und Schrecken.

London, Frühjahr 1889.

Inspektor Frederick Abberline macht Jagd auf die Zuhälter, die ihre „Mädchen“ im Akkord arbeiten lassen, um den von Jack verursachten Verdienstausfall wieder wettzumachen.

Doch getrieben von seiner Besessenheit, was Recht und Gesetz betrifft, greift Abberline zu Methoden, die für Scotland Yard bei weitem zu unkonventionell sind, und sein treuer Gefährte George Godley, warnt ihn. Es sei vielleicht an der Zeit zu verschwinden.

Eine Serie von Morden, die in ihrer Vorgehensweise denen von Jack sehr ähneln, wurde in Paris begangen. Während Abberline den Kanal überquert, um den Mörder aufzuscheuchen, wird Godley mit einem neuen Fall betraut: Ein Arzt, der aufgeschlitzt in einem von innen verschlossenen Raum aufgefunden wird. Einziger Hinweis ist ein arcado-zypriotisches Manuskript, das erschreckende Enthüllungen enthält.

Zwei Untersuchungen, zwei Mörder. Alles ist miteinander verknüpft, das Hypnose-Protokoll ist der Schlüssel und Abberline muss der unerträglichen Wahrheit ins Auge sehen:
Er ist Jack the Ripper.


Rezension

Wenn es einen Serienmörder gibt, der weltweite „Berühmtheit“ erlangte, dann dürfte dies Jack the Ripper sein. In unzähligen Filmen tritt er auf, am Rande oder im Mittelpunkt, viele Bücher wurden über ihn geschrieben und weiterhin hat er nichts an seiner Faszination für die Menschen verloren. Was durchaus an den Umständen seines Auftauchens seiner Morde und dem Verhalten der Behörden liegen mag. Denn nach wie vor sind ein Teil der Akten unter Verschluss, obwohl sie normalerweise nach 100 Jahren wohl freigegeben werden. Und so gibt es einen Nährboden für allerlei Verschwörungstheorien rund um die Polizei, der ethnischen Herkunft Jacks und auch welche, die das britische Königshaus miteinbeziehen. Alan Moore verfasste z.B. den Comic From Hell, der von Eddie Campbell gezeichnet und 2001 mit Johnny Depp in der Rolle des Frederick Abberline verfilmt wurde. Moore stützte sich genau wie jetzt Francois Debois als Autor und Jean-Charles Poupard auf Stephen Knights Theorie, die William Gull, den Leibarzt der Königin in den Mittelpunkt stellt.

Die grobe Geschichte und die Ereignisse im ersten Teil des Jack the Ripper-Bandes von Splitter dürften bekannt sein. Jack the Ripper ermordet insgesamt fünf Prostituierte auf höchst bestialische Art und Weise. Frederick Abberline bekommt den Auftrag in dem Fall zu ermitteln und versucht mit allen Mitteln sein Ziel zu erreichen. Den Ripper zur Strecke zu bringen und gleichzeitig die Ruhe auf den Straßen Whitechapels wiederherzustellen und zu bewahren. Denn London gleicht zum Zeitpunkt der Morde einem Pulverfass, ein Umstand, den sich so manch zwielichtiger Geschäftsmann nur allzu gerne zu nutze machen will. Zuallererst Lusk, Anführer der Bürgerwehr in Whitechapel und der tatsächlich existierte und den From Hell-Brief von Jack the Ripper erhielt. Abberline steht also in dem Spannungsfeld eine höchst komplizierte Mordserie lösen zu müssen und gleichzeitig dafür zu sorgen, dass niemand unbedacht handelt oder einfach ein Sündenbock von der Bevölkerung gesucht wird, der gut zu den eigenen Vorurteilen passt. Keine leichte Aufgabe, zumal der Fall auch noch eine persönliche Note für Abberline bekommt und so wirkt er mit der Zeit gehetzt und rastlos. Abberline wird hier als unnachgiebig dargestellt, mit einem ausgeprägten Gerechtigkeitssinn und Beschützerinstinkt. In wie weit dies seinem wirklichen Wesen entspricht, kann nicht gesagt werden, aber es passt perfekt zur Erzählweise und dem Erzähltempo des Comics, welcher so manche rasante Szene enthält. An Action und Spannung mangelt es nicht.

Der zweite Teil des Comics ist klar ersichtlich Fiktion, steht der ersten Hälfte aber trotzdem in nichts nach. Abberline ist seit den Ereignissen um Jack the Ripper gezeichnet und geht nun gnadenlos gegen Zuhälter vor, die ihre „Mädchen“ mehr als schlecht behandeln. Aufgrund dessen wird ihm nahe gelegt für eine Zeit aus London zu verschwinden. Auch hier spielt Lusk eine wichtige Rolle, hat er doch Umsatzeinbußen zu befürchten, wenn Abberline bleibt. Und so macht sich der Inspektor auf den Weg nach Paris, um dort eine Mordserie zu lösen, die durchaus auf Jack the Ripper als Täter hinweist. Auch wenn es für Außenstehende unmöglich erscheint, ist Abberline mehr als bereit zu glauben, dass der Serienmörder auf die ein oder andere Weise zurück ist. Was er aber dann entdeckt, ist ein Grauen mit dem er nicht rechnen konnte. Und so ist es auch nicht schlimm, wenn der Klappentext gleich die vermeidlich große Überraschung verrät.
Auch der zweite Teil des Jack the Ripper-Comics von Francois Debois und Jean-Charles Poupard weiß zu überzeugen. Ebenso wie im ersten Teil des Comics ist das Tempo hoch und dem Leser werden immer neue kleine und größere Schockmomente versetzt.

Francois Debois macht mit seinem Szenario alles richtig. Er wirft den Leser direkt in die Handlung hinein, offenbart ihm die Identität von Jack the Ripper, dessen Leiche ein Wanderer in den Bergen findet, und springt ohne ein Wort der Erklärung in das Jahr 1888 in London. Und damit entfaltet sich das Grauen der Mordserie vor den Augen des Lesers. Eine Mordserie, die in einem Elendsviertel stattfand und in dem die Bewohner sowieso schon wenig Hoffnung auf ein besseres Leben haben. Die Offenbarung Jacks am Anfang führt zu keinem Spannungsabfall, im Gegenteil, durch die atemlose Dramaturgie, wird der Leser hineingezogen und will wissen, wieso. Das dies so perfekt klappt, liegt neben den Figuren ebenso auch an den Zeichnungen, die sehr düster sind. Enge Gassen und dunkle Straßen bilden den Hintergrund und tragen zur trostlosen Atmosphäre bei und verbinden sich sehr gut mit dem dynamischen Zeichenstil der Personen.
Zusammen mit der grundlegenden Prämisse, die Francois Debois anlegt und die in einem Punkt vielleicht in einem gewissen Sinne fantastisch anmutet und an einen Dr. Mabuse erinnert, entsteht so ein gruseliger Thriller, der so auch zur Zeit Jack the Rippers hätte enstanden sein können. Ein Bram Stoker, Jules Verne, Edgar Allen Poe oder eine Mary Shelley scheinen dem Autoren über die Schulter geschaut zu haben.


Fazit

Ein nebelverhangenes London, ein legendärer Serienmörder, der wie ein Schatten über der Stadt liegt und eine clevere Idee, machen Jack the Ripper zu einem lesenswerten Thriller, der trotz des allseits bekannten Themas dennoch zu überraschen weiß.


Pro & Contra

+ atmosphärisch dicht
+ neue Ideen

Bewertung:

Handlung: 4,5/5
Charaktere: 4/5
Zeichnungen: 4/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 4,5/5


Literatopia-Links zu weiteren Titeln über Jack the Ripper:

Rezension zu Van helsing vs. Jack the Ripper