Blutgeschmiedet (Nathan Long)

long blutgeschmiedet

Black Library (Vertrieb: Egmont), 28.10.2013
Originaltitel: Bloodforged (2013)
Übersetzt von Ralph Sander
Taschenbuch, 525 Seiten
€ 9,99 [D] | € 10,30 [A] | CHF 14,90
ISBN: 978-1-78193-041-0

Genre: Dark Fantasy


Inhalt

Ulrika kann sich nicht in die lahmianische Gesellschaft eingliedern. Sie fühlt sich durch Gabriella eingeengt, möchte mehr Freiheiten, kann und darf dies aber nicht vor der erheblich Ranghöheren zur Sprache bringen. Ihr missfallen Gabriellas Intrigen und Handlungen, dass Gabriella ihr die Freiheit versagt, auch wenn sie diese für einen späteren, unbestimmten Zeitpunkt in Aussicht stellt. Famke ist die einzige Vampirin, die Ulrika versteht. Aber Gabriella lässt diese Freundschaft nur mit Widerwillen zu. Ulrika flieht in die Freiheit Richtung Praag und versucht sich eine eigene Existenz aufzubauen. Ihre Flucht führt sie wiederholt in gefährliche Situationen, die sie oft nicht problemlos bewältigt. Aber sie lernt besser mit ihren neuen Fähigkeiten und Beschränkungen umzugehen.

Vor den Toren Praags erlebt sie einen Überfall von Chaosbarbaren auf eine Karawane. Sie zögert nicht lange und hilft den Menschen. Zur Rettung kommt eine Kavallerie-Kompanie der Greifenlegion herbei. In Praag trifft Ulrika auf den gefährlichen Kult der Slaanesh, der die Macht übernehmen und auf dem Weg dahin alle vernichten will, die von seiner Existenz wissen. Der Kult entführt junge Frauen für ein blutiges und tödliches Ritual. Von ihren lahmianischen Schwestern verstoßen und von den Menschen abgelehnt, geht Ulrika eine Allianz mit dem Vampir Stefan von Kohln ein und unterwirft sich der obersten Vampirin von Praag, Boyarina Evgena Boradin, weil sie dies für zielführend hält.


Rezension

Nathan Long setzt mit Blutgeschmiedet, dem zweiten Band seiner Blut-Trilogie (Blutgeboren, Blutgeschmiedet, Blutgeschworen), die Geschichte der Vampirin Ulrika fort. Zu Beginn werden die Ereignisse aus dem Vorgänger im Verlauf eines Gesprächs kurz referiert und ein paar Erklärungen für deren Verständnis geliefert. Ulrika ist unfreiwillig Vampirin geworden, musste mühsam lernen, ihre animalische Seite zu kontrollieren und arbeitet daran, ein besserer Vampir zu werden. Ein wichtiger äußerer Anreiz zur Selbstkontrolle besteht darin, dass die Menschen Vampire jagen. Deshalb müssen die Vampire ihre Haare färben und sich anders ankleiden. Die Gräfin verschafft ihnen andere Namen, so dass sie unter neuer Identität existieren können. Hilfreich ist den Vampiren, dass manche Menschen ihnen gerne etwas von ihrem Blut geben.

Der innere Konflikt Ulrikas, die einander widersprechenden Identitäten „Ulrika, die Kislevitin“ und „Ulrika, die Lahmianerin“, gehört mit zu den zentralen Problemfeldern. Gabriella befindet sich weiter in einer politischen Auseinandersetzung mit ihrer Gegenspielerin Hermine, wobei der politische Aspekt der Interaktion in Blutgeschmiedet erstmals offensichtlich wird. In dieser Konfliktlage, die Ulrika zu kompliziert ist, sieht sie ihre beste Handlungsmöglichkeit darin, zu fliehen – nur, um in Praag ähnliche Strukturen in der Vampirgesellschaft vorzufinden, die sich als ein Spiegelbild der menschlichen Gesellschaft erweist. Ulrika wählt eine Existenz als Kämpferin für die Unterdrückten, Menschen in Not. Darin zeigt sich, dass Ulrika, anders als die älteren Vampire, die sich an ihre Existenz als neue Lebensform längst gewöhnt haben und sie zu ihrem Vorteil nutzen, ein noch naives Wesen ist, welches das Raubtier in sich verdrängt. Menschlichkeit ist für sie, wenn schon nicht eine biologische Option, so doch als innere Haltung das oberste erstrebenswerte Ziel. Ihr Einsatz für die Menschen macht Ulrika zu einer idealen Heldin der Dark Fantasy und versorgt sie mit dem notwendigen Antrieb, in die Unterwelt Praags hinabzusteigen und die Bedrohung zu bekämpfen, die Verschwörung gegen die Stadt und deren Elite aufzudecken. Der mysteriöse Stefan, der Ulrika bei ihrem Vorhaben hilft und dabei eigene verdeckte Ziele verfolgt, wird für sie in mehrfacher Hinsicht zur Herausforderung. Ulrika lernt eine weitere nicht angepasste Lahmianerin kennen, Raiza, eine konfliktfreudige Gegenspielerin.

Blutgeschmiedet ist vor allem durch Ulrikas Detektionsarbeit ein Crossover aus Fantasy und Kriminalgeschichte. Im Warhammer-Universum gibt es diese Verbindung auch in Dan Abnetts Trilogie Eisenhorn. Vorläufer dieses Konzepts gibt es eine Reihe, darunter die Filme Midnight Cop (1989) und die TV-Serie Nick Knight – Der Vampircop (1992-1996), in der ein über 800 Jahre alter Vampir als Cop arbeitet, den Menschen hilft und davon träumt, wieder ein Mensch zu werden. Ulrika träumt ähnlich: sie will von den Menschen akzeptiert werden und riskiert dafür viel. In Blutgeschmiedet wird die mythische Heldenreise Ulrikas fortgesetzt, sie  macht eine Entwicklung durch, wächst an den Problemen, mit denen sie sich auseinandersetzen muss, gewinnt an Erfahrungen. Ulrika befindet sich auf dem Weg der Reife. Strukturell ähnelt Blutgeschmiedet seinem Vorgänger Blutgeboren. Die Rolle des Templers Helmann übernimmt der Vampir Stefan, die des Serienmörders der magische Kult.


Fazit

Nathan Longs zweiter Ulrika-Roman Blutgeschmiedet entwickelt die Geschichte und die Figuren weiter. Protagonistin Ulrika trifft nachvollziehbare und motivierte Entscheidungen unter Unsicherheit. Sprachlich spielt Blutgeschmiedet in der Liga der Trivialliteratur und hat dort seinen Platz als gut konstruiertes und unterhaltsames Fantasy-Abenteuer.


Pro und Contra

+ stellt weniger auf Kampfszenen ab, wenngleich es sie auch hier gibt, dafür mehr auf Politik und Intrigen
+ gelungene Mischung aus Fantasy und Krimi

o in Momenten wird nur der Vorgänger variiert

Wertung: sterne4 

Handlung: 4/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 4/5


Rezension zu "Blutgeboren" (Phantast 10: Rollenspiel, S.31f)

Tags: Vampire