Flavia de Luce - Schlussakkord für einen Mord (Alan Bradley)

Penhaligon (Oktober 2012)
Broschiert, 320 Seiten
ISBN-13 978-3-7645-3098-3
€ 19,99 [D]

Genre: Krimi


Klappentext

Ach du heilige Pfeife – Flavia de Luce zieht alle register!

Sie steckt ihre Nase überall hinein und befördert jeden noch so tief vergrabenen Hinweis ans Licht – die elfjährige Flavia de Luce ist Hobbydetektivin aus Leidenschaft. Als sie ihre Nase zur Abwechslung in eine alte Kirchengruft steckt, rechnet sie allerdings nicht damit, eine verhältnismäßig frische Leiche ans Licht zu befördern. Aus dem Grab des Kirchenheiligen von Bishop's Lacey blickt ihr der ermordete Kirchenorganist hinter einer grotesken Gasmaske entgegen. Wer hatte einen Grund, Mr. Collicutt zu töten, und wieso hat er die Leiche hier, an diesem heiligen Ort, versteckt?


Rezension

In Bishop’s Lacey geht wieder der Sensenmann um. Flavia de Luce sieht sich mit ihrem 5. Fall konfrontiert. Das Grab des Heiligen St. Tankred soll ausgehoben werden, um dessen (hoffentlich) gut erhaltenen Überrest aufzubahren, damit die Dorfkasse wieder klingelt. Natürlich lässt sich die junge Schnüfflerin nicht davon abhalten, dabei zu sein, wenn das passiert. Unter der gehievten Steinplatte entdecken die Anwesenden statt einer 500 Jahre alten Mumie eine taufrische Leiche eines angesehenen Mannes, von dem man eigentlich annahm, er habe das Dorf verlassen. Mit einer Gasmaske über den Kopf gestülpt ist schnell klar: Es handelt sich hier um einen Mord. Nach einer angebrachten Millisekunde des Beileids und der Trauer macht sich Flavia unverzüglich daran, Indizien zu sammeln. Eine willkommene Ablenkung zu der stetig schwebenden Gefahr ihrer Familie, ihr Anwesen, Buckshaw, zu verlieren.

Bereits das fünfte Mal lässt Alan Bradley seine jugendliche Ermittlerin auf das Dorf mit den zahllosen Geheimnissen los und selten konnte eine Bücherreihe ihre Qualität nicht nur halten, sondern sich mit der Zeit noch steigern. Band 4 „Halunken, Tod & Teufel“ war bereits der bis dato Höhepunkt der Reihe, besonders durch die lustigen Einlagen, wenn Flavia versucht, den Weihnachtsmann eine Falle zu stellen. „Schlussakkord für einen Mord“ bietet zwar keine Extraportion Humor, dafür dürfte es aber der kurzweiligste Band sein. Vor allem ist er ziemlich spannend, denn die meiste Zeit dürfen wir Flavia nachts begleiten und das auch noch auf einem Friedhof. Unheimlicher geht es kaum und macht die Sache für den Autor gleich viel einfacher, den Leser bei der Stange zu halten. Wenn Flavia gerade nicht nachtaktiv ist, streift sie wie gewohnt mit ihrer vertrauten Gladys – ihrem Drahtesel – umher und steckt ihre Nase in fremder Leute Angelegenheiten. Bewährt hat sich bei den Ermittlungen schon immer Flavias Liebreiz. Mit ihrer gestellt naiven Art gelingt es ihr immer, den Mitmenschen Informationen zu entlocken, die sie eigentlich für sich behalten wollten. Vorausgesetzt natürlich Flavia macht sich überhaupt die Mühe anzuklopfen und nicht direkt einen kleinen, zweckdienlichen Einbruch zu riskieren. Und was sich auch nicht ändert, ist die Tatsache, dass trotz Flavias Indiziensammlung der Leser bis zum Schluss nicht erahnt, wer der Mörder ist.

Über Flavia muss man nach fünf Einsätzen nicht mehr viel sagen. Sie ist gerissen, charmant und einfach liebenswert. Eine richtige Entwicklung kann sie nicht wirklich durchgehen, denn die Zeitspanne der Bücherreihe beträgt gerade mal ein dreiviertel Jahr und überhaupt soll sie bleiben, wie sie ist. Interessanterweise sind es die anderen Dorfbewohner, die immer mehr Tiefe bekommen. Und wie sehr sind diese einem inzwischen ans Herz gewachsen? Waren sie zu Beginn noch flach und nur kurz angerissen, erfährt man durch Flavias Ermittlungen immer mehr von ihren Geschichten. Besonders die traurige Vergangenheit des Pfarrers wird dadurch offengelegt, aber auch über Flavias verstorbene Mutter Harriet erfährt man wieder einiges. Während einem die bekannten Figuren näher gebracht werden, stellt Alan Bradley auch zahlreiche neue vor. Mindestens eine von ihnen könnte sogar weiterhin eine tragende Rolle in den weiteren Bänden spielen.

Lässt man die geringe Wahrscheinlichkeit außer Acht, dass sich gleich fünf Morde in lediglich neun Monaten im putzigen Bishop’s Lacey ereignet haben und Flavia immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist, sind die Kriminalfälle sehr realistisch aufgezogen. Nie vergisst Bradley, dass Flavia erst zwölf Jahre alt ist, und er weiß, dass die Motive für menschliche Gräueltaten meistens sehr primitiven Ursprungs sind. Basierend auf dieser simplen Prämisse gelingt es ihm immer wieder aufs Neue, einen uneingeschränkt empfehlenswerten Roman zu veröffentlichen.


Fazit

Mit „Schlussakkord für einen Mord“ gelingt es Alan Bradley nicht nur, die Erwartungen der Leser zu erfüllen, sondern sie sogar noch zu übertreffen. Denn der neuste Band ist der bis dato kurzweiligste Fall und ebenso der spannendste. Flavia ist natürlich entzückend wie immer, die Story spannend und schlüssig und auch die Nebenfiguren bekommen Raum sich zu entfalten.


Pro und Kontra

+ Flavia de Luce
+ fabelhafte Sprache
+ durchdachter Kriminalfall
+ erneut ein grandioses Cover

- deutscher Titel

Beurteilung:

Handlung: 5/5
Charaktere: 5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 4,5/5


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