Das Haus in den Wolken (Judith Lennox)

Verlag: Piper, November 2008
Übersetzt von Mechthild Sandberg-Ciletti
560 Seiten, € 19,90
ISBN: 978-3492050609

Genre: Belletristik


Inhalt

Bei einer Autopanne an der Küste Devons begegnet Richard Finborough Isabel Zeale, einer jungen Frau von kühler Schönheit aus kleinen Verhältnissen. Umso erstaunter ist der Frauenschwarm und einzige Sohn eines irischen Gutsbesitzers, als sie ihn zurückweist. Gegen seinen Willen verliebt er sich in Isabel; eine Liebe, die chancenlos scheint und dennoch in eine Ehe mündet, die viele Anfechtungen überdauern wird. Isabel und Richard bekommen drei Kinder und nehmen ein viertes bei sich auf, ihre Londoner Firma floriert - bis der Erste Weltkrieg der glücklichen Zeit ein Ende zu setzen droht. Längst hat Isabel den richtigen Zeitpunkt verpasst, um ihrem Mann ihre Vergangenheit anzuvertrauen. Und das ist nicht das einzige Geheimnis, das Isabel und diejenigen, die sie am meisten liebt, eines Tages einholen wird.


Rezension

Eine sehr schöne Familiensaga wird hier in einem packenden Stil erzählt. Familiensagen müssen noch nicht einmal hochdramatisch sein, sondern einfach nur gut erzählt. Es ist sehr spannend, ein Leben sozusagen von außen zu betrachten, die Verwicklungen in der Familie und die Lebensgeschichten auch von Freunden und Bekannten zu erfahren. Es ist auch immer erfrischend zu lesen, wie der Autor ein Leben gestaltet, welche Stürme, Hindernisse oder freudige Augenblicke so ein Menschenleben beeinflussen können. Judith Lennox kann das auf eine unnachahmliche Weise – auch mit ihren anderen Büchern kann man einige höchst vergnügliche Stunden verbringen. Ihre Familiensagen spielen oftmals in der Zeit des ersten und zweiten Weltkrieges - auch hier ist es nicht anders.

Die ersten 100 Seiten des Buches sind sehr zäh und machen einem den Einstieg schwer, Richard und Isabel sind schwierige Charaktere und nicht besonders sympathisch. Isabel ist so ein Rührmichnichtan, mit der für sie ja ach so fürchterlichen Vergangenheit. Sie fühlt sich Richards Freunden immer unterlegen, da sie ja auch eigentlich aus der Dienstbotenschicht kommt - unternimmt aber auch wenig, um es zu ändern, sondern reitet ihr ganzes Leben darauf herum und nimmt es als Entschuldigung, ein eigenbrötlerisches Leben zu führen. Richard ist unbeugsam, er entschuldigt keine Fehler, er darf sich benehmen, wie er möchte, aber seiner Familie gesteht er solch ein Verhalten nicht zu - da hat man an die Konventionen zu denken. Natürlich geht das nicht gut, seine Frau und Kinder lehnen sich gegen ihn auf und zum Schluss steht er fast ganz alleine da. Er braucht sehr lange, um zu erkennen, was eigentlich wirklich wichtig ist.

Die Geschichte nimmt an Fahrt auf, als Ruby, die Tochter von Richards Lebensretter im Krieg, in die Familie aufgenommen wird. Ein Hauptteil des Buches besteht aus dem Leben von Ruby und Sara, der gleichaltrigen Tochter von Richard. Und hier wird es auch sehr interessant, wie die beiden ihr Leben im zweiten Weltkrieg meistern müssen, wie sie ihre Fehler ausbaden, aber nie den Lebensmut verlieren und sich sehr gut ihren eigenen Weg suchen und am Ende auch ihr Glück finden, jede auf ihre eigene Weise.

Zum Glück handelt das Buch nicht ausschließlich von Richard und Isabel, dadurch gewinnt es eindeutig. Ruby, Philip, Theo und Sara reißen das Ruder herum und Judith Lennox hat wieder eine packende Familiensaga hinbekommen - hoffentlich kommen noch viele weitere Bücher von ihr.


Fazit

Nach anfänglichen Längen eine packende Familiensaga.


Pro und Contra

+ einfühlsame Familiengeschichte
+ fesselnder Erzählstil

- anfäglich einige Längen
- Charaktere nicht immer sympathisch

Wertung:

Handlung: 4/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 4/5


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