Rezensionen im März (2014)

Liebe LeserInnen,

das erste Quartal des Jahres ist vorüber und heute muss man sich vor diversen Aprilscherzen in Acht nehmen. Doch keine Sorge, bei uns erwartet euch nichts Derartiges, stattdessen gibt es den allmonatlichen Rückblick auf unsere letzten Rezensionen. Wie immer haben wir die wichtigsten Titel für euch zusammengestellt, die im März von uns besprochen wurden.
Viel Spaß beim Stöbern!



Belletristik

"Und auch so bitterkalt" ist ein behutsamer, sprachgewaltiger Roman für gedankenreife Jugendliche und Erwachsene, der sich sehr einfühlsam mit dem Thema Magersucht auseinandersetzt. Anders als die meisten anderen thematisch ähnlich gelagerten Bücher befasst sich Lara Schützsacks Romandebüt einfühlsam mit der Sicht der Außenstehenden und versucht, das Thema von einer anderen Seite zu beleuchten. Leise klingend schildert dieses Buch, was in den passiv betroffenen Menschen vorgeht, und trifft genau damit mitten ins Herz. Eine Leseempfehlung in diesem Jahr!

Nathaniel Hawthorne hat mit "Das Haus mit den sieben Giebeln", seinem wichtigsten Werk neben Der scharlachrote Buchstabe, einen hervorragenden Roman darüber geschrieben, wie Verstorbene und die Vergangenheit das Leben von Menschen bestimmen. Die Geschichte umspannt den Zeitraum von den Hexenprozessen im neuenglischen Salem 1692 bis zur Mitte des neunzehnten Jahrhunderts und erzählt von einem brutalen Machtmissbrauch und der Schuld, die daraus als Erblast erwächst. Puritanismus und Aufklärung, dunkles Zeitalter und Moderne kollidieren in diesem lesenswerten Roman, der zu den Lieblingsbüchern von Henry James zählte.

Dark Fantasy

"Der Fluch des Wolfes" ist Patricia Briggs dritter und vorerst auch letzter Teil um das ungewöhnliche Paar Charles und Anna. Dieses Mal müssen sich die beiden zum einen einem Serienmörder stellen und zum anderen gegen Dämonen der Vergangenheit bestehen. Die Geschichte ist schnell, spannend und bietet überzeugende Charaktere. Ein wahrer Mystery-Thriller und Page-Turner.

"Geheime Macht" ist ein actionreiches Intermezzo, das Kates beste Freundin in den Mittelpunkt stellt. Während ihrer Ermittlungen erkennt Andrea allmählich, dass sie zum Rudel gehört und dass sie für ihre Zukunft kämpfen will. Ein sehr persönlicher Roman über eine der beliebtesten Nebenfiguren aus "Stadt der Finsternis" von Ilona Andrews und ebenso wie die Vorgängerbände eine hochexplosive Lektüre mit spektakulären Kämpfen, emotionalen Ausbrüchen und dem geschätzten tiefschwarzen Humor.

Fantasy

"Frostglut" von Jennifer Estep übertrifft seine Vorgänger um Längen. Spannung, rasante Wendungen und Überraschungen, sympathische Figuren, Humor und die schiere, riesige Begeisterungsfähigkeit der Geschichte machen diesen Roman der Mythos Academy zu einem atemberaubenden Pageturner, welchen man einfach unmöglich aus der Hand legen kann. Spätestens jetzt sollten Zweifler endlich zu dieser wundervollen Reihe greifen und sich in eine Welt voller Mythen und Legenden entführen lassen - denn es lohnt sich. Rasant, fantastisch und einfach nur fabelhaft.

Michael M. Thurner schafft mit seinem ersten serienunabhängigen Roman eine willkommene Abwechslung im Genre, das derzeit mit viel zu wenig wirklich guter heroischer Fantasy auskommen muss, bei der die Charaktere noch liebeswerte und gleichzeitig verabscheuungswürdige Ecken und Kanten haben. Mit "Der Gottbettler" zeigt er, dass auch in der Fantasy-Welt nichts perfekt sein muss, um für wirklich gute Unterhaltung zu sorgen. Ein Buch, das sich ohne Probleme mit der hiesigen Konkurrenz messen kann und dabei ganz weit vorne mitspielt – eine echte Empfehlung für all die, die genug vom Einheitsbrei und Lust auf etwas Neues haben!

Science Fiction

Ein dystopisches Abenteuer, das den Leser durchweg auf Trab hält und in dem einfach nichts zu kurz kommt – mit "Zeitsplitter – Die Jägerin" kann Cristin Terrill auf ganzer Linie überzeugen. Action, Romantik, Verwirrspiele, Freundschaft, atemlose Momente: An wirklich alles hat die Autorin in diesem Auftaktband gedacht und schenkt dem Leser mit ihrem Debüt ganz wunderbare Lesestunden. Am Ende bleibt Vorfreude auf die Fortsetzung zurück – und jede Menge Vermutungen, wie es weitergehen könnte. Welche sich bewahrheiten werden, wird wohl erst nach einer längeren Wartezeit herausgefunden werden, denn leider ist der zweite Band noch nicht fertig. Aber warum eigentlich ein Buch nicht auch zwei- oder dreimal lesen? Lohnt sich hier in jedem Fall!

Auch wer "Die zerbrochene Puppe" nicht gelesen hat, kann an "Eis und Dampf" seine Freude haben – wobei die Anthologie vor allem für Fans des Romans ein echtes Schmankerl ist. Die eiszeitliche Steampunkwelt bietet unglaublich viel Raum für die größtenteils kreativen Geschichten, von denen einige das Potential für eigenständige Romane haben. Insgesamt ist den zwölf Autoren eine wunderbare Mischung gelungen, die verschiedene Länder einbezieht und mit unterschiedlichen Stilen und Protagonisten überzeugt.

Thriller

Honor und Lee auf der Flucht - viel anderes passiert nicht in Sandra Browns neuem Thriller "Böses Herz". Suchen nach Hinweisen und fliehen vor allen anderen, es dauert eine ganze Zeit, bis man als Leser infiziert ist. Spannung ist zwar genügend vorhanden, aber man hätte sich dann doch öfter wenigstens kleine Erfolge gewünscht.

"Singe, fliege, Vöglein, stirb" kann auf ganzer Linie überzeugen – eine spannende Handlung, sympathische und authentische Charaktere, ein interessantes Hintergrundthema, ein atmosphärisches Setting. Einfach alles ist stimmig und somit kann man ohne jeden Zweifel sagen, dass der dritte Jugend-Thriller nicht nur der bisher beste von Janet Clark ist, sondern auch für jeden Genre-Fan ein unbedingtes Muss fürs Bücherregal darstellt.

Comic

Der Sammelband "Alles über Micky Maus – Vom Dreikäsehoch zum Meisterdetektiv" ist eine wahre Schatztruhe, denn mit über zwanzig Geschichten erhält der Leser einen unglaublich guten Einblick in die Welt der berühmtesten Maus auf der ganzen Welt. Wie wurde Micky so berühmt und wie sieht sein Alltag aus? All das liegt hier in kompakter Form vor, die man nicht mehr aus der Hand legen mag. Ehapa hat ein wirklich sehr gutes Stück Unterhaltung abgeliefert, das nicht nur inhaltlich, sondern auch äußerlich zu überzeugen weiß. Ein roter Hardcoverband mit über 400 Seiten macht sich im heimischen Regal wirklich gut, speziell dann, wenn er dort neben Büchern wie beispielsweise Sein Leben, seine Milliarden oder Vom Ei zum Erpel stehen darf. Der Preis ist gerechtfertigt und dürfte bei dem Aufgebot den Käufer zum Schmunzeln bringen. Darüber hinaus sind neben dem grandiosen Titelbild, auch einige Extras mit Hintergrundinformationen, Autorenportraits und Kommentaren vorhanden, die das Gesamtbild abrunden.

"Wie ein leeres Blatt" ist eine wunderbare, unterhaltsame und amüsante, aber auch tiefgründige und ernsthafte Graphic Novel, die in der Zusammenarbeit zweier Blogger entstanden ist. Das Worttalent Boulet setzt die gezeichnete Geschichte von Pénélope Bagieu in eine passende Sprache um und bietet dem Leser dadurch ein Lesevergnügen, das erst auf den zweiten Blick seine echte Tiefe offenbart. Kurz gehaltene Texte bringen den Inhalt sprachlich auf den Punkt, ohne dabei von den vielschichtigen Zeichnungen abzulenken, die nicht immer ganz sauber sind, jedoch gerade dadurch die Geschichte auch optisch widerspiegeln. Ein guter Einstieg für diejenigen, die neu im Comic-Bereich sind, und eine Empfehlung für alle, die manchmal das Gefühl haben, mehr aus ihrem Leben holen zu wollen.

Manga

Sonate des Schicksals von Kaoru Ichinose erfreut das Mangaherz mit vier gänzlich unterschiedlichen Kurzgeschichten voller Romantik, Dramatik und Magie. Zarte und verspielte Zeichnungen begleiten die Liebespaare durch verschiedene Zeiten und Welten – und über den Tod hinaus. Dabei entfalten leider nicht alle Geschichten in der Kürze ihren vollen Glanz; die meisten hätten gut und gerne einen ganzen Einzelband füllen können. Nichtsdestotrotz insgesamt ein zauberhafter Manga für Zwischendurch.

"Kime he - Worte an dich" von Christina Plaka ist eine andere Art von Manga, nicht nur durch die ruhige Erzählweise, sondern auch durch den neuen Aufbau der Zeichnungen. Wer sich Zeit für eine schöne Liebesgeschichte mit Irrungen und Wirrungen nehmen möchte, liegt hier richtig.



Es war wieder einmal ein bunter Monat, der viele richtig gute Titel mit sich brachte, aber auch einige Reinfälle bot. Im April wird es ähnlich werden – es erwarten uns viele interessante Neuerscheinungen, auf die sich das Redaktionsteam schon sehr freut. Bis wir diese Bücher gelesen haben, könnt ihr euch wie immer in unserer Rezensions-Übersicht abwechslungsreich die Zeit vertreiben.

Wir wünschen euch einen lesereichen Start in den Frühling,
euer Literatopia-Team