Mr. VIP (Edna Schuchardt)

Verlag: Klarant (Februar 2014)
Ebook, 3,99 €, 90 Seiten
ASIN: B00I9J8OPC

Genre: Belletristik


Klappentext

Klingt doch traumhaft: Eine Homestory über José Fermentos, den berühmten Schmusesänger und Wunschschwiegersohn aller Mütter. Und das auf seiner Finca bei Palamos an der Costa Brava - ein super Job für Julia! Blöderweise besteht die Redaktion darauf, Julia als Fotografen ausgerechnet ihren Kollegen Thorben an die Seite zu stellen, diesen arroganten, besserwisserischen, selbstherrlichen Arsch! Julia würde lieber mit einer Klapperschlange in einem Bett liegen als sich mit Thorben in ein und demselben Raum zu befinden. Ohne Thorben kein Job, den aber möchte Julia sich nicht durch die Lappen gehen lassen. Also beißt sie die Zähne zusammen, immerhin ist sie Profi, nicht wahr? Doch der Ärger fängt schon am Flughafen an, und er spitzt sich zu...


Rezension

Julia arbeitet als Journalistin und erhält den Auftrag, eine Homestory über den berühmt berüchtigten Sänger José Fermentos zu schreiben. Nur leider findet sie, dass das gar keine gute Idee ist, denn dafür müsste sie zwei Wochen nach Palamos fliegen und dort in seiner Finca hausen. Was auch gar kein Problem wäre - wenn da nicht Thorben, der Fotograf der Zeitung und ihr jahrelanger Erzfeind wäre. Wider Willen muss sie den Job jedoch annehmen - und was sie erwartet, sind nicht nur interessante Einblicke in das Leben des Schmusesängers, sondern auch eine Achterbahnfahrt der Gefühle...

Mr VIP ist einer derjenigen Liebesromane, welche viel versprechen - und kaum etwas halten. Dies liegt dabei nicht nur primär an der Darstellung und Zeichnung der Figuren, sondern vor allem an der Konstruktion der Beziehungsstrukturen, teilweise unausgereiften Dialogen und Handlungssträngen, unglaubwürdigen Gegebenheiten und einer schlichtweg langatmigen Story, die nichts neues bietet und nicht einmal ansatzweise das Thema Liebe in seinen Grundpfeilern aufgreift, geschweige denn glaubwürdig darstellt. Authentizität bei Gefühlen spielt vor allem in diesem Genre normalerweise eine zentrale Rolle -  doch davon fehlt dem Leser hier jede Spur.

Beginnend mit den beiden Hauptcharakteren, Julia und Thorben, schafft die Autorin zunächst völlig klassische, stereotype Figuren, welche sich in ihren negativen Eigenschaften so sehr ähneln, dass kaum mehr positive übrig bleiben, die sie verbinden könnten. Julia tritt dabei zunächst als selbstbewusste Frau auf, die ihre eigenen Entscheidungen im Leben trifft und sich weder von Thorben, noch von ihrem Sohn, in ihr Leben reinreden lässt. Prinzipiell ist dies eines der Hauptmerkmale der Figur, welche ihren Charakter maßgeblich dominiert. Doch in Julia steckt auch eine richtige Zicke, wie der Leser schon bald selbst erfährt. Nicht nur, dass ihre Gedanken und Gefühle sehr unglaubwürdig daherkommen, benimmt sie sich oftmals wie ein trotziges, kleines Kind, dass niemals erwachsen wurde. Doch auch Thorben, ihr Erzfeind und Arbeitskollege, scheint demselben Schema verfallen zu sein. Beide Figuren wirken derart konstruiert, dass sie kein Fünkchen Leben ausstrahlen, geschweige denn in irgendeiner Form, sei es emotional oder kognitiv, glaubhaft daherkommen. Aufgesetzte Dialoge, kindliche Streitgespräche und eine Menge Portion Drama, sowie blasse, flache Nebencharaktere, welche nur im Schatten der Rahmenhandlung stehen, tun ihr übriges, sodass leider die gesamte Charakterkonstruktion des Romans ein Schuss in den Ofen ist.

Doch dabei bleibt es nicht: auch die Handlung kann nicht mit Glanzleistungen überzeugen. Scheint zu Beginn der Geschichte noch Potenzial vorhanden zu sein, entwickelt sich die Storline schnell zu einer langweiligen null-acht-fünfzehn Geschichte, wie sie schon eintausend mal besser erzählt worden ist. Dabei mangelt es überall an Ecken und Kanten: Weder kann das Setting, noch die Atmosphäre der Handlungsebene überzeugen. So wenig am Anfang des Romans passiert, umso mehr Drama wird mit fortschreitender Seitenzahl geboten - so viel, dass man kaum glauben kann, dass so viel Inhalt auf zwei Seiten Text passt. Die schiere Masse an bedienten Klischees auf winzigem Raum führt lediglich nur noch zu einem lächerlichen und unglaubwürdigen Handlungsaufbau, den man als Leser niemals für bare Münze nehmen würde. Trotz eines recht flüssigen Schreibstil rettet dieser den Leser leider nicht vor mangelnder Qualität des Inhalts.
Das das schlimmste dabei ist die (nicht vorhandene) Liebesgeschichte, welche sich zwischen Thorben und Julia abspielt und wie aus dem Nichts - ohne Anzeichen, ohne großartigen Kontakt, ohne Annäherungen - auftaucht (nicht aufbaut!) und den Leser so dermaßen überrumpelt und überfährt, dass damit nun auch jedweder vorhandene Ansatz an Glaubwürdigkeit gestorben zu sein scheint. Und damit scheint man genau richtig zu liegen, denn auch das vermeintliche Finale der Geschichte ist nicht als solches zu betrachten und artet in Kitsch und Klischees aus, dass man am Ende einfach nur noch froh darüber sein kann, den Roman beendet zu haben.


Fazit

Mr.  VIP von Edna Schuchardt ist ein einfallsloser und langatmiger Liebesroman, welcher vor Klischees, Kitsch und Drama nur so trieft und kein bisschen Authentizität, geschweige denn Atmosphäre oder Sympathie gegenüber den Charakteren aufbringt. Unreife und flache Figuren und eine absolut unglaubwürdige Liebesgeschichte, sowie eine zu konstruierte Storyline mit langweiligen Dialogen tun ihr übriges. Fans dieses Genre sollten definitiv die Finger von diesem Roman lassen und sich anderen Lektüren zuwenden.


Pro & Contra

o Einigermaßen flüssiger Schreibstil

- Hoher Mangel an Glaubwürdigkeit
- Flache und blasse Figuren
- Insgesamt zu konstruiert
- Langeweilige Dialoge
- Nervtötende Protagonisten
- "Entwicklung" der Liebesgeschichte
- Kitsch, Klischee, zu viel Drama
- Sprache der Protagonisten (entspricht definitiv nicht dem Alter)
- 0815 Figuren ohne Perspektive
- Zäh wie Kaugummi

Bewertung: 

Handlung: 1/5
Charaktere: 1/5
Lesespaß: 1,5/5
Preis/Leistung: 1/5