Obsidian - Schattendunkel (Jennifer L. Armentrout)

Carlsen (April 2014)
Hardcover mit Schutzumschlag
400 Seiten, 18,90 EUR
ISBN: 978-3-551-58331-4

Genre: Jugendbuch / Fantasy


Klappentext

Ein dunkles Geheimnis scheint über dem winzigen Städtchen zu liegen, in das die siebzehnjährige Katy gerade erst umgezogen ist. Im umliegenden Gebirge sollen merkwürdige Lichter gesehen worden sein, leuchtende Menschengestalten ... Viel schlimmer findet die leidenschaftliche Buchbloggerin Katy jedoch, dass die nächste Bibliothek meilenweit weg ist und sie kein Internet hat. Bis sie beschließt, bei ihren Nachbarn zu klingeln und ein Junge die Tür öffnet, so düster und geheimnisvoll wie der Ort selbst: Daemon Black.


Rezension

Nach dem Tod ihres Vaters zieht Katy mit ihrer Mutter in eine verschlafene Kleinstadt. Als wäre der Umzug nicht schlimm genug, ermuntert ihre Mutter sie auch noch, sich mit den Nachbarn anzufreunden. Katy fasst sich ein Herz und klingelt – da öffnet der geradezu unverschämt gut aussehende Daemon die Tür und stößt sie kräftig vor den Kopf. Einen so arroganten Mistkerl hat Katy noch nie getroffen, gleichzeitig bringt er sie mit seinen seltsam grünen Augen völlig durcheinander. Die beiden sind wie Feuer und Eis und wenn sie aufeinandertreffen, fliegen die Fetzen. Mit Daemons Zwillingsschwester Dee freundet sich Katy jedoch schnell an. Die offene und quirlige Art der Nachbarin lockt Katy aus ihrem Schneckenhäuschen. Doch bald wird ihr klar: Dee und Daemon verbergen ein unheimliches Geheimnis …

Wer „Obsidian“ im Buchladen sieht, muss das Buch einfach in die Hand nehmen. Der glänzend bedruckte Schutzumschlag überstrahlt die anderen Bücher geradezu und das Cover lässt auf eine tiefgreifende, berührende Geschichte hoffen. Umso bitterer ist die Enttäuschung, wenn man die ersten Kapitel gelesen hat. „Obsidian“ ist eine nach altbekannten Mustern gestrickte Fantasyschmonzette, die sich dazu liest, als hätte die Autorin Stephanie Meyers „Twilight“ als Vorlage verwendet. Eine junge Frau zieht in eine Kleinstadt, wo sie seltsame Jugendliche kennenlernt, die ein übernatürliches Geheimnis wahren. Diese sehen natürlich allesamt unfassbar gut aus und sitzen in der Schulkantine immer zusammen. Kommt einem soweit bekannt vor. Ebenso wie der attraktive, düstere Kerl, dem sich die junge Protagonistin nicht entziehen kann. Daemon rettet Katy sogar davor, überfahren zu werden und offenbart ihr im Wald, wer er wirklich ist.

Immerhin ist Daemon kein Vampir. Und er ist kein introvertierter, blasser Typ, sondern ein grimmiger, sonnengebräunter und muskelbepackter Mistkerl. Um seine Schwester zu schützen, behandelt er Katy von oben herab und setzt alles daran, sie von sich und seiner Familie fernzuhalten. Schnell wird klar, dass er damit vor allem von seinen eigenen Gefühlen ablenken will. Seine Schwester Dee ist da ganz anders: Sie freut sich wahnsinnig, mit Katy eine „normale“ Freundin zu haben und erobert mit ihrer freundlichen Art die Leserherzen im Sturm. Ganz anders als Katy, die eine typische graue Maus ist. Leider merkt man davon, dass sie eine leidenschaftliche Buchbloggerin sein soll, nur wenig. Die Szenen, in denen Katys Blog erwähnt wird, wirken wie nachträglich eingefügt. Die meiste Zeit spielen weder der Blog noch Katys Liebe zu Büchern eine große Rolle.

Die Geschichte selbst ist in groben Zügen vorhersehbar. Die erste Hälfte widmet sich ausführlich der Vorstellung der Charaktere und der explosiven Beziehung zwischen Katy und Daemon. Ihre Sticheleien lesen sich durchaus unterhaltsam und der Satz „was sich neckt, das liebt sich“ trifft auf die beiden absolut zu. Daemon ist zudem sehr konsequent, was den Schutz seiner Familie betrifft, und steht sich dabei selbst im Weg. Als er Katy offenbart, wer oder besser gesagt was er wirklich ist, ist man doch für einen Moment überrascht. Der positive Eindruck wird durch reichlich Klischees jedoch abgemildert, denn Daemon sieht nicht nur wahnsinnig gut aus, er kann auch wahnsinnig abgefahrene Sachen und ist quasi Superman mit Leuchtfunktion (immerhin kein Glitzern …).

Bei aller Kritik muss man dennoch zugeben, dass sich „Obsidian“ locker und schnell liest. Jennifer L. Armentrout liefert leicht verdauliche Lektüre für Teenager und Romantikfans, die keine hohen Ansprüche stellen. Das altbewährte Rezept funktioniert nach wie vor – es ist nur schade, dass sich die Autoren in der Romantic Fantasy kaum trauen, eigene Wege zu gehen. Es scheint eine Art Baukasten für solche Romane zu geben und „Obsidian“ wurde brav nach Anleitung erstellt.


Fazit

Die Idee hinter „Obsidian“ ist vielversprechend, scheitert jedoch an einem Übermaß an Klischees und der Ausreizung altbekannter Muster. Jennifer L. Armentrout schreibt locker und schnell, nimmt sich dabei allerdings keine Zeit, entscheidende Details richtig auszuarbeiten. Wirklich unterhaltsam sind lediglich die explosiven Dialoge zwischen Katy und Daemon, der als sonnengebräunter Mistkerl Schwung in die ansonsten öde Story bringt.


Pro & Contra

+ traumhaft schönes Hardcover
+ hitzige Dialoge zwischen Katy und Daemon
+ Dees freundliche und quirlige Art
+ liest sich schnell weg

- altbekannte, ausgelutschte Muster
- Story vorhersehbar
- zu viele Ähnlichkeiten zu „Twilight“
- von der Buchblogger-Leidenschaft spürt man fast nichts

Wertung: sterne2.5

Handlung: 2/5
Charaktere: 3/5
Lesespaß: 3/5
Preis/Leistung: 3/5


Zur Rezension zu "Dark Elements - Steinerne Schwingen"