Valhalla (Thomas Thiemeyer)

ThiemeyerT Valhalla

Knaur Verlag, 1. Auflage, März 2014
Gebundene Ausgabe, 512 Seiten,
19,99 Euro [D]
ISBN-13: 978-3-426-65265-7

Genre: Thriller


Klappentext

Der Fluch, der aus der Kälte kam.
2015. Spitzbergen – der nördlichste Siedlungspunkt der Menschheit. Eine Welt aus Eis und Schnee, überschattet von vier Monaten Polarnacht. Dort untersucht Archäologin Hannah Peters geheimnisvolle Strukturen unter dem arktischen Eis: Das Abschmelzen der Gletscher soll Fundamente eines mythischen Nordreiches zutage gefördert haben. Doch Hannah ist nicht die Erste, die diese Ruinen erkundet ...
1944. Im annektierten Norwegen, fernab jeder Siedlung, reift ein Projekt, das grauenvoller ist als alles, was Menschen je ersonnen haben. Eine biologische Zeitbombe, verborgen unter dem ewigen Eis. Ihr Codename: Valhalla.


Der Autor

Thomas Thiemeyer, geboren 1963, studierte Geologie und Geographie, ehe er sich selbständig machte und eine Laufbahn als Autor und Illustrator einschlug. Mit seinen Wissenschaftsthrillern und Jugendbuchzyklen, die etliche Preise gewannen, sich über eine halbe Million Mal verkauften und in dreizehn Sprachen übersetzt wurden, ist er mittlerweile eine feste Größe in der deutschen Unterhaltungsliteratur. Der Autor lebt mit seiner Familie in Stuttgart.


 Rezension

Valhalla beginnt so düster und interessant, wie sein Umschlag. 1944. Ein Schneesturm. Mitten in der Nacht. Ein Mann kämpft sich durch die unwirtliche Schneelandschaft Spitzbergens, Grönland. Sein Ziel: die Wetterstation der Basis. Kaum dort angekommen, bricht er zusammen. Fieber schüttelt seinen Körper. Den Soldaten vor Ort berichtet er abgehackt von einem Unfall in der Forschungsstation, Chaos und Tod. Dann bricht er tot zusammen. Nach diesem spannenden Auftakt trifft der Leser in der Gegenwart auf die Archäologin Hannah Peters. Ihre Arbeit hat sie nach Kambodscha geführt, und sowohl das warme Klima sowie die Anwesenheit ihres Verlobten John versüßen die Forschungsarbeiten in Angkor Wat. Da wird sie von ihrem Geldgeber dem Milliardär Norman Stromberg in die Zentrale berufen. Satelliten, die die Folgen der globalen Erwärmung anhand der Gletscher der Welt verfolgen sollen, haben im ewigen Eis Spitzbergens uralte Ruinen entdeckt. Stromberg glaubt an das wahrgewordene Hyperborea, eine uralte Legende ähnlich Atlantis. Er schickt Hannah, um das Team vor Ort bei der Erforschung der Ruinen zu unterstützen. Aber noch während Hannah im Flugzeug sitzt, erreichen Stromberg beunruhigende Nachrichten aus Berlin, denn die Nazis waren in Spitzbergen und hatten dort ein Versuchslabor für biologische Kampfstoffe. 1944 brach der Kontakt abrupt ab. Der einzige Überlebende von damals starb einen qualvollen Tod. Stromberg ist beunruhigt, doch bevor er das Team in Spitzbergen warnen kann, bricht der Kontakt ab. Ein Schneesturm wütet über der Insel. Unter dem Eis stößt Hannah derweil zu den anderen Forschern und findet das Grauen.

Thiemeyer gelingt es, von der ersten Seite an Spannung aufzubauen. Ob in den schneebedeckten Landschaften Spitzbergens, den Ruinen Angkor Wats oder in der Stadt unter dem Eis, der Autor webt mit seinen gelungenen Bildern und Beschreibungen eine dichte Atmosphäre, die den Leser in seinen Bann zieht. Insbesondere die Berge Grönlands, aber auch die hohen Wände der alten Ruinenstadt wissen so manchen Schauer über den Rücken zu senden. Thiemeyer lässt sich Zeit, seine Welt aufzubauen und zieht so den Leser in den Bann. Zusammen mit den Forschern erlebt man die Faszination der alten Ruinen unter dem Eis, spürt den Kitzel der Beklemmung in den hohen Mauern der labyrinthartigen Stadt und verfolgt mit angehaltenem Atem das Entsetzen, wenn der Tod ins Lager der Forscher einzieht. Die wissenschaftlichen Fakten werden dabei vielleicht etwas zu plump präsentiert, aber dies tut der Geschichte keinen Abbruch. Zwar weiß man vom Klappentext bereits, dass es um einen tödlichen Virus geht - hier hat der Verlag leider etwas vorrausgegriffen. Dennoch bietet Valhalla mehr, da das Grauen nicht mit dem Virus endet. 

Dies wird vor allem über die gut profilierte Protagonistin transportiert. Von Anfang an merkt man, dass Hannah hin und her gerissen ist, zwischen ihrem Interesse und der Unlust, ins Eis aufzubrechen. Sie entwickelt sich rasch zu einer Überlebenskämpferin, ohne zu überzeichnet zu sein oder ins klischeehafte abzusinken. Eine zweite Lara Croft sucht man hier vergebens. Ihre Ziele sind ehrbar und von einem ganz speziellen Menschen motiviert. Menschlich sympathisch sind auch die anderen Figuren gezeichnet. Sie sind divers und komplex. Einzig John, Hannahs Verlobter, wirkt ein wenig zu stark, zu sehr Alleskönner bzw. hat einige Sätze, die man ihm nicht so recht abkaufen mag. Zum Glück ist sein Auftreten aber gering gehalten, so dass man die skurrilen Einwohner Spitzbergens sowie den bunten Haufen an Forscherfreunden aus aller Welt genießen kann, die Hannah und John im späteren Verlauf der Geschichte zusammentrommeln.

Obwohl es sich um den dritten Band einer Serie handelt, ist kein Vorwissen nötig, um die Geschehnisse zu verstehen. Die geschcihte ist komplett abgeschlossen. Zwar wird an einigen Stellen kurz Bezug auf die Vorgänger genommen, verraten wird aber nichts, so dass auch die anderen Bände noch Überraschungen bereithalten. Das ist auch gut so, denn wer Valhalla liest, bekommt Lust auf mehr.


Fazit

Trotz kleinerer Schönheitsflecke bietet Valhalla durchgehend Spannung und Dramatik in hohem Tempo. Im ewigen Eis Spitzebergens stößt die Archäologin Hannah Peters auf uralte Ruinen und findet ein schreckliches Geheimnis, das nicht nur ihr den Tod bringen könnte. Thomas Thiemeyer gelingt ein überzeugender Genremix aus Thriller und Forscherabenteuer in alten Ruinen, der so manch überraschende Wendung bietet.


Pro/Contra

+ spannende Geschichte
+ perfekte Mischung aus Thriller, Mystery und Abenteuer
+ ausgereifte Protagonistin

- einige der Charaktere bleiben zu blass

Bewertung: sterne4.5

Charaktere: 4/5
Handlung: 4,5/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 4/5


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