Rezensionen im Juni (2014)

Liebe LeserInnen,

so schnell verrinnt die Zeit zwischen unseren Fingern und schon ist das erste halbe Jahr schon wieder vorbei. Jetzt geht es hoffentlich mit großen Schritten auf den richtigen Sommer zu, was auch bedeutet, dass die Urlaubszeit startet. Das wird sich wahrscheinlich auch auf unsere Redaktionsarbeit auswirken, doch damit beschäftigen wir uns zu gegebener Zeit. Heute sollt ihr, wie gewohnt, erst einmal unseren Monatsrückblick für Juni bekommen.
Viel Spaß beim Stöbern!



Belletristik

Henry James erzählt in "Washington Square" eine Geschichte über Loyalität und Liebe, Naivität und Gier, Verrat und Rache, Manipulation von Menschen in einer von Männern dominierten Welt, die für Frauen nur die Rechtlosigkeit sowie die Unterordnung unter den Mann oder das Alleinsein bereithält. Ein brillanter Diskurs über die Gestaltung von Wahrnehmungsprozessen.

Während Atemlos noch ganz klassisch in das New Adult-Genre zu sortieren war, wartet der zweite Teil der Addicted To You-Trilogie mit einem weitaus umfassenderen Inhalt auf und bringt zusätzlich auch noch diverse Elemente ein, die jeder Lady-Thriller-Leser im Schlaf aufzählen könnte. In "Schwerelos" geht es mehr um die Hintergründe von Cashs Leben und die Gefahren, die von ihnen ausgehen, sodass den Leser hier weit mehr Spannung auf Thriller-Niveau erwarten. Trotzdem kommen auch die erotisch angehauchten Szenen wieder nicht zu kurz – Michelle Leighton hat erneut gute Arbeit abgeliefert und bietet dem Leser durch einige Überraschungen spannende und unterhaltsame Lesestunden.

Historik

Mit "Sonntag in meinem Herzen" legt Asta Scheib einen wunderbaren biographischen Roman vor, in dem sie unaufgeregt und gemessen das Leben des Malers Carl Spitzweg erzählt und nebenbei ein schönes Panorama seiner Epoche zeichnet. Der vielen künstlerischen Freiheiten, die sie sich hierbei nimmt, muss sich der Leser jedoch bewusst sein.

Dark Fantasy

"Dark Heroine – Dinner mit einem Vampir" von Abigail Gibbs ist äußerst finstere Dark Fantasy, die Vampire als die überirdisch schönen Monster darstellt, die sie sind. Hier fließt Blut und hier wird zugebissen – das Buch ist also nichts für zartbesaitete Gemüter, sondern eignet sich vor allem für jene, die emotional aufreibende Geschichten voller Schmerz, Dunkelheit und widerstreitender Gefühle lieben.

Schade, dass das Cover nicht für die Qualität des Inhalts spricht. In "Klingenfieber" erlebt der Leser, wie die Klingentänzerin Erenis eintönig von Dorf zu Dorf zieht, um sich mit dem stärksten Mann zu messen. Dieses Vorhaben tritt aber in den Hintergrund, als sie erfährt, dass drei ihrer Klingenschwestern noch am Leben sind. Der an sich interessante Plot leidet unter pubertären Männerphantasien, Eintönigkeit und überzeichneten, tumben Charakteren. Tobias O. Meißner schreibt vielleicht deutsche Fantasy, aber gute Fantasy sieht anders aus.

Fantasy

"Ein Tanz mit Drachen" bringt zwar die Charaktere voran, die Handlung jedoch nicht wesentlich. Noch ist das alles nicht so schlimm, aber im Nachfolger sollte die Schlagzahl der Ereignisse und das Tempo wieder erhöht werden, wie es in den ersten drei Romanen der Fall war. George R.R. Martins Lied von Eis und Feuer zählt trotzdem weiterhin zum Besten, das die Fantasy zu bieten hat.

"Die Brücke der Gezeiten – Ein Sturm zieht auf" von David Hair ist ein recht vielversprechender Auftakt zu einem weiteren breit angelegten Epos, dessen weitere Entwicklung nach dieser ersten Exposition jedoch noch kaum abzusehen ist.

Horror / Mystery

Wie sein Vorgänger kann auch "Dancing Jax – Zwischenspiel" auf ganzer Linie überzeugen – der Leser wird sofort wieder ins Geschehen gezogen und, obwohl die Geschichte nur wenig mit dem Auftakt gemeinsam hat, ab der ersten Seite mitgerissen. Robin Jarvis beweist ein weiteres Mal, dass Bücher mehr als ein Hobby sind und dass manche von ihnen sogar süchtig machen können und gefährlich sind. Auf den Spuren des Ismus lernt man hier eine andere Seite der Story kennen, die jedoch genauso gut ausgearbeitet ist und schlichtweg von jedem Mystery- und Phantastik-Fan gelesen werden muss. Wer an diesen Büchern vorbeigeht, ist selbst schuld, denn hier entgeht jedem Nichtleser definitiv ein umfangreiches Lesevergnügen!

Eine zum Gruseln verführende, leicht durch Liebe angehauchte und mit etwas Durchhaltevermögen gut unterhaltende Geschichte über einen jungen Mann, der nach einer Nahtoderfahrung ein in vielerlei Hinsicht spannendes und nicht ganz einfaches Leben hat – so könnte man "Schlaf nicht ein" kurz und grob zusammen fassen. Michelle Harrison liefert einen soliden Thriller mit Spannung und nicht unerheblichem Gruselfaktor für Jugendliche ab, der auch Erwachsene ohne Probleme mitreißen kann. Eine Empfehlung für jeden Geister-Begeisterten und Grusel-Freund, aber auch für Leser, die einfach mal etwas Neues ausprobieren möchten.

Science Fiction

Sehnsüchtig wurde der dritte Band von Die Bestimmung erwartet und jedem war klar, dass Veronica Roth sich für das Ende ihrer Trilogie noch einmal richtig ins Zeug gelegt haben muss, um einen würdigen Abschluss zu liefern. Dass die "Letzte Entscheidung" allerdings die komplette Fangemeinschaft in zwei Lager spalten würde, damit hat wohl niemand gerechnet. Trotz einiger Längen rasant, mit einigen wirklichen Überraschungen der schönen und unschönen Art und einem fulminanten Showdown, der alles noch einmal in Frage stellt, kann man allerdings ganz getrost sagen, dass diese Jugend-Dystopie wahrscheinlich eine der besten ist, die man jemals zu lesen bekommen wird. Eine unbedingte Empfehlung nicht nur für jugendliche, sondern auch erwachsene Leser!

Im Abschlussband der Amor-Trilogie holt Lauren Oliver noch mal alles aus ihrer Geschichte raus – obwohl an sich nicht viel passiert, wird "Requiem" die Fans der Reihe definitiv in zwei Lager spalten. Aus zwei Perspektiven bekommt der Leser noch ein bisschen mehr Infos über Hintergründe und kann selbst entscheiden, wie er damit umgehen möchte. Das realistisch offen gehaltene Ende wird nicht von jedem gefallen, aber ganz sicher weckt es so manche leise Hoffnung auf einen weiteren Band. Definitiv ein unkonventioneller Abschluss und hoffentlich nicht das letzte Buch der Autorin!

Thriller

Trotz kleinerer Schönheitsflecke bietet "Valhalla" durchgehend Spannung und Dramatik in hohem Tempo. Im ewigen Eis Spitzebergens stößt die Archäologin Hannah Peters auf uralte Ruinen und findet ein schreckliches Geheimnis, das nicht nur ihr den Tod bringen könnte. Thomas Thiemeyer gelingt ein überzeugender Genremix aus Thriller und Forscherabenteuer in alten Ruinen, der so manch überraschende Wendung bietet.

Der Auftakt zu einer neuen Thrillerreihe ist M. J. Arlidge wirklich gut gelungen – mit "Eene Meene – Einer lebt, einer stirbt" legt er einen enormen Pageturner vor, der den besonders durch kurze Kapitel und entsprechende Cliffhanger förmlich zum Weiterlesen zwingt. Einige Ungereimtheiten werfen Fragen auf, die Handlung ist teilweise etwas wirr und die sehr konstruiert wirkende Auflösung sowie fast schon abrupte Ende wollen so gar nicht zu den ersten 300 Seiten passen, wodurch der Lesespaß kurz vor Schluss doch noch ein wenig geschmälert wird. Trotzdem dürfte diese Reihe mindestens einen zweiten Blick wert sein – man ist gespannt, was noch folgen wird. Eine Empfehlung für Thriller-Liebhaber und Fans diverser Crime-Serien!

Krimi

Mannheim mit seiner in Quadrate gelegte Innenstadt ist der Schauplatz von Alexander Emmerichs Debüt "Wut im Quadrat". Sein Ermittlerteam Olivia von Sassen und Moritz Martin handelt erfrischend agil und realistisch, es macht Spaß, mit ihnen durch Mannheim zu immer wieder anderen Handlungsorten zu sausen. Genauso wird die Lust auf weitere Fälle geschürt, hier ist noch eine Menge Potential zu spüren.

Comic

"Die Stern-Bande" von Luca Enoch und Claudio Stassi ist ein erschreckendes, wichtiges Buch über eine chaotische Zeit, das aufzeigt, dass nicht immer alles schwarz-weiß ist. Wer sich nur ein bisschen für den Konflikt in Israel interessiert, sollte diese Graphic Novel unbedingt lesen. Der Leser erhält einen spannenden Einblick in eine der "Lücken" der Geschichte.

Das Herz des Steam-Punks lebt und es schlägt wild im Herzen des Schmetterlingsnetzwerks. Wer nicht auf diese nostalgisch-moderne Abenteuerreise geht, dem ist wahrlich nicht zu helfen. Ein besonderes Genre mit einem besonderen Höhepunkt, der seinen Anfang im "Nachtfalter" von Cecil & Corbeyran nimmt.

Manga

"Girls Love Twist Zero" von Ayumi Komura will unterhalten und zum Lachen bringen. Dabei werden auf humorvolle Weise die Probleme einer Liebesbeziehung behandelt. Wer die Serie gut findet, sollte seine Sammlung mit diesem Bonusmange vervollständigen. Wer gerne lachen möchte, greift ebenfalls richtig zu, da man diesen Einzelband auch ohne die Serie zu kennen gut verstehen kann.

"My Magic Fridays" von Arina Tanemura überrascht mit einer schlichten und berührenden Geschichte über die erste große Liebe. Diese gestaltet sich nicht nur durch die überkochenden jugendlichen Emotionen kompliziert, sondern auch dadurch, dass zwei Männer um die Gunst der sympathischne Ai buhlen. Zum einen ihr Schwarm Mia und zum anderen ihr kleiner Cousin Nekota. Die Dreiecksgeschichte wird von dem einfühlsamen Erzählstil und atemberaubend schönen Zeichnungen getragen – ein Muss für Shoujo-Fans!



Das war’s auch schon wieder für diesen Monat – auch im Juli werden wir den einen oder anderen Leckerbissen für euch bereit halten. Bis dahin dürft ihr euch wie immer gerne in unserer Rezensions-Übersicht umschauen und stöbern.

Wir wünschen euch einen lese- und sonnenreichen Sommer,
euer Literatopia-Team