Weasels - Donnereiche (Garry Kilworth)

Kilsworth G-Weasels Donnereiche

Piper Verlag, 1. Auflage, Dezember 2013
Taschenbuch, Kartoniert, 470 Seiten,
OT: Thunder Oak. Welkin Weasels 1
aus dem Englischen von Irene Bonhorst
12,99 Euro [D] | € 13,30 [A] | CHF 18,90*
ISBN-13:978-3-492-26951-3

Genre: Fantasy/ Jugendbuch


Klappentext

Ihr Volk wird gejagt. Ihre Insel ist vom Untergang bedroht. Und ihre einzige Chance ist es, zu kämpfen – bis zum letzten Wiesel.
Nach dem plötzlichen Verschwinden der Menschen herrschen grausame Hermelinkrieger über die Insel Welkin. Nur eine Gruppe gesetzloser Wiesel um den gewieften Sylber lehnt sich gegen sie auf. Verfolgt von dem skrupellosen Sheriff Trugkopp machen die Wiesel sich auf, die sagenhafte Donnereiche zu finden. Denn dort soll das Geheimnis verborgen liegen, weshalb die Menschen verschwanden – und der Schlüssel zur Rettung der Welt.


Der Autor

Garry Kilworth, geboren 1941 in York, hat über sechzig phantastische Romane für Jugendliche und Erwachsene geschrieben. Sein berühmtestes Werk ist der Zyklus um die Abenteuer der »Weasels«. Wenn er nicht schreibt, reist Garry Kilworth am liebsten in die entlegensten Flecken der Erde.


Rezension

Seit dem Verschwinden der Menschen haben die Tiere die Insel Welkin für sich erobert. Sie leben in den Behausungen der Menschen, nutzen deren Werkzeuge und haben sich alles in allem einen bequemeren Lebensweg angeeignet. Unter der Führung des Prinzen Punktum herrschen die Hermeline mit eiserner Hand. Die anderen Tiere leben entweder versteckt oder als Sklaven. Die Gruppe um das Wiesel Sylber wollen nun die Menschen wieder zurückholen, nicht nur wegen der Hermeline, sondern vor allem wegen der Dämme, die die Insel umgeben und ohne menschliche Pflege nach und nach verfallen. Aber niemand weiß, wohin die Menschen verschwunden sind, denn es gibt nur rätselhafte Hinweise. Einer dieser Hinweise führt zur Donnereiche. Nur ist deren Standort niemand bekannt. Daher machen sich die Wiesel auf, eine Karte der Welt zu besorgen. Ein Plan, den der prunksüchtige Prinz der Insel, das Hermelin Punktum, mit allen Mitteln zu verhindern sucht. Denn weder er noch die anderen Tiere wollen wieder zurück in die Wälder, zurück zu einem primitiven Leben ohne jeglichen Komfort. Der Prinz beauftragt seinen Sheriff Trugkopp die Abtrünnigen gefangen zu setzen. Eine Hetzjagd über die Insel beginnt ...

Tiere als Protagonisten sind in der phantastischen (Jungend)-literatur keine Seltenheit. Wiesel, Otter, Hermeline und Co. sind in diesem Genre allerdings bisher vernachlässigt worden, obwohl, wenn man darüber nachdenkt, sie mit ihrer flinken Natur interessante Möglichkeiten bieten. Leider gelingt es Kilworth nicht, dieses Potenzial zu nutzen.

Zu großen Teilen wirkt die Geschichte nur runtererzählt. Linear und ohne Schnörkel. Die Wiesel sind die ganze Zeit nur am Rennen – eine unspektakuläre Heldenreise ohne Ruhepunkte, Tiefe und Emotion, weil einfach die Zeit fehlt. So hetzen die Wiesel von einem Teil der Insel zur nächsten und erleben auf den knapp 500 Seiten mehr als die Gefährten bei Herr der Ringe. Dabei erkennt man durchaus das Talent des Autors, insbesondere in den Beschreibungen der Landschaften. Wie im Erzähltempo hapert es allerdings an der Umsetzung. Einige wichtige Begebenheiten werden innerhalb weniger Seiten abgehandelt, während Kleinigkeiten künstlich aufgebauscht werden. Es ist wohl auch dieser Schnelligkeit geschuldet, dass das die Geschichte an sich und vor allem die Welt, in der sie spielt, nicht überzeugt. Auf der einen Seite ist die Idee, die Tiere in den Behausungen der Menschen leben und sich einen Teil von deren Kultur aneignen zu lassen. Wie Hermeline und Co. dies mit ihrer Größe bewerkstelligen bzw. wie sich dieses Leben im Allgemeinen gestaltet, zum Beispiel, wenn die Tiere sich etwas zu Essen kochen oder ohne Daumen Werkzeuge und Waffen herstellen , wird nicht deutlich. Ebenfalls fraglich ist die Konsistenz des Universums. Auf den ersten Blick scheint Welkin unserer Welt entsprungen, nur eben ohne die Menschen. Das ändert sich allerdings schnell, wenn lebende Statuen und Vogelscheuchen durch die Landschaft ziehen.

Ebenso wenig ausgereift, ist das Charakterdesign. Abgesehen von wenigen Ausnahmen bleiben die Charaktere erschreckend blass und unausgereift. Selbst die Gruppe Wiesel um Sylber ist recht auswechselbar. Jedes Mitglied wird zwar einzeln vorgestellt – alle innerhalb eines Absatzes. In der Geschichte selbst wird aber kaum eines ausgearbeitet. Spezifische Eigenheiten findet man selten, und auch die proklamierte Intelligenz von Sylber sucht man zumeist vergeblich. Zu oft geraten die Wiesel in Situationen, die ihnen unlösbar scheinen, mit ein wenig Verstand aber zu umgehen gewesen wären. Unglaubwürdige Zufälle und Glück helfen dann oftmals mehr als das Geschick der Helden. Protagonist Sylber macht als Anführer einen schwachen Eindruck und verliert im Verlauf der Geschichte noch mehr sein Gesicht, wenn sich der charismatische Dungbewacher Grind der Truppe anschließt.

Ebenfals gewöhnungsbedürftig sind auch die Dialoge. Seitenlang wettert Sheriff Trugkopp gegen die Wiesel, während er auf einem Floß gefesselt durch einen Fluss treibt. Es bleibt fraglich, warum die Wiesel ihn so verabschiedet haben. Die Dialoge von Trugkopp mit Sylber und anderen ist ein Höhepunkt sinnloser, fast schon abstruser Unterhaltungen, über die man nur den Kopf schütteln kann. Auch haben die Bösewichter viel mehr Raum als die Helden der Geschichten, deren Unterhaltungen sich zumeist um Taktik drehen oder darum, welchen Weg es nun einzuschlagen geht bzw. wer wann was wo zu tun hat. Daher ist es wohl auch nicht verwunderlich, dass Prinz Punktum und Sheriff Trugkopp zu den ausgereifteren Charakteren gehören, während Sylber und Co. kaum Sympathie gewinnen.


Fazit

Mit Weasels 1 – Donnereiche beginnt Garry Kilworth eine Saga um die Wieselgruppe um den jungen Sylber, der die Menschen zurück auf die Insel Welkin bringen möchte, um die Dämme zu reparieren und somit die Insel zu retten. Trotz vorhandem Talent und interessanter Ideen gelingt es Kilworth nicht, eine spannende Geschichte zu erzählen. Vieles wirkt hektisch runtererzählt und undurchdacht, und, wie leider für Jugendbücher typisch, mit vielen Lücken in Logik, Handlung und Charakteraufbau.


 Pro/Contra

+ interessante Idee

- Handlung wird schnörkellos heruntererzählt
- schwacher Erzählstil
- fehlende Spannung
- Charaktere blass und auswechselbar
- absurde Dialoge

Bewertung: stern1

Charaktere: 1/5
Handlung: 1,5/5
Lesespaß: 1/5
Preis/Leistung: 1/5