Die Balior Chroniken: Fengrin der Zwerg - Vom Anfang (Gian-Franco Messina)

Verlag: KMG Music GmbH (April 2013)
Taschenbuch, 266 Seiten, 8,90 Euro
ISBN-13: 978-3981589702

Genre: Fantasy


Klappentext

...Turidin stand an einem Fenster der Hütte und starrte in die Nacht. Unzählbar viele Sterne prangten am Himmel, und nur hier und da zog ein Wolkenfetzen in blassem Lila über den Horizont. Er blickte auf Fengrin und flüsterte: "Du wolltest Abenteuer, Fengrin? Du bist schon mittendrin!" Dann lächelte er und wandte sich wieder den Sternen zu...

Fast 1000 Jahre umfassen die 3 Hauptbücher der Balior Chroniken. Wir erleben die Kriege der Menschen und Zwerge, der Orks und Trolle. Haben Einblick in die Welt der Götter und ihrer Kinder und verfolgen die Geschichte herausragender Clans und Familien dieser Welt.
Das Epos beginnt...


Rezension

Dass es mittlerweile unzählige Autoren gibt, die sich daran versuchen in Tolkiens riesige Fußstapfen zu schreiten, muss nicht nochmal extra betont werden. In den letzten Jahren hat sich daraus eine Selbstverständlichkeit entwickelt, die nicht aufzuhalten ist, leider. Es gibt zwar auch Gutes, jedoch ist das meiste der Nachahmungen, die sich mit Zwergen, Trollen, Orks, Dämonen, Elfen oder Menschen beschäftigen, nichts weiter als sehr gutes Altpapier, um die Mülltonne vor dem Haus für die Müllabfuhr zu füllen. Natürlich sind viele motiviert und Ambitionen sind immer von Vorteil, doch muss man eben manchmal erkennen, dass man in der ein oder anderen Sache etwas limitierter ist. Einmal Herr der Ringe-Lesen hat noch aus niemand einen perfekten Schriftsteller gemacht. Der Versuch darf gemacht werden, aber man sollte immer an diejenigen Lektoren denken, die gestraft sind, solche Bücher zu lesen. Ein neues Exemplar aus dieser Reihe ist Fengrin der Zwerg. Eine neue Buchreihe über einen Zwerg, der sich in ein Abenteuer stürzt, auf das er schon so lange gewartet hat. Doch wie dies geschieht, ist eigentlich mehr als nur obskur und teilweise schon lächerlich. Überhaupt ist der Faden, der sich versucht innerhalb der Geschichte stabil zu halten, ganz dünn. Mag sein, dass die Geschichte vor der Konzeption eine nette Grundidee hatte, doch gedruckt auf Papier ist sie Verschwendung von wertvollem Platz. Es lohnt sich nicht sehr ins Detail zu gehen, doch sollen trotzdem hier einige Passagen angesprochen werden, die das Buch nicht lesenswert machen.

Grob umrissen geht es um eine Welt, in der einst der große Regen herrschte. Zwerge und andere Wesen kannten lange Zeit nichts anderes. Doch eines Tages blieb der Regen aus und von nun an war trotzdem weder Freude noch eitler Sonnenschein angesagt. Doch Zwerge sind nun mal ein Volk für sich und wenn jemand feiern kann, dann sind gewiss sie das. Fengrin, ein in seinem Alter noch deklarierter Baby-Zwerg, dürstet nach der großen und weiten Welt. Da es nicht mehr regnet, gäbe es eine Gelegenheit sie zu erforschen. Einen Vorwand zu gehen, hat er. Sein Onkel feiert ein "Der Regen ist weg - Fest". Der Weg ist einfach. Im Prinzip nichts anderes als die Straße runter und dann links. Aber wer mag es denn schon einfach? Auf seinem Marsch, der gewiss nur einige Stunden dauert, ist er mit Vorräten bepackt, die die Tolkien-Zwerge auf dem Weg zum Erebor locker satt gemacht hätten. Kurz vor seinem Ziel wirft der Autor hier ein Klischee ein, das fast wie ein Novum unter all den anderen Kindereien wirkt: Eine Weggabelung. Links geht es zum Onkel. Rechts vermutlich auch, doch mit einem riesigen Umweg. Fengrin scheint wirklich nicht der Klügste zu sein, da er den Umweg vorzieht, anstatt in fünf Minuten bei der Feier anzukommen, was sehr untypisch ist für einen Zwerg. Doch nicht genug. Offenbar ist Fengrin ein Zwerg, der Blumen liebt und sich in einem Feld von ihnen verliert. Was tut man, wenn man Gefallen an etwas gefunden hat? Völlig logisch, ihm einen Namen geben und einschlafen. Von da an passiert das, was passiert, wenn man nicht einfach auf dem alt bekannten, völlig unkomplizierten Weg zu einer Feier bleibt. Ein Zwerg wacht in einem fahrenden Karren auf und wird von einem ihm unbekannten Tier misstrauisch beäugt. Der Fahrer des Wagens, wer auch immer er sein mag, hat nichts Böses im Sinn, er nimmt Fengrin mit zu seiner Hütte und versorgt ihn dort. Dass er keine Versorgung nötig hat, wäre dem alten Mann dann aufgefallen, hätte er den Reisebeutel des Zwergs untersucht. Irgendwie braucht es immer eine Begegnung, die einer Geschichte einen Sinn gibt. Beide unterhalten sich und so gibt der geheimnisvolle Mann seine Identität preis. Sein Name ist Turidin und er stellt sich in einer Art und Weise vor, bei der der Leser aufpassen muss, ihn nicht mit Jesus zu verwechseln.

"Der Alte flüsterte:'Ich bin der, der beinahe seit Anbeginn der Völker auf Balior wandelt. Der Sohn des Lichtes. Der Bruder des Besiegten und des Verlorenen. Ich bin der Vater des Erneuerers-Wanderer durch Zeiten und Welten(...)'." (S.20)

Die einzige Frage, die sich stellt ist, warum der Alte eigentlich flüstert. Das Szenario während dessen Turidin sich zu erkennen gibt, ist sehr an Gandalf angelegt, als er Bilbo im Herrn der Ringe bittet, den Ring Frodo zu überlassen. Gefolgt von ein wenig Philosophie, die den Unterschied zwischen Gut und Böse erklärt, plätschert die Geschichte schlimmer vor sich hin, als ein abgelegener Fluss in einer Einöde. Manchmal muss man sich zwangsläufig fragen, ob der Autor selbst in Fengrins entdecktem Schlafblumenfeld genächtigt hat. Im weiteren Verlauf wird alles in die Handlung geworfen, um immer noch begründen zu können, dass es dem Fantasy-Genre zuzuordnen ist. Mit von der Partie sind natürlich wieder die gern gewählten Orks. Eine Geschichte mit Zwergen, aber ohne Orks wäre so neu, sodass sie nicht für dieses Buch geeignet ist. Das Highlight ist besonders einer der Orks, der Fengrin und seine späteren Wegbegleiter gefangen hält und sich überlegt, wie gut sie wohl als Sklaven nützen würden. Dieser Ork trägt den klangvollen Namen "Gulak". Ob der Name Programm ist, muss jeder Leser, wenn er sich denn traut, seine Zeit in dieses Buch zu investieren, selbst entscheiden. Später tauchen noch Drachen und etwas auf, was sich insgeheim Spannung nennen soll, obwohl es sich zaghaft und gemütlich hinter einem riesigen Berg von Wirrwarr und unreifen, teilweise grobschlächtigen Schreibkünsten versteckt.
Wenn der Beginn einer Reihe schon so zäh, vorhersehbar und völlig überzogen ist, wie soll der Rest aussehen. Der Protagonist ist niemand, der diese Bezeichnung verdient. Fengrin soll ein Zwerg sein. Zwerge sind Krieger. Immer bereit, hungrig, durstig, kantige Männer, die nichts, aber auch nichts erschrecken kann. Fengrin mag Blumen und Bäume. Sicherlich ist es nicht verboten Charaktere einer bestimmten Art neu zu interpretieren, doch will man tanzende Blumenmädchen sehen, geht man auf ein Dorffest. Niemand braucht hierfür ein Buch.


Die Handlung ist leider nicht das Einzige, was völlig danebengegangen ist. Nicht jeder wird als Genie geboren und es gibt große Autoren, die sich Vieles erarbeitet haben und einiges an Hürden nehmen mussten, doch manchmal reicht es gerade mal zu einem Hobby, was bedeutet, Dinge nicht immer zu veröffentlichen – so sollte es zumindest sein. Messina ist anzurechnen, dass er sich auf dieses Pflaster gewagt und zumindest versucht hat. Doch sollte es bei diesem Versuch bleiben, denn viele Ausdrücke sind unreif, klump und hölzern. Manchmal klingt es, als ob ein kleiner Junge an einem Aufsatz für die Schule arbeitet. Es mag hart sein von den großen Verlagen abgelehnt zu werden, oft zu unrecht. In Fengrins Fall wäre Dankbarkeit angebracht, denn ein Autor, der keine Sprache verwendet, die fließende und spannende Übergänge kreiert, sollte entweder sein Konzept neu überdenken oder erst einmal Kurzgeschichten schreiben, die nicht länger als zwei Seiten sind.


Fazit

Fengrin der Zwerg ist das Papier nicht wert, auf dem es gedruckt wurde. Dagegen sehen Tobias O. Meissners Dämonen wie ein literarisches Meisterwerk aus. Bei Messinas Werk ist nicht einmal das Titelbild einfallsreich oder regt zu einem Kauf an. Fantasy-Fans sollten lieber zu einem anderen Werk greifen. Inhalt, Aufmachung, Handlung...Nichts ist die 8,90 Euro wert.


Pro/Contra

0 Messina hat sich immerhin getraut, das schwierige Pflaster des Autorenberufs zu betreten


- Geschichte, Handlung und Protagonist sind ein Witz
- von lächerlich bis schlecht ist alles vorhanden
- muss ein Ork wirklich den Namen Gulak tragen, und ein Zwerg Blumen lieben?
- nur als Schulaufsatz brauchbar

Bewertung:

Handlung: 1/5
Charaktere: 1/5
Lesespaß:0,5/5
Preis/Leistung:1/5