Alterra - Die Gemeinschaft der Drei (Maxime Chattam)

PAN Verlag (September 2009)
gebunden, mit Schutzumschlag, Leseband und Karte,
400 Seiten, EUR 16,95
ISBN: 978-3426283004

Genre: Fantasy


Klappentext

Ein Orkan bricht über New York herein. Innerhalb weniger Stunden versinkt die Stadt in Eis und Schnee. Aus der Dunkelheit, die folgt, schießen blaue Blitze hervor. Als sie verschwunden sind, ist die Welt eine andere geworden: gefährlich und wild, ohne Technik und Zivilisation - und ohne Erwachsene. Übrig sind nur die Kinder, unter ihnen Matt, Tobias und Ambre. Gemeinsam machen sie sich auf in ein unglaubliches Abenteuer ...


Rezension

Nachdem man sich auf die eine oder andere Weise auf die Lektüre eingestimmt hat - etwa durch das tolle "Special" mitsamt gelungenem Videotrailer auf der Verlagshomepage, durch das Vorwort des Autors oder einfach nur durch das Betrachten des überaus gelungen gestalteten Buches - findet man ohne Probleme den Einstieg in eine Welt, die ab der ersten Seite "magisch" anmutet. Es gelingt Chattam eindrucksvoll, Atmosphäre aufzubauen und dem Leser ein Bild der Welt zu vermitteln, in dem seine Geschichte spielt. Eine Welt voller Wunder, voller wunderlicher, skurriler oder gar bedrohlicher Dinge.

Fast ebenso schnell bemerkt man allerdings auch, dass es sich bei "Alterra" um einen Jugendroman handelt, nämlich dann, wenn man die rollenspielspielenden, über "MSN" chattenden halbwüchsigen Protagonisten etwas näher kennen lernt. Dieser Versuch Chattams, die Jugendkultur einzufangen, mutet etwas befremdlich an und will nicht recht in einen Fantasyroman passen.

Glücklicherweise wird es aber schon bald sehr viel phantastischer. Dann nämlich, als ein gewaltiger Sturm über New York hereinbricht und die Welt, wie wir sie kennen, aufhört zu existieren. Denn auf einmal gibt es auf der Welt keine Erwachsenen mehr. Diese Idee ist zwar - besonders für Jugendbücher - nicht neu, wird aber dafür schön umgesetzt. Was folgt, ist die Flucht des Protagonisten Matt und seines Freundes Tobias - beide zu Beginn recht typische Vertreter der "Gattung Jugendbuchcharakter", von denen zumindest Matt im Laufe der Geschichte etwas mehr Tiefe entwickelt, leider ganz im Gegensatz zu Tobias - aus New York Richtung Süden.
Und diese Passage macht richtig Laune. Denn die liebevoll beschriebene Welt hält jede Menge Überraschungen bereit und lässt die Charaktere von einem Abenteuer ins nächste stolpern. Schade nur, dass Chattam bei der Umsetzung der Handlung nicht ganz so umsichtig vorgegangen ist, wie bei der Beschreibung seiner Welt. Die zahlreichen Kapitel des Buches sind im Durchschnitt gerade mal acht Seiten lang und behandeln jeweils ein bestimmtes Ereignis, das recht isoliert betrachtet wird. Der so entstehende sprunghafte Eindruck der Handlungsgestaltung, eine regelrechte "Episodenhaftigkeit", ist der Hauptstoryline alles andere als zuträglich, entsteht doch der Eindruck, als werden die jeweiligen Geschehnisse nur recht oberflächlich beschrieben. Die Kürze der Kapitel dürfte wohl den jüngeren Lesern geschuldet sein, die das Buch nicht in einem Rutsch durchlesen, ermöglicht sie doch immer wieder den schnellen Einstieg in die Lektüre.

Im Laufe ihrer Reise gelangen Matt und Tobias dann in ein Lager, in dem sich überlebende Kinder organisiert haben. Dort erfahren sie eine Menge über die veränderte Welt, in der sie von nun an leben müssen. Sie schließen neue Freundschaften und werden mit noch mehr geheimnisvollen, rätselhaften Dingen konfrontiert.
So versuchen sie auch nach und nach, die Geheimnisse der veränderten Welt zu erklären. Veränderungen, die auch auf die Kinder überzugreifen beginnen, als sie magische Kräfte entwickeln. Bei diesen Erklärungen geht Chattam jedoch in zweierlei Hinsicht zu weit. Zum einen darf natürlich der Verweis auf die globale Erderwärmung nicht fehlen, gegen die sich die Erde nun offenbar zur Wehr gesetzt hat. Dabei lässt es sich Chattam natürlich auch nicht nehmen, kräftig mit dem moralischen Zeigefinger zu wackeln - hinsichtlich des Lesespaßes kein brillanter Schachzug.
Zum anderen verstrickt er sich bei der Erklärung der rätselhaften Phänomene sowie der magischen Kräfte der Kinder in pseudowissenschaftlichen Unsinn, der in einem Fantasyroman nun wirklich nichts verloren hat. Denn einer neunmalklugen Göre beim Diskurs über ihre Auffassung von Physik und Genetik "zuzuhören", gehört wahrlich nicht zu den Eigenschaften, die die Faszination für das Genre Fantasy ausmachen.
Dabei ist Chattam eigentlich gut darin, Fakten und Hintergründe, beispielsweise über die Welt oder die Organisation der Kinder, in die Handlung einzuflechten, ohne sie dem Leser direkt unter die Nase zu reiben.


Fazit

"Alterra" ist ein Jugendbuch, das einlädt, in seiner magischen Welt zu verweilen, sofern man über die eine oder andere Schwäche hinwegsehen kann. Die vielen Abenteuer der leider etwas blassen Helden lesen sich flüssig und zeugen von den gut ausgearbeiteten Ideen des Autors. Das Grundkonzept ist durchdacht und hat Potential für einen Nachfolger.


Pro & Kontra

+ schön beschriebene Welt
+ gute Atmosphäre
+ spannendes Grundkonzept

- episodenhafte Kapitel, die den Eindruck einer gewissen Oberflächlichkeit wecken
- recht blasse Charaktere
- Erklärungen und pseudophilosophische Diskussionen wirken gekünstelt

Wertung:

Handlung: 3,5/5
Charaktere: 2,5/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 4/5


Verlagshomepage mit Special und Videotrailer

Leseprobe

Rezension zu "Alterra - Im Reich der Königin"

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