Rezensionen im Oktober (2014)

Liebe LeserInnen,

der Buchmessen-Monat ist viel zu schnell vergangen und der Herbst hat nun endgültig Einzug gehalten. Zwar gibt es hin und wieder noch schöne sonnige Tage, aber die sommerliche Wärme dringt leider nicht mehr durch – es ist also höchste Zeit, den Lieblingstee und die Kuscheldecke wieder aus dem Schrank zu kramen und es sich mit einem guten Buch auf der Couch gemütlich zu machen. Falls euch noch der passende Lesestoff fehlt, könnte euch vielleicht unser Monatsrückblick dabei helfen, das Richtige auszusuchen. Wie immer haben wir die wichtigsten Titel noch einmal für euch zusammengestellt – viel Spaß!



Belletristik

Patricia Highsmiths zweiter Roman "Salz und sein Preis", handelt, für die Autorin könnte man sagen: ausnahmsweise, von einer Liebe, die nicht im Wahn ist. Der Roman liest sich leidenschaftlich und poetisch, worüber man vergessen kann, dass er eine streng komponierte Geschichte über eine sexuelle Obsession und Liebe erzählt. Die Verfilmung von Todd Haynes soll Anfang 2015 in die Kinos kommen.

Mit ihrer Tochter Samantha van Lee hat Jodi Picoult in "Mein Herz zwischen den Zeilen" ein Märchen im Märchen geschrieben. Der ungewöhnliche Plot und die ausgefallenen Ideen sorgen für genügend Spannung, um über die anderen Unzulänglichkeiten hinwegsehen zu können. Anschließend sieht man illustrierte Bücher mit ganz anderen Augen - es könnte ja doch der Märchenprinz herauskommen.

Dark Fantasy

"Herbstbringer" ist ein spannender, schön geschriebener Jugendroman, der dem bereits strapazierten Vampir-Thema einmal mehr interessante Facetten abgewinnt. Diese hätte der Autor ruhig etwas vertiefen dürfen. Insgesamt ist dem Nachwuchsautor Björn Springorum mit seinem stimmungsvollen und schaurigen Jugendroman Herbstbringer jedoch ein eindrucksvolles Debut gelungen.

Fantasy

Als Auftaktband einer neuen Reihe bietet "Exkarnation" solide Spannung und gute Ideen, die Markus Heitz hoffentlich auch über die nachfolgenden Bände tragen kann.

Ben Aaronovitch bietet dem Leser auch im vierten Band "Der böse Ort" der Rivers of London-Serie mit dem Magier-Polizist Peter Grant einen kurzweiligen, spannenden und heiteren Mix aus Fantasy und Krimi, der den Leser tatsächlich süchtig macht. Man kann es kaum erwarten Peter, sowie seine Mitstreiter, Freunde und Familie wiederzutreffen und zu erfahren, welche mysteriösen Abenteuer das seltsame London noch für sie bereithält.

Science Fiction

Richard Phillips nimmt einen mit auf eine spannende Reise in eine Welt angefüllt mit phantastischen Erfindungen, brillanten Wissenschaftlern und Ideen sowie der Spionage. Sein Sci-Fi-Thriller "Rho-Agenda - Das zweite Schiff" ist der Auftakt zu einem Kampf um die Welt, die eher durch Gewitztheit, denn durch Waffengewalt entschieden wird. Drei Teenager stellen sich der Bedrohung einer außerirdischen Gewalt, die im Geheimen die Wissenschaftler der Erde manipuliert.

Mit "Ich brenne für dich" findet die mitreißende Trilogie um Juliette, Adam und Warner ihr grandioses Ende – vielleicht nicht für alle Leser unbedingt befriedigend, aber in jedem Fall extrem spannend, mit einigen Überraschungen aufwartend und im gewohnt tollen Stil schließt Tahereh Mafi ihre Geschichte um das Mädchen, das niemanden berühren darf, sehr rund ab. Fast ist es ein bisschen schade, dass es nicht zu weiteren Begegnungen kommen wird, zum Glück gehört diese Trilogie jedoch zu denen, die man nicht nur optisch gerne im Regal stehen hat, sondern mit Freuden auch immer wieder lesen wird.

Thriller

In "Zero – Sie wissen, was du tust" bietet Marc Elsberg ein hochbrisantes und spannendes Thema, eingebettet in einen ansonsten eher durchschnittlichen Thriller. Gern hätte man etwas mehr über gesellschaftliche Auswirkungen aktueller Trends gelesen - dafür hätte die eine oder andere actionreiche Szene weniger sein dürfen.

Ist dies der Auftakt zu einer neuen Serie? Hoffentlich, denn vieles wird in "Crossroads - Ohne Gnade" angedeutet, was man liebend gerne intensivieren möchte. Weitere Charaktere warten auf ihre Einsätze, Michelle Raven hat ja schon mehrfach bewiesen, dass sie auch eine ausgezeichnete Thrillerautorin ist.

Krimi

Raymond Chandler ist einer der wichtigsten Vertreter der hardboiled novel. "Lebwohl, mein Liebling" ist einer seiner besten Romane und der erste filmisch umgesetzte Marlowe, heute ein Klassiker aus Hollywoods Schwarzer Serie.

S. S. van Dines "Der Mordfall Benson" ist der erste und nicht beste Beitrag in einer Serie um den Amateurdetektiv Philo Vance. Van Dine führt eine Hauptfigur in die Kriminalliteratur ein, die bereits nach fünf Minuten beziehungsweise rund 50 Seiten den Mörder kennt. Danach wird der Fall aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet. Der Roman vereint aus heutiger Sicht eine gewisse Behäbigkeit mit einem Ausflug in das Old Boy Network und ein kulturelles Umfeld, das fast neunzig Jahre später recht fremdartig wirkt.

Comic

Nicht nur begeisterte Anhänger des Roten Blitzes oder Sammler der neuen DC-Reihe um Flash sind aufgerufen, diesem Superhelden eine Chance zu geben. Auch Neueinsteiger und Interessenten dürfen sich an den bereits sechsten Band "Geisterjadg in Central City" heranwagen. Enttäuschungen aus dem Hause Brian Buccellato und Francis Manapul sind eigentlich nicht möglich.

"Malcom Max – Auferstehung" lässt den Leser gleich an zwei Schauplätzen um die Leben der Protagonisten fürchten und schafft es dabei, beide Handlungsstränge spannend und stimmungsvoll zu inszenieren. Zur Verfolgung Malcolms durch die Polizei und Charismas Entführung kommen auch noch wütende Geisterfrauen hinzu. Und der Serienmörder ist immer noch auf freiem Fuß – Hochspannung für den dritten Band ist damit von Peter Menningen und Ingo Römling garantiert!

Manga

"Lost Ctrl" begeistert mit einer komplexen dystopischen Story, auf die man sich allerdings auch einlassen muss. Virtuelle Welten und das reale Leben verschwimmen ineinander und die Zukunft, die Evelyne Park zeichnet, erscheint uns gleichzeitig fremdartig und nah. Das Netz ist allgegenwärtig und man kann sich nie sicher sein, ob die Gedanken auch wirklich die eigenen sind. Ein unheimlich interessanter Auftaktband mit herrlich futuristischer Atmosphäre, der definitiv hungrig auf mehr macht.

"Tempest Curse" bietet einen hochspannenden Krimiplot, einen geheimnisvollen Anti-Helden und einen harten Hund als Kommissar, der sich als echter Sympathieträger entpuppt. Die Geschichte entwickelt sich sehr schnell und bietet bereits im ersten Band einige Wendungen und Überraschungen. Dazu punktet Martina Peters mit kantigen Zeichnungen, die viel Atmosphäre schaffen, und so freut man sich auf eine coole Mysteryreihe aus deutscher Feder.

Sachbuch

Barbara L. Fredrickson zeigt in "Die Macht der Liebe", dass Liebe uns nicht irgendwie befällt, sondern etwas ist, das wir gestalten können. Während der theoretische erste Teil ("Liebe neu denken") einige Schwächen aufweist, ist der anwendungsorientierte zweite Teil ("Ihr Leitfaden zur Liebe"), in dem sie Übungen für Meditationen und Mikromomente vorstellt, der interessantere und bessere.



Wie ihr seht, war auch der Oktober wieder sehr bunt gemischt. Im November kommen nun viele tolle Neuerscheinungen, die wir natürlich versuchen werden, so schnell wie möglich für euch zu besprechen. Bis die ersten neuen Rezensionen für euch online gehen, dürft ihr euch natürlich wie immer in unserem Rezensionen-Archiv austoben – sicher sind dort noch immer kleine Schätze versteckt, die ihr bisher noch nicht entdeckt habt ;)

Kommt gut durch die dunklen Tage,
wir wünschen euch einen lesereichen November,
euer Literatopia-Team