Mystic City - Schatten der Macht (Theo Lawrence)

Ravensburger (März 2015)
Hardcover mit Schutzumschlag
384 Seiten, 16,99 EUR
ISBN: 978-3-473-40119-2

Genre: Dystopie / Fantasy


Klappentext

Seit Aria sich von Hunter getrennt hat, zweifelt sie jeden Tag an ihrer Entscheidung. Liebt sie Hunter noch immer? Oder ist es nicht doch ihr guter Freund Turk, der ihr Herz höher schlagen lässt? Doch Arias Gefühlschaos muss warten, denn in Mystic City herrscht Krieg. Seit ihr Bruder Kyle die Macht in den Horsten übernommen hat, überzieht er die Tiefe mit Gewalt und Zerstörung. Aria wird mit ihren neuen mystischen Kräften zum Gesicht des Aufstands. Doch kann sie den Menschen Hoffnung geben, wenn ihre eigene Zukunft düster aussieht? Denn ihr Körper ist für die mystische Energie nicht gemacht und sie wird mit jedem Tag schwächer …


Rezension

Arias Leben liegt in Scherben: Sie hat sich von Hunter, den sie nicht wieder erkennt, getrennt und muss mit ansehen, wie der Krieg zwischen den Reichen in den Horsten und den Bewohnern der Tiefe Manhattens immer schlimmer wird. Inzwischen stehen Mystiker- und Nicht-Mystiker zwar Seite an Seite, doch die Kluft zwischen Arm und Reich scheint unüberwindbar. Arias Bruder Kyle hat die Macht über die Stadt übernommen und plant, die Horsten mit einem mystischen Schutzschild abzuriegeln. Was dann mit der Tiefe geschieht, weiß keiner, doch jeder ahnt, dass etwas Schreckliches passieren wird. Einen Hoffnungsschimmer gibt es jedoch für Aria: Sie hat das Herz ihrer mystischen Freundin Davida gefunden und erhält dadurch Zugriff auf die Erinnerungen der Verstorbenen. Zudem scheint sie nun über Davidas mystische Kräfte zu verfügen. Aria ist fest entschlossen, sich ihrem wahnsinnig gewordenen Bruder entgegen zu stellen und ihre neuen Kräfte einzusetzen – doch das mystische Herz könnte sie umbringen …

Arias erste große Liebe, für die sie im ersten Band alles aufgegeben hat, ist an der Realität des Krieges zerbrochen. Der charmante Hunter hat sich als besessener Revolutionär entpuppt, der Aria nicht das geben kann, was sie braucht. Bereits im zweiten Band verblasste Hunter so zu einem ständig meckernden Nebendarsteller, während sein bester Freund Turk für Aria da war und langsam ihr Herz erobert hat. Nun steht sie zwischen zwei Stühlen: Sie hat immer noch Gefühle für Hunter, gleichzeitig verliebt sie sich immer mehr in Turk. Letzterer hört ihr zu und ist trotz seines wilden Äußeren ein herzensguter Mensch, während Hunter sich aus ihrer Sicht zu einem Tyrann entwickelt hat. Auch wenn es eine spürbare Annäherung zwischen Aria und Turk gibt, bekommt man dieses Mal keine richtige Liebesgeschichte geboten. Im Chaos des Krieges bleibt keine Zeit für romantische Momente und Turk scheint ebenfalls nur eine Nebenrolle zu spielen. Und so bekommt man gar nicht richtig mit, wann Arias Herz sich endlich für Turk entscheidet.

Das Setting in einem mystischen Manhatten, das sich in Folge der Klimaerwärmung in ein futuristisches Venedig verwandelt hat, überzeugt nach wie vor. Während die Reichen sich in den Dächern der Stadt eine eigene Welt aus Glas und Metall geschaffen haben, leben die Bewohner in der Tiefe zwischen stinkenden Kanälen und maroden Gebäuden. Es mangelt an allem und der entbrannte Krieg verschlechtert die Situation vorerst nur. Die Reichen schotten sich ab und lassen die Bewohner der Tiefe von den Soldaten abschlachten. Immerhin werden die Mystiker nun nicht mehr abgeschöpft, sprich, ihre mystische Energie wird nicht mehr gestohlen, was jedoch auch bedeutet, dass die Energiereserven der Stadt allmählich zur Neige gehen. Statt gemeinsam nach einer Lösung zu suchen, bekämpfen sich die Parteien weiterhin. Und Aria, die zu einer Heldin des Widerstands geworden ist, droht an der Verzweiflung und Wut der Bürger zu scheitern.

Leider gibt es in „Schatten der Macht“ keinen roten Faden. Viel mehr reihen sich die Ereignisse scheinbar wahllos aneinander, während Aria nach ihrem Bruder sucht, um diesen zur Vernunft zu bringen. Dabei setzt sie ihre mystischen Kräfte ein und kann so quasi getarnt ermitteln und ihre alten Freunde wiedersehen. Doch einen richtigen Plan haben sie und die Mystiker nicht – und auch der Autor scheint keinen zu haben. Theo Lawrence hat seine Geschichte schon im zweiten Band aus den Augen verloren. Während der erste Band noch originell und herrlich romantisch daherkam, verkam der zweite zu einem langwierigen Intermezzo, das einzig vom Setting lebte. Und auch der dritte Band liest sich langatmig. Gleichzeitig kommt das Ende überstürzt und viele Fragen bleiben offen. Es sieht beinahe so aus, als wäre „Mystic City“ als Einzelroman geplant gewesen und die anderen beiden Bände wurden aufgrund des Erfolges nachgeschoben.

Eine interessante Komponente sind immerhin die Erinnerungen von Davida, die Aria und dem Leser die Ereignisse des ersten Bandes aus einer anderen Sicht zeigen. So kommen Geheimnisse ans Licht, die der Geschichte eine neue Bedeutung geben und sie sehr persönlich machen. Arias Familiengeschichte ist dabei eng mit dem Schicksal Manhattens verwoben und im letzten Drittel des Romans erhält man eine neue, beklemmende Sicht auf die Story. Zudem ist Davida der sympathischste Nebencharakter, auch wenn sie eigentlich tot ist. Unter den anderen gibt es interessante Personen, doch man kennt sie alle schon aus den vorherigen Bänden und näherkennen lernt man sie im dritten und abschließenden Band leider auch nicht. Hervorzuheben ist noch das stimmungsvolle und wunderschöne Cover – alle drei Bände sehen einfach fabelhaft aus.


Fazit

„Schatten der Macht“ bringt „Mystic City“ zu einem chaotischen Ende, das einen bitteren Nachgeschmack hinterlässt. Zwar erhält man durch Davidas Erinnerungen eine ganz neue Sicht auf die Geschichte, aber Arias planloses Vorgehen macht die Handlung langatmig und verworren. Sie steht zwischen zwei Männern und weiß nicht, wie sie ihre Hoffnungen und Träume verwirklichen soll. Einzig das ungewöhnliche Setting, das beklemmende Dystopie und magische Fantasy vereint, reißt noch einiges raus und dank des flüssigen Schreibstils ist der Roman schnell gelesen.    


Pro & Contra

+ tolles Setting in einem überfluteten Manhatten
+ außergewöhnlicher Mix aus Dystopie und Fantasy
+ Aria verliebt sich immer mehr in Turk
+ neue Sicht auf die Ereignisse des ersten Bandes
+ persönliche Note der Geschichte

- Hunter ist nur noch ein blasser Nebendarsteller
- leider spielt auch Turk keine richtige Hauptrolle mehr
- Handlung wirkt planlos und verworren
- die Romantik ist auf der Strecke geblieben

Wertung: sterne3.5

Handlung: 3/5
Charaktere: 3,5/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 3,5/5


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Tags: Jugenddystopie, Theo Lawrence, Science Fantasy, New York, Magie