Written in Red – A Novel of the Others #1

Bishop Anne-Written in Red

Verlag: Roc, Wiederauflage, März 2014
Taschenbuch, 512 Seiten,
7,79 Euro [D] *
ISBN-13: 978-0-451-41790-9
Im Moment nur auf Englisch erhältlich

Genre: Urban Fantasy/Fantasy


Klappentext

As a cassandra sangue, or blood prophet, Meg Corbyn can see the future when her skin is cut—a gift that feels more like a curse. Meg’s Controller keeps her enslaved so he can have full access to her visions. But when she escapes, the only safe place Meg can hide is at the Lakeside Courtyard—a business district operated by the Others.

Shape-shifter Simon Wolfgard is reluctant to hire the stranger who inquires about the Human Liaison job. First, he senses she’s keeping a secret, and second, she doesn’t smell like human prey. Yet a stronger instinct propels him to give Meg the job. And when he learns the truth about Meg and that she’s wanted by the government, he’ll have to decide if she’s worth the fight between humans and the Others that will surely follow.


Autor

Anne Bishop is a winner of the William L. Crawford Memorial Fantasy Award for The Black Jewels Trilogy, presented by the International Association for the Fantastic in the Arts.


Rezension

In einer Parallelwelt, der unseren nicht unähnlich, sind die Menschen nur Gäste auf dem Kontinent Thaisia. Ihre Städte, Dörfer und Farmen stehen auf Land, dass sie von „den Anderen“, den terra indigne gepachtet haben. Für die Anderen sind die Menschen Beute. Nur die Tatsache, dass die Menschen Dinge herstellen, welche die Anderen mögen, hält den Frieden zwischen den beiden Völkern aufrecht. Als die Menschenfrau Meg Corbyn im Geschäft des Gestaltwandlers Simon erscheint und um einen Job bittet, ahnt er, dass Probleme auf ihn zukommen. Meg ist offensichtlich auf der Flucht, auch wenn er nicht weiß wovor. Trotz widersprüchlicher Gefühle heuert er Meg an – und stört damit die Ruhe in dem übersichtlichen Countryard. Wie sich rasch herausstellt ist Meg eine Blutprophetin. Verletzt sie sich erhält sie Visionen, die in Form von Bildern die Zukunft voraussagen. Da die Menschen davon überzeugt sind, dass Blutpropheten nicht für sich selbst sorgen können, sondern der Sucht nach Selbstverletzung und den damit einhergehenden Lustgefühlen unterliegen, werden Mädchen mit der Gabe in geschlossenen Anstalten untergebracht. Die Leiter dieser Institutionen kümmern sich aber nicht selbstlos um die Blutprophetinnen, sondern verdienen sich an deren Gabe ein Vermögen. Megs „Besitzer“ setzt nun alles daran, seine Ware zurückzubekommen und schreckt auch vor einem Angriff auf die Anderen nicht zurück. Während der Controller im Hintergrund ihre Entführung plant, versucht Meg, die isoliert in einer Zelle aufwuchs, ihren Platz unter den Anderen und in der Welt zu finden. Ein Plan, der ihr durch ihren Drang, sich zu ritzen und düstere Visionen ebenso erschwert wird, wie durch ihren Mangel an sozialen Interaktionen.

Die Zusammenfassung deutet an, wie komplex die Welt ist, die Anne Bishop für Written in Red konstruiert. Den vielfältigen intelligenten Kreaturen (unterschiedliche Gestaltwandler, Vampiren, Elementarwesen) steht eine Weltgeschichte angefüllt mit Konflikten gegenüber. Vor dem Hintergrund dieser Reibungen und auch Missverständnisse zwischen Mensch und Nichtmenschen entwickelt Bishop ihre Geschichte, die zugleich Urban Fantasy, Mystery und Drama ist. So sind es soziale Beziehungen, die neben der Geschichte um Meg und den Controller die Handlung ausmachen. Denn jeder der Charaktere hat, wie es sich gehört, seine eigenen Probleme, mit denen er zu kämpfen hat. Sei es Simon, der sich um seinen traumatisierten Neffen kümmert, Lieutenant Montgomery, der in einem neuen Polizeirevier getrennt von seiner Tochter Fuß fassen muss, oder eben Meg, die Konzepte wie Freundschaft und Vertrauen erst für sich entdecken muss, da sie ihr bisheriges Leben in einer „Anstalt“ verbrachte.

Bishop gelingt es gekonnt, diese Beziehungen darzustellen und zu entwickeln, wobei sie sich ab und an in Beschreibungen des Alltäglichen verliert. Dennoch entwickelt die Geschichte einen ganz eigenen Zugzwang. Ob Meg nun Post sortiert oder ihre Wohnung putzt, man kann und will das Buch nicht weglegen. Der Reiz liegt hier im Mix aus Alltag und Fantasy, denn selbst in den alltäglichsten Aufgaben kann es sein, dass plötzlich einer der äußerst oder eines der Elementarwesen, die zum Teil Verkörperungen der Jahreszeiten sind, auftauchen. Durch Megs Augen erlebt der Leser Alltägliche und eben nichtalltägliche Dinge neu. Dabei sind es gerade die Begegnungen zwischen der schüchternen, aber lebenslustigen Meg und den Anderen, die Menschen bisher nur als Beute wahrnahmen und nun einen gewissen Beschützerinstinkt entwickeln, die Unterhaltung bieten.

Allerdings ergibt sich beim Lesen immer wieder eine gewisse Redundanz, da sich die Anderen immer wieder über Meg unterhalten, über das Geschehene austauschen oder beraten, wie sie ihr helfen können, der Sucht sich selbst zu verletzen, zu entkommen. Zwar bietet die Sichtweise der Anderen hier einen interessanten Gesichtspunkt, eine gewisse Langeweile stellt sich dennoch mitunter ein, wenn Megs besonderer Status zum zehnten Mal diskutiert wird.

Ein großer Aspekt des Buches ist die Beziehung der Anderen zu den Menschen. Es ist ein „Was wäre wenn“-Szenario, in dem der Mensch wie in unserer Welt zwar um Macht, Gebiete und Ressourcen kämpft, diesen Anspruch aber unmöglich durchsetzen kann, da ihm die möglichen Mittel fehlen. Der Mensch ist nicht länger das Ende der Nahrungskette, sondern Beute. Wie die Menschen damit umgehen ist ebenso spannend zu lesen, wie der Konflikt in Kleinen. , insbesondere zwischen Meg und Simon Wolfgard für Spannungen sorgt. Denn wie verhält sich ein Löwe, wenn er plötzlich beginnt einige Gazellen zu mögen? Der Konflikt um die Welt indes erhält einen bitteren Beigeschmack, je mehr man über die Anderen erfährt. Sie sind einfach zu mächtig. Neben den unterschiedlichsten Gestaltwandlern gibt es Vampire, die sich in Nebel auflösen können, mächtige Elementarwesen und andere noch stärkere Wesen, deren Fähigkeiten nur angedeutet werden. Bei dieser Übermacht muss man sich fragen, warum überhaupt jemand denkt, sich mit den Anderen anlegen zu können. Denn wie besiegt man etwas, das man nicht sehen kann oder ein Erdbeben?


Fazit

Written in Red spielt mit der Möglichkeit, dass der Mensch nur geduldeter Gast in einer Welt ist, die von Gestaltwandlern und anderen Wesen kontrolliert wird. An der Seite der Blutprophetin Meg, die ihr bisheriges Leben in einer Zelle verbrachte, führt Anne Bishop den Leser durch dieses Szenario und beeindruckt mit einer vielfältigen Welt, lebendigen Charakteren und einer vielschichtigen Geschichte, die allerdings an einem Ungleichgewicht der Kräfte leidet.


Pro/Contra

+ frische Sicht auf Alltägliches durch Meg Corbyn
+ unterhaltsame Charaktere
+ lebendige Welt

- Wiederholungen
- Ungleiches Kräfteverhältnis zwischen Anderen und Menschen

Bewertung: sterne4

Charaktere: 4/5
Handlung: 3,5/5
Lesespaß: 3,5/5
Preis/Leistung: 4/5