Elias & Laia - Die Herrschaft der Masken (Sabaa Tahir)

Lübbe One (Mai 2015)
Hardcover mit Schutzumschlag
507 Seiten, 16,99 EUR
ISBN: 978-3-8466-0009-2

Genre:  historische Fantasy (Antike / Orient)


Klappentext

Wie überlebt man in einer Welt, in der Männer mit silbernen Masken jeden Tag den Tod bringen können? Wie kann man sich selbst treu bleiben, wenn die Herrschenden des Imperiums alles dafür tun, voller Grausamkeit ein ganzes Volk zu unterjochen? Elias und Laia stehen auf unterschiedlichen Seiten. Und doch sind ihre Wege schicksalhaft miteinander verknüpft.

Während Elias in der berühmten Militärakademie von Schwarzkliff dazu ausgebildet wird, als Elite-Krieger die silberne Maske der Macht voller Stolz und ohne Erbarmen zu tragen, muss Laia täglich die Willkür der Herrschenden fürchten. Als ihre Familie ermordet wird und ihrem Bruder die Hinrichtung droht, schließt sie sich dem Widerstand an. Als Sklavin getarnt, dringt sie in das Innerste von Schwarzkliff vor. Dort trifft sie auf Elias, den jungen Krieger, der eigentlich ihr Feind sein müsste ...


Rezension

Laia entdeckt bei ihrem Bruder ein Heft, das Zeichnungen von Waffen enthält – und damit Kenntnisse, die er als Kundiger gar nicht besitzen dürfte. Kurz darauf stürmen die martialischen Besatzer das Haus und Laia muss mitansehen, wie ihre Großeltern hingerichtet werden. Als sich die Möglichkeit bietet, folgt sie den verzweifelten Rufen ihres Bruders und flieht, während er verhaftet wird. Schnell plagen sie Schuldgefühle und Laia macht sich auf die Suche nach dem Widerstand, um ihren Bruder zu retten. Tatsächlich findet sie die Rebellen und diese schicken sie auf eine gefährliche Mission: Sie soll bei der Kommandantin der Militärakademie von Schwarzkliff als Sklavin getarnt spionieren. Um ihren Bruder zu retten, setzt sich Laia der menschenverachtenden Grausamkeit der Kommandantin aus …

Elias wird in Schwarzkliff zur silbernen Maske ausgebildet. Bereits als Schüler ist er ein brutaler Elitekämpfer, der mehrmals durch die Hölle gehen musste, um Stärke zu erlangen. Doch Elias ist mit den Methoden des Imperiums nicht einverstanden – er will desertieren. Einer der sogenannten Auguren, den spirituellen Führern der Martialen, hält Elias davon ab und verspricht ihm, dass er bald seine ersehnte Freiheit erhalten wird.  Kurz darauf verkündet der Augur, dass die Blutlinie des Imperators versiegen wird und ein neuer erwählt werden muss. Ausgerechnet Elias wird zu einem der Anwärter und muss sich den Prüfungen stellen. Dabei wird er zu grausamen Taten gezwungen und mit jeder Prüfung fragt er sich, ob der Augur ihn nicht betrogen hat …

Das Imperium in „Die Herrschaft der Masken“ erinnert stark an das antike Rom. Das Reich wird von einem Imperator geführt, in seiner Armee dienen Legionäre und die Namen der Martialen klingen allesamt römisch. Sie greifen als Besatzer hart durch und ersticken jeden Widerstand im Keim. Zudem blüht der Sklavenhandel, wobei die Menschen zu namenlosen Dienern gemacht werden. Laias Volk war einst für seine Fortschrittlichkeit und sein großes Wissen bekannt, doch nun leben die Kundigen entweder in der Sklaverei oder in der ständigen Angst, von den Eroberern überfallen zu werden. Vor allem die silbernen Masken sich gefürchtet, denn ihnen ist bislang keiner entkommen. In der Fantasywelt gibt es noch weitere Völker, über die man bisher recht wenig erfährt - vor allem die Stammesleute sind da sehr interessant.

Elias und Laia begegnen sich relativ spät im Roman und es dauert lange, bis sie Gefühle füreinander entwickeln. Laia sieht in Elias zunächst nur den grausamen Elitesoldaten. Zudem gilt ihr Interesse zunächst einem der Rebellen. Und Elias sieht sich mit den Gefühlen seiner besten Freundin Helena, der einzigen Soldatin in Schwarzkliff, konfrontiert. Für Elias ist sie wie eine Schwester, doch die taffe Helena scheint mehr für ihn zu empfinden und ihre Eifersucht droht, seine Pläne zu durchkreuzen. Andere Nebencharaktere wie weitere Rebellen und Elias Freunde an der Akademie bleiben vergleichsweise blass. Einzig die Gegenspieler stechen etwas heraus, wobei diese meist eindimensional böse sind. Die Kommandantin und auch Elias Konkurrent Marcus zeichnen sich durch Sadismus, Arroganz und absolute Gefühlskälte aus.

Für ein Jugendbuch enthält „Elias & Laia“ zu viele Grausamkeiten, die zwar die bedrohliche Atmosphäre des Romans aufbauen, aber an mancher Stelle doch zu brutal erscheinen. Laia wird geschlagen und verstümmelt, zudem muss sie sich den Zudringlichkeiten der männlichen Schüler erwehren. Dabei wirkt sie anfangs sehr schwach, einzig ihr Wunsch, ihren Bruder zu retten, lässt sie die Zähne zusammenbeißen. Zwischenzeitlich sieht es aus, als würde Laia an ihrer Aufgabe zerbrechen. Doch sie entwickelt sich weiter und zum Ende hin strahlt sie Stärke und Mut aus. Elias hingegen hat von der ersten Seite an einen starken Charakter. Er weiß genau, was er will und was er nicht will, doch in den Prüfungen wird er gezwungen, seinen tiefsten Ängsten ins Gesicht zu blicken und sprichwörtlich über Leichen zu gehen. Für ihn geht es weniger darum, sich zu entwickeln, als vielmehr darum, seine Seele zu bewahren.

Zwischen all der Finsternis gibt es nur wenige Momente des Lichts und der Hoffnung, doch diese strahlen so stark, dass sie einem mehr im Gedächtnis bleiben als Folter und Mord. Sehr interessant sind die mythologischen Elemente und das Auftreten von magischen Wesen wie Dschinns und Ghulen – auch die Rolle der Auguren ist noch ein großes Geheimnis. „Die Herrschaft der Masken“ überzeugt vor allem in der ersten Hälfte, wo die Leben beider Protagonisten auf den Kopf gestellt werden. Die Handlung schreitet schnell voran und bleibt bis weit in die zweite Hälfte extrem spannend. Alles scheint auf ein hochdramatisches Finale hinauszulaufen, doch dann schleichen sich die ersten Längen ein und es wird klar, dass es sich um einen Auftaktband handelt, in dem gar nicht alles geklärt werden kann. Am Ende wartet ein fieser Cliffhanger, zudem gibt es viele offene Fragen und Handlungselemente, die weiter ausgebaut werden wollen. Der zweite Band wird mit Spannung erwartet – allerdings hätte „Elias & Laia“ auch ein hervorragender Einzelroman werden können.


Fazit

„Elias & Laia – Die Herrschaft der Masken“ vereint den Charme der römischen Antike mit dem Zauber des Orients zu einer Fantasygeschichte, die sich aufgrund der vielen Grausamkeiten eher für (junge) Erwachsene eignet. Beide Protagonisten müssen Folter und sinnlose Gewalt ertragen. Die Hoffnung ist meist nur eine kleine Flamme, doch manchmal erblüht sie zu einem strahlenden Stern, der den Leser durch die dunklen Zeiten in diesem Buch trägt. Nach einem dramatischen und extrem spannenden Finale bricht die Geschichte quasi mittendrin ab – Hochspannung für den zweiten Band garantiert.   


Pro & Contra

+ Elias ist ein starker, kantiger Charakter
+ Laias Entwicklung in der zweiten Buchhälfte
+ Elias taffe Freundin Helena
+ Mix aus römischer Antike und magischem Orient
+ interessante mythologische Elemente
+ geheimnisvolle Rolle der Auguren
+ fast durchgängig sehr spannend
+ tolle Gestaltung des Hardcovers

- Laia wirkt anfangs sehr schwach
- die meisten Nebencharaktere bleiben relativ blass
- Antagonisten erscheinen durch und durch böse

Wertungsterne4

Handlung: 3,5/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 4/5


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Tags: Sabaa Tahir, orientalische Fantasy, historische Fantasy