Die List der Katzenfrau (Sandra Melli)

Melli Sandra-Die List der Katzenfrau

Knaur Verlag, 1. Auflage, November 2014
Taschenbuch, 512 Seiten,
14,99 Euro [D] | € 15,50 [A]
ISBN-13: 978-3-426-51328-6

Genre: Fantasy


Klappentext

Das vierte Abenteuer von Katzendame Laisa in den Dämmerlanden!
Als eine einflussreiche Magierin der Gegenseite Laisa um Hilfe bittet, zögert die Katzenfrau nicht lange. Zu reizvoll ist das Abenteuer, das sich ihr bietet: ein Gesteinsring, vollkommen eingehüllt in scheinbar undurchdringliche Magie. Laisa muss all ihre Fähigkeiten einsetzen, um den Ring zu durchdringen – und was sie dahinter entdeckt, ist die größte Überraschung, die es in den Dämmerlanden seit Jahrhunderten gegeben hat.


Die Autorin

Hinter dem Pseudonym Sandra Melli verbirgt sich ein bekanntes Autorenehepaar, das seit etlichen Jahren sehr erfolgreich historische Romane veröffentlicht (Iny Lorentz). Ihre ersten Erfolge errangen sie jedoch mit Kurzgeschichten und Novellen in Fantasy-Anthologien verschiedener großer Verlage. Darüber hinaus entwickelten sie im Lauf der Zeit mit der Welt der magischen Farben ihr ganz eigenes Fantasy-Universum. Das Paar lebt bei München.


Rezension

Die weiße Katzenfrau Laisa wird gebeten, der blauen Evari Yahyeh zu helfen. Im Rahmen der Bemühungen, den Frieden zwischen den sechs Farben aufrechtzuhalten, begibt sie sich mit ihren Freunden zur blauen Festung und findet dort neben einer neuen Verwandten unerfreuliches vor. Während sich Laisa mit den neuesten durchtriebenen Plänen Gayyads/Erulims herumschlagen muss, wird der Abenteuerer Rogon am Heiligen See von Freibeutern angegriffen. Menschen werden entführt und eine kriegerische Auseinandersetzung scheint unvermeidbar. Derweil beobachtet der Zweifarbige Gayyad/ Erulim das Vorankommen seiner Feinde und treibt seine Pläne voran, Laisa und Rogon zu knechten, um letztendlich ungestört die Dämmerlande ins Chaos stürzen zu können.

Passend zu einem vierten Teil einer Reihe Die List der Katzenfrau direkt mit der Handlung. Die blaue Evari Yahyeh und ihre Begleiterin Berraneh scheitern beim Erklettern eines Ringgebirges. Bevor sie jedoch in die Tiefe stürzen, spüren sie am Rande eine Spur von Weiß – einer Feindfarbe der Blauen. Sie wittern ein Geheimnis und bitten den weißen Evari Khaton um Hilfe. So beginnt die Geschichte in einer Welt der Farben. Die an sich interessante Welt aus Magie, Farben und Abenteuer leidet allerdings an so manchen Schwächen. Alles beginnt mit zu vielen Namen, die auf den Leser einprasseln. Zwar handelt es sich um den vierten Teil, doch kann man nicht erwarten, dass sich der Leser alle Figuren, Orte und Zusammenhänge einer Phantasiereihe merken kann. Leider fällt das Glossar in Die List der Katzenfrau sehr knapp aus, so dass sich dem Leser die Zusammenhänge erst nach und nach erschließen.

Inhaltstechnisch bietet Die List der Katzenfrau eine interessante Mischung aus Heldenreise, Kämpfen, Magie und unterschwelliger Romantik. Leider schmälern unsympathische Charaktere das Leseerlebnis. Selten trifft man eine überheblichere, oberflächlichere Figur als Laisa. Sie zickt, kritisiert an jedem herum und hält sich für was Besseres. Zudem misst sie mit zweierlei Maß, wenn sie „die Bösen“ für ihre Taten verachtet, und dann selbst ohne tiefer zu forschen, Urteile fällt. Die Art und Weise wie sie sich vor anderen als etwas Besseres aufspielt, indem sie zum Beispiel mitten in einem Feindland, wo sie zur Vorsicht gemahnt wird, meint, angeberisch ihre Fähigkeiten präsentieren zu müssen. Ihre Kameraden erhalten im Kopf zumeist abfällige Kommentare. Aber auch der Abenteurer Rogon ist kaum besser. Auch er misst mit zweierlei Maß und rennt zudem noch offenen Auges in eine Falle und riskiert so leichtfertig das Leben Hunderter Sklaven. Die anderen Figuren erhalten kaum Aufmerksamkeit, sind eindimensional gestaltet und tragen nur in den Kämpfen etwas zur Geschichte bei.

Stilistisch bietet das Autorenduo in Die List der Katzenfrau eine solide Leistung. Die Handlung wirkt etwas gehuscht, die Gedanken der Protagonisten stehen indes im Vordergrund. Dementsprechend wird auch eine verwandtschaftliche Enthüllung rasch abgefrühstückt. Zusätzlich sind die Hauptfiguren hoffnungslos überdimensioniert. Ob Laisa oder Rogon – sie sind Krieger, unglaublich talentierte Magieadepten und Anführer. So wundert es nicht, dass den beiden alles gelingt, was sie sich vornehmen. Die Handlung wird dadurch zu einer drögen Selbstpräsentation der beiden Protagonisten in einer Welt, die ohne sie nicht zurechtzukommen scheint. Selbst die mächtigen Evari – Repräsentanten der Götter – können nicht ohne Laisa und Rogon und erleben Anfälle von Neid beim Anblick ihres Könnens. Auch der Anführer der schwarzen Festung kann nicht umhin, die Katzenfrau der Gegenfarbe einzuladen, da er glaubt, in seiner Festung könnten sich, versteckte Fallen und Ausspähartefakte befinden. Tatsächlich befreit Laisa nicht nur die blaue Festung von einer tödlichen Gefahr, sondern aus Großmut im Anschluss gleich die schwarze mit dazu – natürlich nicht, ohne dass jedem unter die Nase zu reiben.


Fazit

Im farbenfrohen Reigen der Fantasyromane schafft es Die List der Katzenfrau nicht Akzente zu setzen. Obwohl die Welt an sich interessant ausgelegt ist, sind Sandra Mellis Hauptfiguren zu eindimensional und unsympathisch gezeichnet, während die Nebenfiguren zu Bewunderern und Helfern verkommen. Insgesamt passiert auf den 500 Seiten recht wenig und der Leser muss sich noch weiter gedulden, wie sich die Dämmerlande entwickeln.


Pro/Contra

+ Welt- und Farbkonzept
- unsympathische Figuren
- gehetzte Handlung
- überzeichnete Protagonisten
- Glossar ist zu dürftig

Bewertung: sterne1.5

Charaktere: 1,5/5
Handlung: 2/5
Lesespaß: 2/5
Preis/Leistung: 1/5