Rezensionen im Juli (2015)

Liebe LeserInnen,

auch wenn das Wetter zeitweilig andere Schlüsse vermuten lässt, ist der Sommer schon ziemlich fortgeschritten – und damit auch das Jahr. In zwei Monaten freuen wir uns schon wieder auf die Frankfurter Buchmesse, dann folgt Weihnachten mit großen Schritten und schon ist wieder ein Jahr vergangen. Und noch so viele ungelesene Bücher stehen in unseren Regalen. Damit euer SuB gar keine Chance zum Schrumpfen bekommt, haben wir auch im Juli wieder fleißig Rezensionen für euch geschrieben und stellen heute wie gewohnt die wichtigsten Besprechungen noch einmal vor. Viel Spaß beim Lesen!



Belletristik

Mit "Am Abgrund aller Dinge" liefert der sympathische italienische Autor Gianrico Carofiglio einen wunderbar stimmungsvollen und nachdenklichen Roman, der dank seiner Themenbandbreite jeden Leser ansprechen kann.

Dark Fantasy

"Nachtschatten - unantastbar" von Juliane Seidel ist stimmungsvolle Urban Fantasy mit regionalem Setting, die sich angenehm von Genreklischees abhebt und neben klassischen Fantasywesen mit faszinierenden Schutzengeln aufwartet. Diese bereichern die Geschichte mit ihren Charakterzügen und Fähigkeiten ungemein. Die Spannung bleibt zwischenzeitlich etwas auf der Strecke, doch insgesamt vermag „unantastbar“ gut zu unterhalten und kräftig Neugier auf die weiteren Bände zu schüren.

Fantasy

Im farbenfrohen Reigen der Fantasyromane schafft es "Die List der Katzenfrau" nicht, Akzente zu setzen. Obwohl die Welt an sich interessant ausgelegt ist, sind Sandra Mellis Hauptfiguren zu eindimensional und unsympathisch gezeichnet, während die Nebenfiguren zu Bewunderern und Helfern verkommen. Insgesamt passiert auf den 500 Seiten recht wenig und der Leser muss sich noch weiter gedulden, wie sich die Dämmerlande entwickeln.

Die positiven Eindrücke und der Lesespaß überwiegen bei weitem. Auf immerhin 800 Seiten sind noch nicht einmal Längen zu beklagen. Denn die Kapitel sind von Bernhard Hennen so abwechslungsreich und spannend gestaltet, dass man gern zu den verschiedenen Handlungsebenen und Erzählperspektiven springt und am Ende die Fortsetzung kaum erwarten kann. Durch seinen geschickten Spannungsaufbau und mit viel sprachlicher Raffinesse erzählt, ist "Die letzten Eiskrieger" vielleicht der bisher beste Band der Drachenelfen-Reihe.

Horror / Mystery

"Revolver Tarot" von R.S. Belcher ist ein schauriger Fantasywestern mit Steampunkelementen, der maßgeblich von seinen skurrilen und derben Charakteren lebt. Diese müssen sich einer Bedrohung stellen, die älter als die Welt und Gott ist. Während das Grauen immer tiefer in die Geschichte dringt, lernt man Golgotha und seine Bewohner kennen und lieben. Das Phantastische scheint in der Wüstenstadt beinahe alltäglich – doch als Leser staunt man über die vielen originellen Ideen, die sich mit Genreklischees zu einem höchst unterhaltsamen Roman vermischen.

Science Fiction

"Die Rückkehr zur Erde" ist eine interessante Verbindung aus Ideen, Space Opera, Zukunftstechnologie und Quantenphysik. Die Fortsetzung der Foundation-Trilogie ist diesem Markstein der Science Fiction durchaus angemessen. In seinem Roman vereint Isaac Asimov seine beiden Universen, die Roboterwelt und die Foundation. Verbindungslinien gab es bis dahin zur Genüge, besonders in der Verwendung von Zukunftstechnologien. Asimov erklärt in Die Rückkehr zur Erde auch, warum es in der Foundation, auf Terminus, keine Roboter gibt.

In Isaac Asimovs Zukunftsvision "Ein Sandkorn am Himmel" lernt unsere Spezies nichts aus der Geschichte, abgesehen von wenigen Menschen, die sich dadurch weit von der Menschheit entfernen. Die Erde ist nur ein Sandkorn am Himmel, aber auf ihr geschehen die schlimmsten Dinge.

Krimi

Leonardo Sciascias "Der Zusammenhang" ist ein spannender und tiefgründiger Kriminalroman über eine Gruppe von Mächtigen in Sizilien, die sich in eine Mordserie einklinken. Der Originaltitel, Il contesto. Una parodia, mutet weniger absurd an, wenn man ihn darauf bezieht, dass hier tatsächlich zwei Parteien, die Mächtigen und der Serienmörder oder der Ermittlungsbeamte und die Kriminellen, in einer Art groteskem Wettkampf stehen.

Raymond Chandler erzählt in seinem mit Symbolen angereicherten "Der große Schlaf" in teils beunruhigenden Bildern von einer dunklen und korrupten Welt, die durch Gier und Ausbeutung bestimmt wird.

Comic

Milo Manaras "Caravaggio - Mit Pinsel und Schwert" ist das Bildnis eines Künstlers, der mit vollem Herzen bei seinen Leidenschaften war. Er porträtiert einen starken, ungestümen Charakter, der wahre Meisterwerke geschaffen hat. Darin steht ihm Manara in nichts nach. Sein Caravaggio ist ebenso ein Meisterwerk der Comickunst, welches es zu genießen gilt.

Der britische Illustrator Rob Davis hat mit "Don Quixote" Cervantes’ Klassiker in die Form der Graphic Novel übertragen. Herausgekommen ist dabei ein so komisches wie düsteres Werk über den Edelmann, der zwischen Fiktion und Wirklichkeit nicht mehr unterscheiden kann und mit seinem Knappen Sancho Pansa haarsträubende Abenteuer besteht. Rob Davis hält sich an Geist und Struktur der Romanvorlage, überzeugt in Form, differenzierter Farbgebung und Typographie.

Sachbuch

"Supernatural - Die Welt von Sam und Dean Winchester" von Nicholas Knight ist für jeden Fan eine perfekte Ergänzung zur Serie. Mit viele Liebe zum Detail wurde hier ein schön anzusehendes und informatives Buch zur Serie zusammengestellt.

Sonstiges

Carolin Schairers Titelträgerin "Vesna" des aktuellen Romans ist laut, hart, fordernd und rechthaberisch. Wie der Leser muss sich Protagonistin Elisa erst einmal mit dieser impertinenten Person anfreunden und stößt auf eine Frau, die nicht nur das Herz berührt, sondern im Kopf stecken bleibt. Vesna ist ein einfühlsamer Roman über Loyalität und Freundschaft, darüber wie diese beiden den härtesten Schutzpanzer durchdringen können. Vielleicht auch ein Aufruf, genauer hinzuschauen und sich eben nicht auf Vorurteile, Gerüchte oder erste Eindrücke zu verlassen. Aus diesem Grund nicht nur für Romantiker lesenswert!



Im Juli haben wir einige Genres ein wenig vernachlässigt, aber wir geloben Besserung und versprechen euch, uns im August wieder in die Vollen zu stürzen - schließlich soll für jeden unserer Leser das Richtige dabei sein. Wer sich mit dem Rückblick noch nicht zufrieden gestellt fühlt, darf wie immer gerne einen Blick in unser umfangreiches Rezensions-Archiv werfen.

Wir wünschen euch einen sonnen- und lesereichen Monat,
euer Literatopia-Team