Saint Young Men (Hikaru Nakamura)

saint young men

Egmont Manga (Oktober 2014)
Originaltitel: Saint Oniisan
Taschenbuch, 262 Seiten, 12,99 EUR
ISBN: 978-3770484515

Genre: Comedy / Fantasy / Religion


Klappentext

Jesus lebt … mit Buddha in Tokio!

Auch Götter und spirituelle Führer brauchen mal eine Auszeit: Die Saint Young Men, das sind Jesus von Nazareth und Siddhartha a.k.a. Buddha! Beide haben beschlossen, ihr Königreich im Himmel zu verlassen und Urlaub auf der Erde zu machen – genauer gesagt: Tokio. Dort haben sie sich ein kleines Apartment gemietet und leben zusammen in einem Zweier-WG.


Rezension

Jesus und Buddha leben gemeinsam im himmlischen Königreich. Da schlägt Jesus vor, Urlaub auf der Erde zu machen, und so zieht er zusammen mit Buddha nach Tokio, wo sie eine WG gründen und die Welt der Menschen erforschen. Wie Touristen ziehen die beiden durch die Straßen Tokios und entdecken die japanische Kultur, aber auch Freizeitparks oder ganz alltägliche Dinge wie Supermärkte und Badehäuser. Dabei versuchen sie so wenig wie möglich aufzufallen, was gar nicht so einfach ist. Schließlich hat Jesus eine auffällige Dornenkrone auf dem Kopf und seine Wundmale fangen manchmal an zu bluten. Und Buddha fällt allein mit seiner steinharten Lockenfrisur und seinen riesigen Ohrläppchen aus dem Rahmen. Trotzdem können sie sich aus heiklen Situationen meist herausreden und ihr Abenteuer auf der Erde genießen …

„Saint Young Men“ darf man auf keinen Fall allzu ernst nehmen, vor allem nicht als religiöser Mensch. Es braucht schon Humor, um der Geschichte um Jesus und Buddha, die wie zwei Studenten in einer kleinen Wohnung hausen, etwas abzugewinnen. Die Idee an sich ist schön skurril und Jesus und Buddha geben als sanftmütige, weltfremde Typen ein interessantes Protagonisten-Paar ab. Mangaka Hikaru Nakamura spielt mit Elementen beider Religionen und bindet sie in den Alltag der beiden ein: Als sie nichts zum Essen im Haus haben, stellt Buddha Jesus Steine und Wasser hin und meint, er könnte dies ja in Brot und Wein verwandeln. Vor dem Haus versammeln sich die verschiedensten Tiere, weil sie Buddhas Nähe suchen. Und wenn Buddha einen tugendhaften Sinnspruch von sich gibt, fängt sein Kopf an zu leuchten.

Der Manga steckt voller origineller Ideen, allerdings ist er nur eine Aneinanderreihung von kurzen Geschichten, in denen Jesus und Buddha Touristen gleich durch die Stadt ziehen. Kaum eine Idee wird weiter ausgebaut und so fängt man relativ schnell an sich zu langweilen, weil es keinen roten Faden gibt. Erst zum Ende des ersten Bandes hin (der deutsche Manga enthält den ersten und zweiten Originalband) beginnt Hikaru Nakamura Storyelemente neu aufzugreifen und weiterzuspinnen. So freundet sich Jesus beispielsweise mit einem Yakuza an, der ihn wegen eines Missverständnisses für den Sohn eines Gangsterbosses hält. Und auch die Vermieterin mischt immer wieder mal mit.

Jesus und Buddha sind als Figuren natürlich Sympathieträger und werden zwar humorvoll, aber eigentlich nie lächerlich dargestellt. Buddha ist der Besonnenere der beiden und fühlt sich auf der Erde zuerst nicht richtig wohl, doch nach und nach findet er Spaß am gemeinsamen Urlaub und entdeckt sogar seine Konsumfreude. Jesus hingegen kommt arglos, etwas naiv und sehr emotional rüber. Wenn er sich aufregt, fangen seine Wundmale an zu bluten, und wenn er sich sehr freut, sprießen Knospen und sogar Blumen an seiner Dornenkrone. Der Umgang der beiden ist sehr freundschaftlich, auch wenn es diverse Reibungspunkte gibt, wie beispielweise den Blog, den Jesus betreibt und den Buddha kritisch betrachtet.

Der Zeichenstil ist sehr individuell, aber nicht wirklich „schön“, was daran liegen mag, dass Jesus und Buddha oft Grimassen ziehen. Trotzdem erkennt man die beiden sofort als das, was sie sind, und ihre Mimik und Gestik wurde abwechslungsreich und lebhaft gestaltet. Manchmal reicht schon der Gesichtsausdruck einer der beiden, um den Leser zum Schmunzeln zu bringen. Die Seiten enthalten meist sehr viel Text und viele Dialoge lesen sich leider etwas holprig und wirken gekünstelt.  Das Cover ist sehr gelungen, da es die positive und leichte Atmosphäre des Manga gekonnt einfängt.


Fazit

„Saint Young Men“ ist ein sehr origineller und spezieller Manga, den man keinesfalls zu ernst nehmen darf. Jesus und Buddha sind echte Sympathieträger, auch oder gerade weil sie im Alltag ihre Probleme haben. Leider reihen sich hier nur relativ kurze Episoden aneinander und man vermisst einen roten Faden in der Geschichte – und damit auch die Spannung. Wer humorvolle „Slice of Life“-Manga mag, wird trotzdem gut unterhalten.  


Pro & Contra

+ Jesus und Buddha treffen auf die heutige Konsumwelt
+ humorvolle Alltagsepisoden
+ Aufgreifen verschiedener Elemente beider Religionen
+ positive und lockere Atmosphäre
+ lebendige Zeichnungen

o darf man nicht zu ernst nehmen
o slapstickartiger, etwas spezieller Humor

- ohne roten Faden recht spannungsarm

Wertung: sterne4

Handlung: 3,5/5
Charaktere: 4/5
Zeichnungen: 4/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 3/5