Drachenblut (Daniela Knor)

Amrûn (August 2015)
Taschenbuch, Paperback
300 Seiten, 12,90 EUR
ISBN: 978-3-95-869061-5

Genre: Fantasy / Mystery / Jugendbuch


Klappentext

Nach dem gewaltsamen Tod seiner Eltern wuchs der junge Takeru in Deutschland auf und kehrt nun als Fremder ins geheimnisvolle Japan zurück. Schon bald bedroht der Feind der Familie sein Leben und bedient sich dabei heimtückischer Geister und Zauberei. Als Takeru den Kampf aufnimmt, lernt er die schöne Schwertkämpferin Ayumi kennen und verliebt sich in sie. Gemeinsam kommen sie dem Rätsel um seine Herkunft näher, doch Ayumi hat ein dunkles Geheimnis. Um sie zu retten, muss Takeru das Drachenblut in seinen Adern wecken und sich seinen übermächtigen Feinden stellen ...


Rezension

Nach dem Abi weiß Takeru noch nicht, wo er im Leben eigentlich hin will. Als Adoptivkind, das viel Glück mit seiner neuen Familie hatte, zieht es ihn zurück in sein Heimatland Japan. Seine Eltern hatten ihm ohnehin eine Reise versprochen, doch plötzlich sperrt sich seine Adoptivmutter gegen seinen Wunsch, die Heimat zu erkunden. Denn seine leiblichen Eltern starben nicht etwa bei einem Autounfall, wie man es ihm erzählt hat, sondern sind ermordet worden. Takerus Familie tat daraufhin alles, um den Jungen aus dem Land zu schaffen und in Sicherheit zu bringen. Nun zieht es Takeru noch mehr nach Japan, denn er will unbedingt wissen, was mit seiner Familie geschehen ist, und seine Verwandten kennenlernen. Dabei ahnt er nicht, welch unglaubliches Geheimnis seine Eltern bewahrt haben und wie viel Wahrheit in den alten Legenden um Götter und Dämonen liegt …

Takeru ist ein typischer Jugendlicher, der nach der Schule eine große Reise unternehmen möchte, um etwas von der Welt zu sehen und eigene Erfahrungen zu sammeln. Obwohl er in Deutschland sehr glücklich ist und er kaum Erinnerungen an seine Kindheit besitzt, zieht es Takeru zurück nach Japan. Dort angekommen tritt er erst einmal in mehrere Fettnäpfchen, denn die Japaner halten viel von Höflichkeit. Dazu gehört auch, ein Hilfsangebot erst zweimal auszuschlagen, bevor man es annimmt. Zudem muss sich Takeru an die aus seiner Sicht distanzierte Art seiner Landsleute gewöhnen.  Man merkt dabei, dass Daniela Knor selbst Japan bereist hat, denn ihre Beschreibungen von Land und Kultur sind durchweg authentisch – und als Leser fühlt man sich, als wäre man tatsächlich im Land der aufgehenden Sonne und würde durch überfüllte Spielhallen streifen oder abgelegene Tempel im Wald besuchen.

Als Takeru seine Nachforschungen beginnt, werden die Mörder seiner Eltern auf ihn aufmerksam und er kann ihnen nur mit Hilfe der mysteriösen Schwerkämpferin Ayumi entkommen. Diese ist nicht nur wunderschön, sondern auch brandgefährlich. Sie offenbart ihm, dass sein Vater der Hüter eines sagenumwobenen Schatzes war, der in den falschen Händen viel Unheil über die Welt bringen kann. Ayumi steht Takeru hilfreich zur Seite, allerdings hält sie ihn auf Distanz und behält ihre dunklen Geheimnisse für sich. Takeru verliebt sich in sie und will ihr vertrauen, doch die junge Frau lässt ihn immer wieder auflaufen. Bald erwacht Misstrauen in Takeru, das er allerdings beiseiteschiebt. Schließlich kann ihm sonst niemand helfen – und er kann die Hoffnung nicht aufgeben, dass sich alles zum Guten wendet.

Auf der Suche nach dem Schatz, der damals nach dem Mord verloren gegangen ist, muss Takeru verschiedenste kami, Naturgeister, befragen. Ayumi hilft ihm dabei, die Zeichen, die er selbst übersehen hätte, zu deuten. Die phantastische Geschichte ist eng mit den japanischen Mythen verwoben und auch hier merkt man, dass sich die Autorin gut informiert hat. Die fernöstliche Mythenwelt hat ihren ganz eigenen Charme, der „Drachenblut“ angenehm aus der Masse herausstechen lässt.  Die Natur spielt dabei eine wichtige Rolle, ebenso wie der Konflikt zwischen Naturgeistern und Menschen. In der modernen Zeit sind nämlich viele Geister verärgert, weil die Menschen sie vergessen haben und ihren Lebensraum zerstören.

Nach einem recht ausführlichen Einstieg, während dem sich Takeru entschließt, nach Japan zu gehen und sich dort erst einmal zurechtfinden muss, schreitet die Handlung zügig voran. Dabei bleibt Takeru wenig Zeit, sich mit der Existenz von Geisterwesen, Drachen und Magie auseinanderzusetzen, und er nimmt vieles einfach hin. Ein Freund, den er in einem Hostel kennenlernt, zeigt sich ebenfalls erstaunlich unbeeindruckt von der Existenz von Werwesen, was dem Leser etwas seltsam vorkommt. Leider gerät Takerus deutsche Familie in der zweiten Romanhälfte in Vergessenheit. Man wundert sich doch sehr darüber, dass Takeru sich kaum bei seinen Eltern und seiner Schwester meldet und auch aus seinen Gedanken verschwinden sie nahezu vollständig – und man fragt sich, wieso Daniela Knor die Familie in den ersten Kapiteln überhaupt vorgestellt hat und warum Takeru bei ihnen so zufrieden war, wenn er sie so schnell vergisst. Das Ende kommt zudem recht überstürzt und man muss aufpassen, dass man auch alles richtig mitbekommt.  

„Drachenblut“ wird vom Verlag als Jugendfantasy ab 12 Jahren bezeichnet, was irreführend ist. Die meisten Bücher ab dieser Altersstufe sind nämlich noch recht kindlich inklusive junger Protagonisten. In „Drachenblut“ hingegen sind die Charaktere junge Erwachsene und für solche ist dieser Roman auch bestens geeignet. Die Gestaltung des Taschenbuchs ist insgesamt sehr gelungen: Das Cover spiegelt den mystischen Inhalt perfekt wieder und im Anhang finden sich einige Erklärungen zu den japanischen Begriffen, die Daniela Knor im Roman verwendet. Zwar erschließen sie sich meist aus dem Kontext, die Übersicht ist aber dennoch hilfreich.


Fazit

„Drachenblut“ erweckt die japanische Mythenwelt zum Leben und entführt seine Leser in ein phantastisches Abenteuer mit fernöstlichem Charme. Takeru muss sich erst an die Existenz von göttlichen Wesen und Magie gewöhnen, doch bald glaubt er selbst an Drachen, zu denen er eine ganz besondere Bindung hat. Das Ende kommt ziemlich überstürzt, doch  insgesamt ist es Daniela Knor gelungen, Japan authentisch und lebendig zu präsentieren und die Geschichte mit mystischen Elementen durchweg spannend zu erzählen.


Pro & Contra

+ phantastischer, fernöstlicher Charme
+ Takerus erste Schritte in Japan
+ Ayumis dunkle Geheimnisse
+ authentische Beschreibung von Land und Kultur
+ geheimnisvolle Welt der Mythen und Geisterwesen
+ Drachen und Samurai
+ Urban Fantasy abseits der Masse
+ wunderschönes, mystisches Cover

o auf die Drachen muss man etwas warten
o Fantasy für junge Erwachsene

- vergleichsweise langer Einstieg
- überstürztes Ende
- Takerus Adoptivfamilie gerät in Vergessenheit

Wertung: sterne4

Handlung: 3/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 3,5/5


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