Rezensionen im Oktober (2015)

Liebe LeserInnen,

brrrr, kalt ist es geworden! Gibt es bei dem Wetter etwas Schöneres, als sich nach einem ausgiebigen Herbstspaziergang mit einem heißen Tee oder Kakao und der warmen Lieblingsdecke auf die Couch zu kuscheln und sich in der phantastischen Welt der Bücher zu verlieren?
Der Oktober hat, neben der Buchmesse, bei unserer Redaktion genau diese Tagesgestaltung bereits auf den Plan gerufen, sodass wir euch im heutigen Rückblick wieder die wichtigsten Rezensionen präsentieren können. Viel Spaß beim Stöbern – und beim Füllen eurer ganz persönlichen Wunschliste, schon vorbereitend auf die Weihnachtszeit, die mit großen Schritten naht ;o)



Belletristik

"Die Achse meiner Welt" ist ein beeindruckend gefühlvolles Debüt. Trotz einiger kleiner Mängel kann Dani Atkins den Leser schnell auf ihre Seite ziehen und in die Geschichte von Rachel eintauchen lassen – so tief, dass das Auftauchen auf den letzten Seiten beinahe schmerzhaft erscheint. Von der ersten Seite an wird man mitgerissen und weiß manchmal selbst nicht so genau, was nun eigentlich real und was Einbildung ist. Wunderschöne und emotionale Unterhaltung für zwischendurch über das Leben und zweite Chancen, bei der auch gerne mal die eine oder andere Träne fließen könnte – also Taschentücher bereithalten!

"Die Erbin" von Simona Ahrnstedt ist eine gelungene und authentische Liebesgeschichte, die emotionalen Tiefgang, logische Gedankengänge, eine schöne Figurenzeichnung und ein tolles Setting in sich vereint. Ein Pageturner, der keine Sekunde lang Langeweile aufkommen lässt, mit den Gedanken und Gefühlen des Lesers spielt und diesen in eine wunderbare Geschichte eintauchen lässt, in der starke Frauen eine große Rolle einnehmen, jedoch auch moralische Grundsätze diskutiert werden. Auch wenn sich zum Ende hin die Geschehnisse etwas zu einfach entwickeln und man sich vielleicht ein kleines bisschen mehr Dramatik zum Schluss gewünscht hätte, überzeugt der Roman dennoch mit einer schönen Lovestory und gut recherchierten Fakten, welche einen definitiv in das Buch eintauchen und nicht mehr loslassen möchten.

Dark Fantasy

"Codename Nike" ist düstere Romantic Suspense mit einem pseudowissenschaftlichen Fantasyhintergrund. Die Erotik verdrängt zeitweilig den Thrillerplot, wobei Nike und Thanos ein sympathisches und sehr leidenschaftliches Protagonistenpaar sind. Wer heiße Lovestorys mit einem Hauch Gefahr mag, wird von Annika Dick gut unterhalten.

Zwei gestandene und namhafte Autorinnen tun sich zusammen und stellen etwas Neues auf die Beine – das war wahrscheinlich der Plan für den Entstehungsprozess der Bayou Heat-Reihe. Allerdings wird schnell deutlich, dass Alexandra Ivy und Laura Wright die Geschichte um die sagenumwobenen Pantera gar nicht gemeinsam geschrieben haben. Vielmehr handelt es sich bei "Raphael & Parish" mit den dazugehörigen Frauen um zwei eigenständige Storys, die zwar miteinander zu tun haben und im gleichen Setting spielen, darüber hinaus jedoch nicht viele Berührungspunkte haben. Der geringen Seitenanzahl geschuldet wird zudem die eigentlich interessante Grundidee auf ein Minimum runtergebrochen und auf wenige Fakten zusammengestaucht, sodass es sich hierbei eher um Kurzgeschichten als tatsächlich um einen Roman handelt. Man kann nur hoffen, dass sich die Folgebände mehr auf ebendiese Idee konzentrieren, anstatt ebenfalls viel zu schnell auf den (erotischen) Punkt zu kommen.

Fantasy

Immer, wenn man denkt, es gäbe nichts Neues mehr über Drizzt und seine Freunde zu erzählen, überrascht R.A. Salvatore den Leser und präsentiert seine Figuren unter einem neuen Blickwinkel. In "Die Gefährten" stellt er seine Charaktere auf den Kopf und lässt sie doch altbekannt erscheinen. Die Gefährten offenbart, wie viel Potential weiterhin in dieser Reihe steckt und lässt den Leser ungeduldig auf den nächsten Band zurück.

"Drachenblut" erweckt die japanische Mythenwelt zum Leben und entführt seine Leser in ein phantastisches Abenteuer mit fernöstlichem Charme. Takeru muss sich erst an die Existenz von göttlichen Wesen und Magie gewöhnen, doch bald glaubt er selbst an Drachen, zu denen er eine ganz besondere Bindung hat. Das Ende kommt ziemlich überstürzt, doch insgesamt ist es Daniela Knor gelungen, Japan authentisch und lebendig zu präsentieren und die Geschichte mit mystischen Elementen durchweg spannend zu erzählen.

Science Fiction

"Artikel 5" von Kristen Simmons ist ein spannender und ereignisreicher Roman, der den Leser zu gleichen Teilen atemlos zurücklässt und zum Nachdenken anregt. Ein glaubwürdiges Setting und sympathische Figuren sind nur wenige Aspekte, welche diesen Roman zu einem Pageturner werden lassen. Man fiebert mit den Figuren mit, folgt den Entwicklungen der Charaktere und des Plots und vermag es einfach nicht, dieses Buch zur Seite zu legen. Frische Ideen und überraschende Wendungen tragen ihr Übriges dazu bei, große Hoffnungen auf die Fortsetzungen zu legen, denn hier bietet sich ein Roman voll Potenzial wieder, den jeder Dystopienfan gelesen haben muss!

Der Leser bekommt mit "Nexus" von Namez Raam Fiction mit viel Science drum herum und sollte deswegen Liebe zu technischen Schilderungen mitbringen. Trotz einiger Schwächen ist das Buch ein lesenswerter Science-Fiction Roman, der Fragen aufwirft, über die sich das Nachdenken lohnt, zudem sind sie in einen spannenden Plot verpackt, der unterhaltsam zu lesen ist.

Thriller

Anthony Horowitz' "James Bond – Trigger Mortis" ist überaus spannend und fügt sich in Stimmung, Schreibstil und Figuren perfekt in die Romane Flemings ein. Für Bond-Fans ein großes Lesevergnügen. Und wer es noch nicht ist, kann es hierdurch werden.

Krimi

Val McDermid hat mit "Der lange Atem der Vergangenheit" einen spannenden und vielschichtigen Kriminalroman geschrieben. Sie stellt mit Karen Pirie eine neue Ermittlerin mit typisch schottischem schwarzem Humor vor. Auf intelligente Weise behandelt McDermid ernsthafte Themen: ethnische Spannungen und Genozid im früheren jugoslawischen Raum, internationale Institutionen und Geopolitik, persönlichen Verrat. Die Figuren sind glaubwürdig bis ins Detail, die Zusammenhänge sauber recherchiert.

Comic

"Gotham Central" von Ed Brubaker, Greg Rucka und Michael Lark ist die vielleicht beste Cop-Serie in Comicform. Krimi trifft am Rande auf Superheldenaction und zeigt Gotham von einer ganz neuen Seite. Pflichtlektüre für alle Thriller- und Krimifans. Und das gilt nicht nur für Comic-Leser.

Das erste Buch über "Magda" von François Debois begeistert mit seiner jungen und kecken Protagonistin, die die Leserherzen im Sturm erobert. Magda ist frech, cool und ziemlich hart im Nehmen, gleichzeitig hat sie ihre schwachen und nachdenklichen Momente. Mit Kommissar Malincourt und dem Hexenjäger Milo bildet sie ein skurriles Trio, das sich fiesen Zauberern und ignoranten Wutbürgern entgegenstellt. Krystels Zeichnungen sind und bleiben schlichtweg ein Traum und überzeugen mit harmonischen, intensiven Farben und einer schönen Dynamik.

Manga

"Shut up and sleep whit me" zeigt die spannende Entwicklung zwischen zwei aktiven Partnern, die sich ihre Gefühle anfangs nicht eingestehen wollen. Die perfekte Lektüre für Yaoi-Fans und natürlich ein absolutes Muss für Fans von Makoto Tateno.

Im dritten Band von "Tempest Curse" wartet Martina Peters mit einem nervenaufreibenden Finale auf, das die Leser kaum zu Atem kommen lässt. Gleich zwei große Konflikte treiben Grim in die Enge und man fürchtet mehr denn je um den Ausgang der Geschichte. Am Ende bleiben viele Fragen offen und man hat das Gefühl, dass es jetzt erst richtig losgeht – da bleibt nur die Hoffnung, dass die Geschichte um Avah irgendwann weitergeht. Denn Tempest Curse gehört bereits jetzt zu den besten deutschen Manga.

Anime

Die ersten Episoden von "Noragami" halten sich weitgehend an die Mangavorlage, wobei sich die mystische Atmosphäre in bewegten und farbigen Bildern sehr gut entfaltet. Der Gott Yato ist ein schräger und auf den zweiten Blick vielschichtiger Charakter, der mit Hiyori und seinem Shinki Yukine eine seltsame kleine Familie bildet. Eine ausgewogene Mischung aus dämonischer Action, Comedy und nachdenklichen Szenen macht Noragami zu einem unterhaltsamen Mystery-Anime.

"Beyond the boundary – kyokai no kanata" ist ein äußerst reizvoller Mix aus düsterer Mystery, Horror und Comedy – garniert mit einer gehörigen Prise Niedlichkeit, die jedoch niemals den ernsten Ton der Geschichte stört. Neben blutiger Action mit spektakulären Kampfszenen liegt der Schwerpunkt der Handlung auf der komplexen Beziehung zwischen Mirai und Akihito, die einen seltsamen Anfang nimmt, aber sich – für beide überraschend – schnell intensiviert. Die Story braucht einen Moment, bis der Funke überspringt, doch dann wird man mitgerissen und die vierte Episode endet leider da, wo es gerade am schönsten ist.



Ihr seht, der Oktober in unserem Bücherregal war ähnlich bunt wie das Herbstlaub, das draußen inzwischen größtenteils den Boden bedeckt. Wie immer steht euch, falls dieses Mal nichts für euch dabei war, unsere Rezensions-Übersicht zum ausgiebigen Stöbern zur Verfügung. Auch im November erwarten euch wieder zahlreiche fundierte Rezensionen, denn natürlich haben wir euch von der Buchmesse viele Neuerscheinungen mitgebracht, die derzeit unsere Redakteure beschäftigen und die Nächte durchlesen lassen.
Seid gespannt und freut euch mit uns …

… auf einen lesereichen November,
euer Literatopia-Team