Pinocchio (Tim McBurnie, David Chauvel)

Verlag: Splitter-Verlag (Mai 2015)
Gebundene Ausgabe: 80 Seiten; 15,99 €
ISBN-13: 978-3958399037

Genre: Märchen/ Fantasy


Klappentext

Pinocchio, ein hölzernes Männlein, von seinem „Papa“, dem alten Geppetto, eigenhändig geschnitzt, ist alles andere als ein braver Sohn. Als seinetwegen sogar der eigene Vater im Gefängnis landet, hat er etwas wiedergutzumachen und gelobt Besserung.
So beginnt die Geschichte von der Holzfigur, die ein richtiger kleiner Junge werden will. Eine zeitlose Erzählung voller Gegensätze, in der Elemente von Grausamkeit Humor und Poesie geschickt verwoben sind, um allgemeingültige Fragen wie die Rolle von Vätern oder das Verhältnis zum Anderssein zu thematisieren.


Rezension

Im Jahr 1881 verfasste Carlo Collodi eine Reihe von Geschichten in denen eine Holzpuppe die Hauptrolle spielte: Pinocchio. Da die Serie äußerst populär wurde, beschloss er, sie in einem Buch zusammenzufassen, welches mittlerweile zur Weltliteratur gezählt wird. Die Geschichte über einen kleinen Holzjungen, wurde bereits mehrfach, mit mehr oder weniger Erfolg, verfilmt. Die bekannteste Umsetzung dürfte die Disneys sein, die allerdings nicht ganz dem Buch entspricht, sondern verschiedene Handlungsstränge zusammenlegt und Schwerpunkte anders setzt. Tim McBurnie und David Chauvel hingegen setzen Collodis Pinocchio äußerst textnah und werkgetreu um.

Der Tischler Antonio findet bei sich ein sehr seltsames Holzstück. Als er es bearbeiten will, spricht es plötzlich mit ihm. Da ihm dies unheimlich ist, gibt er es dem befreundeten Holzschnitzer Gepetto, der daraus eine Holzpuppe schnitzt, der er den Namen Pinocchio gibt. Aber Pinocchio ist ein frecher, ungestümer Junge, der keinen Rat annehmen will und läuft weg. Gepetto kommt deswegen sogar kurzzeitig ins Gefängnis. Nach kurzer Zeit kehrt Pinocchio voller Reue und sehr hungrig zurück und verspricht brav zur Schule zu gehen. Aber der Schulweg bietet jede Menge Ablenkungen und so gerät Pinocchio von einem Abenteuer in das nächste und begegnet dabei unter anderem dem Fuchs und dem Kater, die ihn ausrauben wollen, einem Zirkusdirektor und der Blauen Fee, die zu seiner Mutter wird und sich um ihn sorgt. Er trifft also jede Menge Charaktere, die ihn berauben oder anderes Schlechtes wollen, aber auch welche, die ihm helfen.

Carlo Collodis Geschichte ist ein Klassiker, der vor allem durch die Disney-Verfilmung heute noch bekannt ist oder besser, dessen Geschichte vor allem in der Disneyfassung bekannt ist. Diese stellt aber einen Charakter in den Mittelpunkt, die gleich zu Beginn des Romans von Pinocchio erschlagen wird: Jiminy Grille. Und so dürften die meisten Leser des Romans und des Comics, der sehr dicht an der Vorlage ist, überrascht sein, wie die Handlung im weiterem verläuft. Carlo Collodis Geschichte entwickelt sich äußerst phantasievoll und birst über vor verrückten, charmanten Einfällen, ist aber gleichzeitig in ein, zwei Szenen recht brutal. Zum Beispiel beißt Pinocchio dem Kater die Hand ab. Dies ist aber nicht entscheidend bei einer so starken und tollen Geschichte wie es bei Pinocchio der Fall ist. Tim McBurnie hat Carlo Collodis Roman sprachlich gewandt umgesetzt und die einzelnen Szenen genau richtig ausgewählt und inszeniert. Sein Skript für Pinocchio ist sehr gut strukturiert und bietet viel Abwechslung, ohne dass er sich von der Romanhandlung entfernt. So bleibt die Geschichte packend und die Charaktere werden nicht verwässert, sondern bleiben so interessant, wie sie von Carlo Collodi erdacht worden sind. Die moralische Botschaft Pinocchios mag manchen zu viel sein, aber sie ist eigentlich nicht wesentlich, sondern vielmehr ist es die unbändige Kreativität und Phantasie, die hierin steckt. Tim McBurnie rundet all dies mit Humor und Witz in den Dialogen ab und modernisiert die Sprache behutsam, so dass sie zur Zeit Pinocchios passt.

David Chauvel zeichnet Pinocchio und die anderen Figuren sehr charakterstark. Er zeichnet sie treffend und ihre Emotionen sind klar in Haltung und Mimik zu erkennen. Chauvel hält genau die richtige Balance zwischen Realismus und kindlich gerechtem Aussehen der Figuren, so dass die Zeichnungen für Groß und Klein schön anzusehen sind. Er arbeitet sehr detailreich und erschafft wunderbare Hintergründe und so eine märchenhafte Atmosphäre, da auch die Farbgebung auf die Szenen abgestimmt ist und die jeweilige Stimmung aufgreifen. Eine wunderschöne Umsetzung Pinocchios die sich auch in den Zeichnungen nirgendwo anbiedert, sondern ihren eigenen Weg geht, der einfach perfekt zur Geschichte passt.


Fazit

David Chauvels und Tim McBurnies Umsetzung des Klassikers von Carlo Collodi ist wunderbar anzusehen und Chauvel verdichtet die Handlung im genau dem richtigen Maß. Wer Pinocchio noch nicht kennt, wird eine wunderbare, fantasievolle Geschichte entdecken und der Kenner bekommt eine sehr gute Umsetzung Pinocchios, die sicher häufiger aus dem Schrank geholt wird.


Pro & Contra

+ werkgetreue Umsetzung mit viel Charme
+ perfekt illustriert
+ Zeichnungen unterstützen die Geschichte

Bewertung:

Handlung: 5/5
Charaktere: 4,5/5
Zeichnungen: 4,5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 5/5


Literatopia-Links zu weiteren Titeln von David Chauvel:

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