Golden Dogs Bd.1 – Fanny (Griffo, Desberg)

Verlag: Panini (August 2015)
Gebundene Ausgabe: 56 Seiten; 13,99 €
ISBN-13: 978-3957984517

Genre: Krimi/ Thriller


Klappentext

Golden Dogs

Wir waren vier.
Und die Welt gehörte uns.
Wir waren unzertrennlich.
Denn das Leben hatte uns zusammengeschweißt. Zusammen waren wir die Besten. Die Golden Dogs. Die besten Diebe von London.

Wir waren vier.
Aber es gab einen Verräter unter uns.

Und so nahm alles ein Ende!


Rezension

Das Jahr 1820 in London. England beginnt sich zur Weltmacht aufzuschwingen. Um ihre Herrschaft zu sichern, schrecken die Herrschenden und Reichen nicht davor zurück, bereits kleine Vergehen auf das Härteste zu bestrafen. Dadurch entstehen viele Banden, die die Straßen unsicher machen. Die bekannteste sind die Black Birds. Angeführt von den Harlow Twins gehen sie äußerst brutal und immer auf die gleiche Art und Weise vor. Etwas worüber James Orwood nur verächtlich den Mund verzieht. Mehrmals hat er das Angebot, den Black Birds beizutreten, abgelehnt. Stattdessen schwebt ihm etwas anderes vor. Er gründet seine eigene Bande, für die er die Mitglieder aufgrund ihrer speziellen Fähigkeiten aussucht. Unter anderem ist da Fanny, eine teure Prostituierte, Lario, ein Kastrat und als letzte Lucrezia, die ins Exil geschickt werden sollte. Gemeinsam bilden sie die Golden Dogs. Es gibt nur ein Problem, gleich zu Beginn wird Lucrezia von dem Richter, der sie verurteilt hat, bei einem Überfall erkannt. Und was noch schlimmer ist: unter ihnen ist ein Verräter.

Stephan Desbergs neue Serie spielt im London des 19. Jahrhunderts und bildet mit all den Banden und der Gegensätze dieser Zeit einen fruchtbaren Boden für spannende Geschichten. Und diesen Hintergrund weiß Desberg gut zu nutzen. Die Golden Dogs sind eine Bande aus vier unterschiedlichen Charakteren, von denen jeder einen anderen Grund besitzt, ein Golden Dogs zu sein. James Orwood ist der Anführer und bei ihm wirkt es bisher so, als treibe ihn nicht nur die Geldgier an, sondern ebenso die Gier nach Ruhm und die Sorge, um eine geheimnisvolle Frau, die er nachts besucht und die schwer krank ist. Lario ist ein Mörder, der aus Italien fliehen musste und der sich in der Oper mit Statistenrollen über Wasser hält. Lucrezia ist zum Exil verurteilt worden und bei ihr ist nicht klar, was sie eigentlich getan hat, um diese Strafe zu verdienen, oder weswegen sie so wichtig für die Golden Dogs ist. Fanny schließlich wird in diesem ersten Band näher beleuchtet. Ihr spendiert Stephan Desberg zunächst etwas mehr Hintergrund. Sie ist es auch, die mit ihren Kommentaren durch die Handlung führt und hin und wieder etwas erläutert. Ihre Anmerkungen nehmen allerdings nicht überhand, sie reichen, um klar zu machen, dass das, was auf den Seiten erzählt wird, ein Rückblick auf die Ereignisse ist, den Fanny jemand Unbekannten erzählt. Sie reflektiert sich dabei durchaus selbst und ebenso ihren Weg in die Schattenwelt des Verbrechens. Bei ihr ist es verständlich, dass sie sich verkauft hat, denn es war für sie in ihrer Situation, der Vater brachte ihre Mutter um und wollte sie ebenso töten, vermutlich nicht anders möglich zu überleben. Fanny wird also relativ klar umrissen, wobei nicht sicher ist, ob sie die Verräterin war oder nicht.
Stephan Desberg hat seine Geschichte gut angelegt und sorgt für reichlich Spannung, denn neben den Überfällen, die die Golden Dogs begehen, ist immer die Frage, wer den Verrat begeht im Hinterkopf des Lesers. Mehrmals denkt man, man hätte ihn, aber dann dreht sich der Wind wieder und jemand anderes steht im Zentrum des Verdachts. So herrscht auf zwei Ebenen Spannung, auf der der Taten und der der Frage des Verrats. Zusätzlich spielt Desberg zusammen mit Griffo mit Metaphern in Wort und Bild. Wenn Fanny direkt in einem ihrer, nicht so häufigen Kommentaren, über die Golden Dogs redet, sind in den Bildern meist Tiere zu sehen, die die Golden Dogs und das über sie Gesagte sehr gut versinnbildlichen. Stephan Desberg hat alles im allem damit eine wirklich gute Geschichte abgeliefert, die auf mehreren Ebenen funktioniert und für Fans von Thrillern mit Sicherheit lohnenswert ist.

Die Zeichnungen von Griffo fangen die Atmosphäre des beginnenden 19.Jahrhunderts gut ein, sind allerdings nicht allzu detailliert, sondern folgen eher etwas gröberen Linien. Manchmal wirken sie geradezu spontan aufs Blatt geworfen, was die Geschichte und ihre Dynamik unterstützt und so einen hervorragenden Lesefluss erzeugt. Jeder Charakter hat seine speziellen Züge und trotz der einfacheren stilisierten Zeichnungen sind ihre Emotionen sichtbar. Die Kolorierung tut dann ihr Übriges, um Golden Dogs überaus stimmungsvoll zu gestalten. Stephan Desberg hat mit Griffo den richtigen Partner für diese durchaus dreckige Geschichte der anderen Seite Londons gefunden.


Fazit

Golden Dogs – Fanny ist ein sehr guter Auftakt. Atmosphäre und Geschichte passen zusammen und sorgen für reichlich Spannung. Sollten die folgenden Bände jetzt nicht völlig einbrechen, ist Golden Dogs mit Sicherheit zu den wirklich guten Thrillern im Comicbereich zu rechnen.


Pro & Contra

+ vereinzelte Visualisierung der Golden Dogs durch Tiere
+ spannende Geschichte auf mehreren Ebenen
+ Drama vermischt mit Thriller

0 Zeichnungen könnten etwas detaillierter sein

Bewertung:

Handlung: 4/5
Charaktere: 4/5
Zeichnungen: 4/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 4/5


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