Das UPgrade - Wunder, Würfel, Weltfestspiele (Ulf S. Graupner und Sascha Wüstenfeld)

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Cross Cult (März 2015)
Hardcover, 64 Seiten, 20,00 EUR
ISBN: 9783864256684

Genre: Crossover / Humor / Phantastik / Pop-Art


Klappentext

Ein Upgrade ist ein neue Variante eines Produkts, die auf der ursprünglichen Variante basiert und eine technische Neuerung beinhaltet.

Ronny Knäusel, Jungpionier der 2. Klasse der 65. POS „Fritz Heckert“ in Dresden, kann sich teleportieren!


Rezension

Sechs Personen verschwinden samt Möbeln und Paketen nahe der Grenze der DDR. In Kalifornien gerät ein Pizzabote an einen verrückten Mann, der pausenlos seine alten Songs in die Welt hinaussendet – in der Hoffnung, den mysteriösen Translokaten zu finden. Dieser erblickt 1966 in der DDR das Licht der Welt. In einem Krankenhaus, in dem die Patienten zu einer Geburtstagsfeier Westradio hören wollen. An seinem siebten Geburtstag teleportiert sich Ronny Knäusel versehentlich nach Berlin, wo gerade eine riesige Party steigt. Unter anderem soll der kalifornische Schlagerstar Cosmo Schleym dort auftreten. Jahre später ist es ausgerechnet der berüchtigte Translokat, der mit dem Zusammenschluss der BRD und der DRR nicht klarkommt …

Was haben all diese Ereignisse miteinander zu tun? Wer nicht einigermaßen konzentriert liest, wird sich schnell diese Fragen stellen, denn der erste Band von „Das UPgrade“ beinhaltet gleich mehrere Handlungsstränge zu unterschiedlichen Zeiten, die lose miteinander verknüpft sind. Und auf diese Verknüpfungen kommt es letztlich an, denn wie bei einem Mosaik setzt sich nach und nach ein Gesamtbild zusammen, dass die Geschichte eines Jungen ergibt, der die Fähigkeit zum Teleportieren hat und damit Republikflüchtigen hilft. Allerdings bekommt man davon im ersten Band noch wenig mit, denn der siebenjährige Ronny versteht noch nicht wirklich, was mit ihm passiert und wie er diese Kraft gezielt einsetzen kann.

Obwohl er der Protagonist von „Das UPgrade“ ist, spielt Ronny im ersten Band eher eine untergeordnete Rolle. Stattdessen bekommt der Leser eine ganze Reihe mehr oder weniger wichtiger Nebencharaktere präsentiert, die irgendwie in der verschachtelten Story mit drinhängen. So manches klärt sich sogar erst in der Bonusgeschichte „Günnis Tubenauto“ auf, die eine der Zeitebenen aus einer neuen Perspektive erzählt und unglaubliche Geheimnisse aufdeckt. Eine finstere Dame erscheint plötzlich in neuem Licht und man fragt sich unweigerlich, welche Seltsamkeiten der zweite Band bereithalten mag.

Auch wenn man nach diesem Auftakt noch nicht weiß, wohin das Ganze führen soll und ob sich der verschachtelte Erzählstil in den nächsten Bänden fortsetzt, ist man neugierig, wie sich Ronny entwickelt und welche Ereignisse dazu geführt haben, dass er als junger Erwachsener offenbar depressiv und verwahrlost ist. Zwar nehmen Graupner und Wüstefeld durch die Zeitwechsel manches vorweg, aber gleichzeitig schüren sie Interesse für das, was zwischen den verschiedenen Zeitebenen passiert – und was hoffentlich an anderer Stelle näher ausgeführt wird. Vor allem sollte man wohl nicht erwarten, in „Das UPgrade“ eine gänzlich runde Geschichte erzählt zu bekommen. Eher muss man sich darauf einstellen, in den kommenden Bänden (es sollen zehn werden) weiter zu puzzeln.

Zeichnerisch erinnert das „Das UPgrade“ ein wenig an Pop-Art, wobei die Farben hier weniger krass und vielfältiger sind. Man könnte den Comic irgendwo zwischen „Sky Doll“ und „Malcolm Max“ ansiedeln, wobei der Stil innerhalb der Geschichte leicht schwankt. Die Parts in der DDR sind weniger farbenfroh und wirken „altmodischer“ gezeichnet, während der Part in Kalifornien beispielsweise ziemlich bunt und stylisch daherkommt. Der Seitenhintergrund ist meistens weiß, manchmal auch schwarz – was wesentlich besser zum Farbkonzept des Comics passt. Die Sprechblasen unterscheiden sich je nachdem, ob sie Dialoge, Songtexte oder Erzählstücke enthalten, in Farbe und Form, was etwas Übersicht in die chaotische Story bringt. Ronny und seine DDR-Mitbürger sprechen natürlich Dialekt.

Beim Cover fällt der edle Spotlack-Druck auf und auch innen ist „Das UPgrade“ toll gestaltet. Im Anhang findet sich zudem spannendes Skizzenmaterial. Somit bekommt man für den etwas hohen Preis von 20,00 Euro auch etwas geboten, auch wenn die ganze Reihe am Ende recht teuer wird. Allerdings muss man bedenken, dass es sich um eine Eigenproduktion handelt, die mit einigem Aufwand verbunden ist. "Das UPgrade" hat übrigens zwei Preise gewonnen: Den ICOM Independent Comic Preis 2013 und den Goldenen Comicgartenzwerg 2012 (die ersten beiden Bände sind damals in einem anderen Verlag erschienen).


Fazit

Schräg, bunt, chaotisch und vor allem ostalgisch ist „Das UPgrade“. Ulf S. Graupner und Sascha Wüstenfeld muten ihren Lesern im Auftaktband gleich mehrere Zeitebenen zu und bauen darauf, dass man die vielen Verknüpfungen zwischen den Storyteilen nachvollziehen kann. „Das UPgrade“ eignet sich damit für alle, die Spaß am Puzzeln haben und / oder den farbenfrohen und stylischen Zeichenstil schätzen.


Pro & Contra

+ ostalgisches, schräges Setting
+ Mut zu verschiedenen Zeitebenen in einem (ersten!) Band
+ cooler Genremix
+ phantastische Elemente
+ Bonusstory mit wichtigen Hintergrundinfos
+ stylischer, farbenfroher Zeichenstil

- eigentlich passiert bisher recht wenig

Wertung: sterne4

Handlung: 3,5/5
Charaktere: 3,5/5
Zeichnungen: 4/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 3/5


Rezension zu "Das UPgrade - Pioniernachmittag in Tenochtitlan" (Band 2)