Black Ice (Frank Lauenroth)

Begedia (Oktober 2014)
Taschenbuch, 264 Seiten, 12,50 EUR
ISBN: 978-3-95777-012-7

Genre: Science Fiction / Space Quest


Klappentext

Seit Jahren ist Frankie mit seinem Raumfrachter CORONA allein im Overstream unterwegs. Er arbeitet hart und achtet die allzu wandelbaren Gesetze der Planeten in den äußeren Systemen. Als sich beim Anflug auf Clarion Prime jemand auf sein Raumschiff portiert, ahnt Frankie noch nicht, dass sich durch diesen Fremden sein gesamtes Leben ändern wird.

Vielleicht hätte er die Ladung BLACK ICE - eine perfekte, wunderbar nebenwirkungsfreie Droge - nicht stehlen sollen. Auf der Flucht vor Duistermach, dem weithin gefürchteten psychopatischen Vollstrecker der mächtigen Handelsgesellschaft, gewährt er nach und nach mehreren Verfolgten Auf seiner CORONA Zuflucht.

Als sich Duistermach auch noch Kopfgeldjäger anschließen, versucht Frankie mit seiner stetig wachsenden Crew das Geheimnis des BLACK ICE zu lüften und so - vielleicht - ihr aller Leben zu retten.


Rezension

Frankie ist eine echte Seltenheit unter den Spacetruckern, denn obwohl in den äußeren Systemen die Kriminalität floriert, versucht er, eine halbwegs saubere Weste zu behalten. Moral und Anstand bedeuten für ihn noch etwas, allerdings ist Frankie auch ein Einzelgänger, dessen große Liebe sein Schiff, die Corona, ist. Als er sein Schätzchen in die Werkstatt bringen will, portiert sich jemand auf das Schiff und bittet um Hilfe – gegen jede Menge Cash. Frankie ist hin- und hergerissen. Das Ganze klingt illegal, andererseits braucht er ganz dringend Credits. Dabei ahnt er noch nicht, dass er gerade ein neues Crewmitglied gewonnen hat: Holly, einen künstlichen Menschen, der als Toy entwickelt und auf eine Tötungsmission geschickt wurde.

Die beiden freunden sich schnell an und Frankie beschließt, Holly dabei zu helfen, herauszufinden, warum er zum Killer umfunktioniert wurde und was die mächtige LaLeLimbus-Handelsgesellschaft damit zu tun hat. Auf der Suche nach Antworten schlittern Frankie und Holly in ein gefährliches Abenteuer, das der Corona zwar weitere Crewmitglieder, aber auch jede Menge Verfolger beschert. Als sie dann auch noch unabsichtlich eine große Menge Black Ice – der momentan besten Droge des Universums – stehlen, ist die Kacke richtig am Dampfen. Wie soll Frankie seine neuen Freunde nur aus der Schusslinie bringen?

„Black Ice“ ist ein klassisches Weltraumabenteuer, bei dem eine bunt zusammengewürfelte Crew einem psychopathischen Kopfgeldjäger in die Quere kommt. Die ersten Kapitel erinnern ein wenig an „Firefly“, schließlich haben wir auch hier einen Spacetrucker, der ein altes Schiff gekauft und es liebevoll aufgepeppt hat. Die erste Hälfte des Romans konzentriert sich vor allem darauf, die Besatzung der Corona zu vergrößern – bis Frankie vier skurrile Gestalten an Bord begrüßen darf. Den unbedarften Toy Holly, einen neurotischen Karendarier (ein Holzwesen), eine dreibusige Empathin und einen weiteren Toy. Alle haben liebenswerte Macken und Fähigkeiten, die der Truppe im Kampf das Leben retten – und sie sind alle ein bisschen überzeichnet, was aber gut zur Story passt.

Der Bösewicht des Romans heißt Duistermach und allein an diesem Namen erkennt man, dass sich „Black Ice“ selbst nicht ganz ernst nimmt. Die Story wird knackig und humorvoll erzählt und Duistermach ist so stereotyp, das man darüber schmunzeln muss. Der Roman zitiert diverse SF-Werke und auch der Bezug zu Frankie goes to Hollywood, den Frank Lauenroth im Nachwort aufklärt, ist hier und da zu erkennen. Der Stil des Autors ist knapp und präzise, kein Satz erscheint zu viel und jede Formulierung ist klar und schnörkellos. Dadurch liest sich „Black Ice“ sehr schnell , allerdings ist der Roman dadurch nur für echte SF-Fans geeignet.

Erklärungen sind rar gesät, die Zielgruppe kennt schließlich alles, der Neueinsteiger wird sich dagegen schwer zurechtfinden. Da der Roman auf ein SF-erfahrenes Publikum zugeschnitten ist, ist das nur ein kleiner Makel. Der knappe Stil hat allerdings noch einen weiteren Nachteil: Da Frank Lauenroth nur Sätze schreibt, die unbedingt notwendig sind, wirkt die Handlung teilweise sehr konstruiert. Alles baut konsequent aufeinander auf und es gibt keinen Raum für Zufälle oder Umwege. Die Handlung selbst bietet keine großen Innovationen, aber „Black Ice“ dient ohnehin vor allem der Unterhaltung und ist damit genau das Richtige für alle, die Spaceabenteuer mit einer gehörigen Portion Schmutz und Wahnsinn schätzen.


Fazit

„Black Ice“ ist ein verrückter Space-Trip mit einer skurrilen Crew, die die Leserschaft bestens unterhält. In knappen, knackigen Sätzen serviert Frank Lauenroth eine schnelle Story, die mit Stereotypen spielt und mit viel Humor und Wärme überzeugt. Protagonist Frankie hat sich trotz des kriminellen Milieus, in dessen Nähe er sich zwangsläufig begibt, seine Werte bewahrt und handelt konsequent nach ihnen – egal, welche Probleme sich daraus ergeben. Das ist verdammt sympathisch. Wer nichts völlig Neues oder Tiefgreifendes erwartet, kann mit „Black Ice“ für kurze Zeit in eine herrlich chaotische Welt abtauchen.


Pro & Contra

+ Frankie ist wahnsinnig sympathisch
+ bunt zusammengewürfelte Crew
+ Spiel mit Stereotypen
+ knackig und temporeich geschrieben
+ nimmt sich selbst nicht so ernst

o vor allem für eingefleischte SF-Fans geeignet

- wenig Tiefgang
- teilweise konstruiert

Wertung: sterne3.5

Handlung: 3/5
Charaktere: 3,5/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 3,5/5

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Tags: Space Opera, deutschsprachige SF