Rezensionen im März (2016)

Liebe LeserInnen,

könnt ihr es glauben, dass das erste Quartal des Jahres schon wieder vorbei ist? Wenigstens trotzt der April an den ersten Tagen komplett seinem schlechten Ruf und zeigt sich in vielen Teilen des Landes von seiner sonnigsten Seite. Die Draußen-Lesen-Saison ist nicht mehr fern!

Aber vorher werfen wir mit euch gemeinsam noch mal einen Blick auf dem Buchmessenmonat März, denn auch der hat einiges mit sich gebracht. Unter anderem freuen wir uns sehr über unser neues Redaktionsmitglied Swantje, die uns vor allem in der Fantasy-Rubrik unterstützen wird und in den letzten vier Wochen bereits sehr fleißig war. Doch auch in den anderen Genres können wir Rezensionenzuwachs verzeichnen – hier kommen die wichtigsten Titel aus dem Team. Viel Spaß!


 
Belletristik
 
"Nur drei Worte" von Becky Albertalli ist ein wunderbar leichter und herzerwärmender Roman mit jeder Menge Humor und Charme. Simon ist supersympathisch und man fühlt jederzeit mit ihm mit. Eigentlich hat er keine Probleme damit, schwul zu sein – trotzdem zögert er, sich zu outen, weil seine Familie eine große Sache daraus machen könnte. Hinzu kommt die süße Liebesgeschichte mit Blue, die bis zum Schluss begeistert und die Leserschaft ins Schwärmen bringt. Oftmals kann man nicht anders, als einfach vor sich hinzulächeln.
 
"Das zufällige Leben der Azalea Lewis" von J. W. Ironmonger ist ein wunderbarer, wenn auch etwas schwieriger Roman. Themen wie Determinismus und der freie Wille sind nicht leicht zu verarbeiten, hinzukommt die grausame Lebensrealität im vom Bürgerkrieg gebeutelten Uganda, die den westlichen Leser nachdenklich und traurig stimmt. Trotzdem gibt es auch Hoffnung und Liebe in diesem Buch, in dem viele kleine Botschaften versteckt sind und das uns zeigt, dass die Welt mehr ist, als wir sehen.
 
Fantasy

In "Die unsichtbare Bibliothek" von Genevieve Cogman stecken jede Menge Potenzial sowie unglaublich viele originelle und phantastische Einfälle. Die Handlung schreitet schnell voran und ist sehr unterhaltsam. Dennoch fehlt es der Welt an Plastizität und Atmosphäre und auch gerade die Hauptcharaktere erscheinen lange Zeit zu blass.
 
Damit hat wahrscheinlich niemand gerechnet – nach mehr als acht Jahren hat Licia Troisi eine freudige Überraschung für ihre Fans der ersten Stunde parat und veröffentlicht mit "Die Drachenkämpferin – Nihals Vermächtnis" ein weiteres Buch über die Heldin vieler begeisterter Leser. Ob es sich dabei nun um Geldmacherei oder um eine Notwendigkeit, um die Abenteuer der Halbelfe wirklich abzuschließen, handelt, sollte jeder selbst entscheiden. Fakt ist, dass man auch nach all den Jahren sofort wieder in Nihals Bann gerissen wird und sich Fans, auch wenn nicht jeder mit dem späten Finale und den mitgebrachten Antworten zufrieden sein dürfte, diesen vierten Band nicht entgehen lassen sollten.
 
Horror / Mystery
 
"Basar der bösen Träume" versammelt Stephen King auf 766 Seiten zwanzig zum Teil sehr lange Geschichten mit einem Umfang zwischen sechs und neunzig Seiten. Ein paar Storys sind Erstveröffentlichungen, die meisten wurden in den Jahren 2009 bis 2015 verstreut publiziert. King beginnt mit einer kurzen Vorbemerkung und einem längeren Vorwort. Er leitet jede Story ein mit einem Text zur ihrer Entstehung und über das Schreiben im Allgemeinen. Zu den Themen gehören Eheprobleme, Alkohol, Alter und Krankheit. Auffällig ist der geringe Anteil an Phantastik, Horror und unnatürlichen Todesfällen. Der Tod ist hier kein Monster, sondern verstärkt ein natürliches Phänomen, das Ende, dem sich jedes Leben irgendwann ausgesetzt sieht.
 
Science Fiction
 
"Die letzten und die ersten Menschen" ist eine phantastische Reise in die Zukunft der Menschheit, die in der Zeit der Entstehung dieses Romans visionär war und in ihrer Grundidee auch heute noch ist. Olaf Stapledon hat ein umfassendes Verständnis für die Prinzipien der Evolution und eine beeindruckende Phantasie, die diese Prinzipien für den Leser greifbar macht. Dieses Buch steckt voller Momente des Leidens, des Staunens und der Ehrfurcht vor dem Leben und dem Universum, in dem wir alle nur Staubkörner sind.
 
"Resurrection Inc." ist eine dreckige Dystopie, in der Moral und Menschlichkeit von Profitgier und Größenwahn verschlungen werden. Kevin J. Anderson begeistert mit einem reizvollen Mix aus kreativen Ideen und trashiger Cyberpunkatmosphäre, die letztlich so überzeugend ist, dass man über die Macken dieses Debüts leicht hinwegsehen kann.
 
Thriller
 
Patricia Highsmith erzählt in "Der Geschichtenerzähler", einem ihrer wichtigsten Bücher, vom Schriftsteller Sidney Bartleby, der des Mordes an seiner Frau beschuldigt wird, weil er seine Mordfantasie zu Papier gebracht hat. Sein Partner Alex versucht Kapital daraus zu schlagen. Highsmith entwickelt in ihrer morbiden Geschichte über seelische Abgründe ein Spiegelkabinett, in dem Realität und Fiktion derart reflektiert werden, dass der Protagonist sie schließlich durcheinander bringen muss. Einer der interessantesten Aspekte dieses wunderbaren Psychogramms einer gestörten Ehe ist der Zusammenhang von Schreiben und Verbrechen.
 
Comic
 
Der vierte Band von "Das Kupferherz" rückt die Geschichte in ein neues Licht und überzeugt mit Überraschungen sowie einem nervenaufreibenden Finale. Felix Mertikat und Verena Klinke haben nochmal alles aus der Ätherwelt herausgeholt – und vielleicht wollten sie ein bisschen zu viel, denn der vierte Band bietet viele neue Ansatzpunkte und man würde zu gerne in diese wunderbare Steampunkwelt zurückkehren. Schade, dass es (vorerst?) schon vorbei ist.

Trotz oder gerade wegen des Jokers ist "Im Fadenkreuz des Jokers" ein dichter Thriller, der Polizisten und Lesern keine Atempause lässt. Perfekt inszeniert von Greg Rucka und Ed Brubaker und visualisiert von Michael Lark. Was Thriller angeht, ist dies mit das Beste, was es zu lesen gibt.

Manga
 
"Demon King Camio" begeistert wieder einmal mit seinem quirligen Humor und einer spannenden Mythologie, die Dämonen und Engel sehr menschlich und gleichzeitig völlig verrückt erscheinen lässt. Während Camio sein eigentliches Ziel immer wieder aus den Augen verliert, tut Terry alles, um die Menschheit vor einem schrecklichen Krieg zwischen Himmel und Hölle zu bewahren – Spannung für weitere Bände werden somit von Chasm garantiert!
 
"Friends & Lovers" von Yuo Yodogawa ist genau das Richtige für Yaoi-Fans. Alle, die auf ein abwechslungsreiches Miteinander der Charaktere stehen, sind hier richtig beraten. Wer aber lieber sanftere und gut entwickelte Liebesgeschichten mag, sollte vor dem Kauf erst einmal vorsichtig reinschauen.
 
Anime
 
"Magic Kaito: Kid the Phantom Thief" ist trotz hohem Preis und kleinen Mängeln ein Muss für alle Fans von Kaito Kid und/oder dem Detektiv Conan-Universum. Und hat man sich erst einmal verzaubern lassen, kann man über alles andere leicht hinwegsehen.
 
Ein bittersüßer Anime, der junge und blutdurstige Romantiker begeistert – vor allem, da man eine so ernsthafte, berührende und glaubhafte Geschichte nicht erwartet hätte. "Vampire Knight" überrascht als professionelle und hochatmosphärische Animeproduktion, die ihre Mangavorlage visuell und dramaturgisch in den Schatten stellt. Um Yuki, Zero und Kaname entspinnt sich eine tragische Geschichte, in der Vampire noch grausame und faszinierende Wesen sind, die einem kalte Schauer über den Rücken jagen und den Zuschauer mit ihrer schmerzlichen Melancholie gefangen nehmen.
 
Sachbuch
 
"Mit meinen Hunden" ist ein in einfachen Worten geschriebener Reisebericht, der gerade dadurch interessant wird. Nicolas Vanier ist ein sehr guter Erzähler und auch wenn er vielleicht nicht jedem sympathisch ist, so mit Sicherheit seine Hunde.
 

 
Das war unser März – und wir können euch schon jetzt versprechen, dass auch im April wieder viel los sein wird. Einige spannende Neuerscheinungen warten bereits auf unsere Redaktion und auch ein paar ältere Titel werden endlich ihren Weg in unser Archiv finden. Dieses lädt euch übrigens wie immer herzlich in seine heiligen Hallen ein – zum ausgiebigen Stöbern bitte hier entlang.
 
Wir wünschen euch einen wunderbaren April, genießt die ersten Lesestunden unter freiem Himmel und lasst euch von der Sonne küssen,
euer Literatopia-Team