Bastian Brinkmann (04.04.2016)

Interview mit Bastian Brinkmann

gorilla avatarLiteratopia: Hallo, Bastian! Du bezeichnest Dich selbst als epischen Dichter und Dramatiker – sind Deine Werke so klassisch, wie sie auf den ersten Blick aussehen?

Bastian Brinkmann: Ja, absolut. Sogar klassischer, als ich es selbst gedacht hatte: Ich hatte mir eingebildet, einen dicken Schuss Popkultur mit klassischem Epos zu verbinden, sprich: Wenn sich Götter und Monster die Köppe einhauen, darf sich der Leser gern an japanische Monsterfilme erinnert fühlen. Dazu diverse Anspielungen auf Filme und Lieblingsserien und schon ist die eigene Nische gefunden.

Als ich dann versucht habe, mein Geschreibsel auf einen einzigen Satz zu reduzieren, und mir irgendwelche unbeholfenen Verrenkungen a la „Ilias meets Godzilla“ ausgedacht habe, haben mich meine Testleser erst mal nur blöd angeguckt.

Es handelt sich um „stinknormale“ epische Tragödien, wie sie Dante und Homer schreiben würden, wenn sie heute noch leben würden, formal aufgebaut wie ein Theaterstück. Allerdings verliert sich das ziemlich schnell und läuft vor dem Auge des Lesers wie ein ganz normaler Film – eben wie „ganz normale“ Fiction – ab. Nach ein paar Seiten ist man einfach „drin“ - oder schlägt die Hände über dem Kopf zusammen, je nachdem, ob man für solches Zeugs was übrig hat oder nicht. Zum Glück schufen die Götter die Leseprobe ...

Literatopia: Kürzlich ist Deine epische Tragödie „Arachneion – Pallashass“ erschienen – worum geht es darin? Und ist sie, wie im Klappentext zu erahnen, in Versform verfasst?

Bastian Brinkmann: Versform ja, aber keine Hexameter oder heroische Alexandriner oder Ähnliches. Als ich „Gorgoneion“ geschrieben habe, wusste ich nicht einmal, was ein Versmaß ist (Susanne Gerdom hat mich in einem Forum mal drauf angesprochen).

Der Hexameter lässt sich im Deutschen wegen der unterschiedlichen Metrik sowieso nicht hundertprozentig abbilden. Außerdem habe ich beim Schreiben andere Sorgen, als irgendwelche Daktylen und Spondeen zu zählen. Darum verwende ich mein eigenes Versmaß (= gar kein Versmaß). Aber trotzdem gut möglich, dass ich sowas irgendwann mal versuchen werde.

Ich habe aber mal versucht alles zu reimen; nach zwei Seiten wäre ich fast wahnsinnig geworden ...

„Arachneion - Pallashass“ ist eine Mischung aus Arachne-Mythos und Argonautika, allerdings erst Jahre nach der eigentlichen Argonautenfahrt. Das Bindeglied ist der Tod des Argonauten Idmon, der mit seinen letzten Atemzügen den Heiler Asklepios darum bittet, sich seiner Tochter Arachne anzunehmen.

Die Geschichte führt den Leser durch die gesamte griechische Welt: Bithynien, Ionien, Äolien, aber auch in das Totenreich, auf den Olymp, vorbei am Kap Tainaron zur Insel der Moiren bis nach Hypaipa, dem Schauplatz des großen Finales.

arachneoin pallashassLiteratopia: Wovon handeln Deine Kurzgeschichten „Ikareion – Taurusflucht“ und „Gorgoneion – Eine Tragodia“?

Bastian Brinkmann: „Ikareion - Taurusflucht“ greift die Flucht des Ikarus von der Insel Kreta auf – allerdings aus Sicht seines Vaters Daedalus, dem legendären Erfinder. Daedalus wird von König Minos angewiesen, sich der widernatürlichen Leibesfrucht aus der Verbindung der königlichen Gemahlin Pasiphae und dem Stier des Poseidon anzunehmen, doch aufgrund eines Fluchs sieht sich Daedalus außerstande, das seltsame Wesen zu töten. Stattdessen will er dem König ein Labyrinth - das berühmte Labyrinth des Minotaurus - erbauen, aus dem die Missgeburt nie mehr entkommen soll. Es kommt zur Flucht von der Insel Kreta, allerdings endet die Geschichte mit einer winzig kleinen, nicht ganz unwichtigen Pointe.

In „Gorgoneion - Eine Tragodia“ wird die Gorgone Medusa von König Polydektes von Seriphos mit einem Fluch belegt: Zehn Jahre lang sollen ihr Haare statt Nattern wachsen und jeder Mann, der sie erblickt, verliebt sich in sie. Als dann Perseus, der legendäre mythologische Held, erscheint, um die Gorgone zu erschlagen, verliebt er sich auf den ersten Blick in das wunderhübsch gelockte Wesen. Die beiden leben glücklich zusammen, gründen eine Familie, dann aber schlägt der Fluch des Polydektes zu und die Nattern kehren zurück. Medusa verliert alles, was ihr lieb und teuer ist, nimmt schreckliche Rache und am Schluss liegt die gesamte griechische Mythologie in Trümmern. Eine Tragödie im wahrsten Sinne des Wortes. Das alles auf ca. zwanzig Seiten.

„Gorgoneion“ war mein Beitrag zu einem Kurzgeschichten-Wettbewerb des Marburger Vereins für Phantastik. Da gab's unter anderem 'nen Pokal zu gewinnen. Das Thema lautete „Haarige Geschichten“. Skurrile Geschichten waren gefragt. Trash usw. Die Idee, der Gorgone Medusa Haare statt Nattern wachsen zu lassen, war sofort da. Aber Trash? Ich habe mich dann entschieden, das zu machen, was ich irgendwie schon immer ziemlich cool fand: Total hochgestochenes Zeugs. Das Ganze am besten noch in Form eines Theaterstücks … Na ja, was soll ich sagen: Der Pokal steht jetzt bei mir im Schlafzimmer (und die Flasche Schampus, die es dazu gab, war auch nicht schlecht).

Hatte ich schon erwähnt, dass ich im Literatopia-Forum über diese Ausschreibung gestolpert bin? Ohne diese Ausschreibung wäre ich niemals auf die Idee gekommen, so etwas wirklich einmal ernsthaft zu versuchen. Ohne Literatopia gäbe es also weder „Arachneion“ noch „Ikareion“, noch die GORGONEION Press.

(Anmerkung der Redaktion: Wow!)

Ich habe „Gorgoneion“ übrigens mal bei einer richtigen Theater-Ausschreibung eingereicht. Ist leider nichts geworden …

(Banausen!)

Literatopia: Dein Verlag GORGONEION Press widmet sich der Alternativen Mythologie – was können wir uns darunter vorstellen?

Bastian Brinkmann: Im Impressum meiner Bücher findet sich der folgende Haftungsauschluss:

Haftungsausschluss:

Die in diesem Werk verwendeten Mythen und Legenden entsprechen oft nur in Ansätzen den wahren Mythen und sind in der Regel anachronistisch und in grober Weise vorsätzlich entstellt. Dieses Werk stellt in keinster Weise ein Nachschlagewerk oder eine wissenschaftliche oder mythologische Referenz dar.

Das beschreibt es eigentlich ganz gut: Es handelt sich um alternative Versionen bereits vorhandener Mythen. Das können sowohl veränderte Mythen sein wie in „Gorgoneion - Eine Tragodia“ (der Medusa wachsen Haare statt Nattern, Perseus verliebt sich in sie, statt sie zu töten) oder vermischte Mythen wie in „Arachneion – Pallashass“ (Arachne- und Argonauten-Mythos).

Wobei „Arachneion“ schon ziemlich nah am Orginal-Mythos ist: Der Arachne-Mythos sind ja kaum mehr als drei, vier Notizen.

Es gibt ja bereits das Genre der „Alternative History“, wo man geschichtliche Ereignisse umdreht/erweitert/whatever. Bei mir sind's stattdessen griechische Mythen. Ich wüsste nicht, dass jemand das bereits vor mir mal gemacht hätte. Ich habe also quasi mein eigenes Genre erfunden.

Momentan arbeite ich daran, alle Geschichten in einen „Gesamt-Kanon“ zu gießen, was dazu führt, dass die bekannte Reihenfolge der griechischen Mythen auf den Kopf gestellt wird (da wird es dann richtig „alternativ“).

Literatopia: Namen wie „Arachneion“ und „Ikareion“ gibt es in der griechischen Mythologie nicht. Wie kommst Du auf diese Namen? “Ikareion“ scheint jedenfalls an Ikarus angelehnt zu sein …

ikareionBastian Brinkmann: Richtig (wie bereits oben erwähnt). Nun, den Anfang bildete „Gorgoneion - Eine Tragodia“: Der Begriff „Gorgoneion“ bezeichnet das abgeschlagene Haupt der Gorgone Medusa - ein vorhandener Begriff also. „-eion“ scheint also für „Kopf“ zu stehen, was bei Begriffen wie „Ikareion“ oder „Arachneion“ auf den ersten Blick nicht wirklich Sinn zu machen scheint.

Aber wenn alle Titel gleich enden, wirkt das Ganze einfach wie aus einem Guss und hat auch einen schönen Klang. Es geht hierbei schlicht um den Wiedererkennungswert.

Literatopia: Woher kommt Dein starker Bezug zur Antike? Was fasziniert Dich an dieser Zeit?

Bastian Brinkmann: Schwer zu sagen. Die Liebe zur griechischen Mythologie war irgendwie schon immer da. Allein bei den Namen geht mir immer schon einer ab: Die Titanen, Atlas, Kronos, die Protogenoi, Uranus, Gaia, Namen wie Achilles, Herakles, Patroklos, Theseus, Perseus … das klingt einfach und packt mich immer sofort.

Die griechische Mythologie ist eines der wenigen Dinge, von denen ich einfach nicht genug bekommen kann. Von den meisten Themen hat man die Nase irgendwann voll. Aber bei allem Griechischen ist das irgendwie nicht der Fall bei mir. Wahrscheinlich einfach, weil sie so reichhaltig ist.

Seltsamerweise lässt mich die römische Version der griechischen Mythen völlig kalt. Vielleicht gerade weil die alten Römer ihre Religion schlicht von den Griechen übernommen haben. Dann doch lieber gleich das Original.

Irgendwie glaube ich, dass jeder einzelne Mensch den Ursprung aller Mythen in sich trägt. Das erklärt auch, warum sich viele Mythen in den verschiedenen Religionen so ähneln. Wahrscheinlich drücken diese Mythen einfach menschliche Empfindungen aus, Ängste, Hoffnungen, die alle Menschen miteinander teilen.

Literatopia: In Deinem Blog deutet sich an, dass Du nochmals sehr viel Arbeit in die Rohfassung Deiner Mythen investierst. Wie gehst Du bei der Überarbeitung Deiner Bücher vor?

Bastian Brinkmann: Oh ja, das waren diese Abende, an denen ich mal kurzerhand beschlossen habe, nach dem dritten Korrekturdurchgang noch einen vierten Korrekturdurchgang einzulegen (und nach dem vierten noch einen fünften).

Eigentlich hatte ich die Geschichte im Januar bereits veröffentlicht. Dann habe ich „geschwind mal“ einen Blick in die Leseprobe geworfen und was finde ich? Einen Tippfehler. Und das nach drei Korrekturdurchgängen! Ich habe auch gleich noch einen Blick in die eBook-Version bei einem anderen Distributor als dem ganz Großen mit den zufriedenen Mitarbeitern geworfen und dort war dann der Textsatz für 'n Eimer. Und das bei einer validierten und auf allen Geräten per Previewer getesteten .ePub-Datei! Ich habe die Geschichte dann sofort wieder vom Markt genommen – die erste Version war vielleicht zehn Minuten zu haben - und noch zwei Korrekturdurchgänge nachgeschoben. Hat dann noch mal zwei Monate gedauert. Ich will halt Qualität liefern und Qualität heißt korrekte Rechtschreibung.

Um dieses „klassische“ Überarbeiten, wo man sich ganz schrecklich umbringt und an jedem Satz rumfeilt oder den Plot nochmal umstellt oder erweitert, ging es dabei aber nie. Das mache ich nicht. Es ging die ganze Zeit nur darum, Fehler auszumerzen. Interessanterweise ist das Problem beim Korrigieren gar nicht, dass man die Regeln nicht kennt, vielmehr ist das Problem, dass man Rechtschreibfehler oftmals einfach nicht sieht. Dass ich was ändere … dazu muss mich eine Stelle wirklich anspringen oder der Rhythmus so richtig stolpern. Das fliegt dann in der Regel einfach raus. Gibt 'n paar Szenen in „Arachneion - Pallashass“, die ich rausgeschmissen habe:

Den Angriff der Persischen Flotte und die Monsterschlacht zwischen Poseidon und dem Seeungeheuer Ketos habe ich sowohl von Bord der persischen Schiffe als auch aus der Perspektive des kolophonischen Heeres beschrieben. Und auch der Prolog war ursprünglich ein anderer. Ist alles rausgeflogen. Einfach um näher an der Gruppe um Arachne dran zu sein.

Wer mal 'n paar konkrete Zahlen möchte: Die Taschenbuch-Ausgabe von „Arachneion - Pallashass“ hat 550 Seiten. Ich habe die Geschichte fünf Mal komplett auf Rechtschreibfehler geprüft („professionelle“ Korrektoren machen meines Wissens nach drei Durchgänge), die ersten 60 Seiten noch zwei weitere Male und die ersten 20 Seiten noch ein weiteres Mal. Ich habe also allein für „Arachneion – Pallashass“ fast 3000 Seiten auf Rechtschreibfehler geprüft (was wahrscheinlich aber immer noch nicht heißt, dass das Buch völlig fehlerfrei ist – oh grausame Wahrheiten!).

Dazu kommt dann noch die Prüfung des Textsatzes: Zwei Mal komplett für die Taschenbuch-Ausgabe (macht 1100 Seiten) und stichprobenartig auf allen Geräten, die der Kindle-Previewer anbietet. Nachdem ich die Geschichte dann veröffentlicht hatte, habe ich mir die finale Version auf meinen Kindle geladen und den Textsatz noch einmal komplett geprüft.

Wer mir also erzählen will, alle Selfpublisher seien Stümper, die irgendwelche unfertigen Sachen auf den Markt schmeißen, den soll der Hades holen ...

gorgoneionLiteratopia: Auf Deiner Homepage hast Du das Bild eines Gorilla als Autorenfoto eingesetzt – warum gerade ein Affe?

Bastian Brinkmann: Zum einen, weil ich einen ziemlichen Gorilla-Spleen habe, zum anderen, weil ich einfach kein anderes Foto zur Hand hatte. Und irgendeinen privaten Schnappschuss von mir posten, wollte ich auch nicht. Ich bin dann irgendwann zufällig über dieses Gorilla-Bild gestolpert und weil die Pose einfach zu perfekt ist, habe ich das dann erst mal als Platzhalter genommen.

Mittlerweile habe ich mich aber so an das Bild gewöhnt, dass ich es vielleicht wirklich einfach so lasse. Ich finde es ganz angenehm, nicht Gefahr zu laufen, irgendwann mal auf der Straße erkannt zu werden. Und außerdem ist die Pose einfach perfekt: Diese typische Schriftsteller-Pose, wo man immer so furchtbar intellektuell die Hand am Kinn hat … nicht meine Welt.

Literatopia: Wie bist Du eigentlich zum Schreiben gekommen? Hast Du Dir bereits in der Grundschule Geschichten ausgedacht oder hat Dich die Schreibsucht später erwischt?

Bastian Brinkmann: Letzteres. Als Kind habe ich überhaupt nicht gelesen. Mein sozialer Hintergrund lässt alles andere vermuten, als dass ich jemals irgendwas mit Büchern am Hut haben würde (ich entstamme einer Dynastie von LKW-Fahrern).

Das Ganze kam erst durch meine Frau zustande: Als ich die zum ersten Mal besucht habe, stieß ich auf Regale voller Dean Koontz und Stephen King. Ich fand das irgendwie ziemlich „sexy“. Ich bin dann innerhalb eines Sommers ebenfalls zum unersättlichen Leser konvertiert.

Mein erstes Buch war übrigens William Gibsons „Neuromancer“-Trilogie - der Typ, der früher nie gelesen hat, beginnt sein Leseleben mit einem 1004-Seiten-Werk … und liebt jede einzelne davon.

Und damals, im Sommer 2001, hatte ich auch eine allererste, kurze und überhaupt nicht erwähnenswerte Schreibphase.

Meine erste ernsthafte Schreibphase hatte ich 2005. Allerdings war das damals aus anderweitigen Gründen eine ziemlich schwierige Zeit für mich und ich habe beschlossen, erst einmal mein Leben auf die Reihe zu kriegen.

So richtig los ging's dann 2012: Meine erste Tochter kam zur Welt und ich habe zwei Monate später quasi über Nacht beschlossen, Fantasy-Autor zu werden. Ich habe mich dann jeden Abend an den Küchentisch gesetzt und bei Kerzenlicht per Hand meinen ersten Fantasy-Roman geschrieben (so richtig schön mit Tintenfass und Füllfederhalter). Fünf Seiten. Jeden Abend. Sieben Tage die Woche. Sowas wie 'nen Schreibtisch oder 'n eigenes Zimmer hatte ich damals nicht; 60 qm für eine dreiköpfige Familie sind halt etwas beengt (arschkalt war's auch noch: Es gab nur 'nen Zentralofen irgendwo auf dem Flur – ziemlich romantisch das Ganze … im Nachhinein).

Unseren Freunden haben wir damals noch erzählt, ich würde Briefe an meine Oma schreiben. Kennt wahrscheinlich jeder, der mit dem Schreiben anfängt …

Was aber trotz meiner Bücherabstinenz schon seit frühester Kindheit so war: Wenn ich einmal mit dem Schreiben angefangen habe, kann ich nicht mehr damit aufhören.

Literatopia: Was liest Du persönlich gerne? Eher „schwere Kost“? Oder darf es auch einfach nur unterhaltsam sein?

Bastian Brinkmann: Ich lese alles von den großen Klassikern über Kannibalenterror bis Courths-Mahler. Wirklich alles. Keinerlei Berührungsängste. Und grundsätzlich nur zur Unterhaltung. Selbst so Sachen wie den Zarathustra von Nietzsche, Goethes Faust, Kafka usw.

Den Großteil meines Regals machen Fantasy, Horror und Science Fiction aus. Daneben natürlich ein gewisser Anteil Reclam-Heftchen. Mein eReader platzt vor Schreibbüchern.

Auf Cons kaufe ich gern die Sachen noch unbekannter Autoren, in erster Linie Horror-Zeugs - dabei lasse ich mir immer alles signieren. Wenn in den nächsten Jahren also einer von denen zum Bestseller-Autoren aufsteigen sollte, besteht die Chanche, dass ich eine der ersten Signierungen besitze.

Aber auch Heftromane: G.F. Unger, Winchester, die ganze Westernsparte. Perry Rhodan hab ich einiges, Professor Zamorra.

Meine letzten Bücher waren „Amerikkan Gotik“ von Markus K. Korb, „Atomgespenster“ von Dan Shocker und im Moment lese ich „Toxic Lullaby“ von Torsten Scheib. Allesamt ganz wunderbare Bücher.

Mein letztes episches Ding war „Die Fahrt der Argonauten“ von Appolonios von Rhodos. Das verbuchen wir im Zusammenhang mit „Arachneion – Pallashass“ mal unter „Recherche“.

Literatopia: Du bist unter anderem auf Twitter und Facebook unterwegs. Wie wichtig sind Soziale Medien heutzutage für einen Autor? Und welches Medium sagt Dir persönlich am meisten zu?

Bastian Brinkmann: Ich habe Google+, Twitter und Facebook ausprobiert und bin bei Twitter hängen geblieben. Ich habe mir anfangs nie vorstellen können, was dieser Kram mit den 140 Zeichen bringen soll, bis ich es mal selber ausprobiert habe. Mittlerweile benutze ich nur noch Twitter.

Mit Facebook werde ich irgendwie überhaupt nicht warm. Weder mit der Oberfläche noch mit der Unterscheidung zwischen privaten Seiten und Unternehmensseiten, noch mit der Atmosphäre. Ich bin da aber auch nur wegen den Leuten, die ich von den Cons kenne. Und die sind irgendwie alle nur auf Facebook aktiv.

Kurz gesagt: Wenn ich schlechte Laune will, gehe ich zu Facebook, wenn ich gute Laune will, gehe ich zu Twitter.

Momentan ist Twitter die erste Wahl, wenn man mich bei meinen epischen Abenteuern begleiten möchte (https://twitter.com/mythenhacker). Wer sich nicht extra bei Twitter anmelden möchte, kann mich aber auch gern per Facebook anquatschen (https://www.facebook.com/mythenhacker).

Wie wichtig Soziale Medien für Schriftsteller sind? Kann ich nicht wirklich beurteilen, einfach weil ich noch zu neu in dem Ganzen bin: Nach einigen Wochen intensiver Nutzung kommen mir so langsam erst die allerersten Ideen, wie man das Ganze mal so richtig aufziehen könnte.

Literatopia: Kannst Du uns schon etwas über zukünftige Mythen verraten? Woran arbeitest Du gerade?

Bastian Brinkmann: Im Moment arbeite ich an einem eigenen Wiki - ein Wikipedia meiner eigenen Alternativen Mythologie sozusagen. Hier kann man Dinge erfahren, die man in den Geschichten selbst nicht erfährt. Kleinigkeiten in der Regel, die das Gesamterlebnis aber dennoch bereichern.

emblem gorgoneion pressMan sollte sich allerdings davor hüten, diese Seite zu besuchen, wenn man nicht gespoilert werden möchte. Das Ganze ist nicht weniger als die größtmögliche Spoilersammlung. Hier steht wirklich alles drin, bis hin zu Gesängekatalogen, in denen jede einzelne Szene kurz in ein, zwei Sätzen beschrieben wird. Der Leser kann sich selbst aussuchen, wie genau er alles erfahren möchte.

Ich habe sogar einen „offiziellen“ Spoilerbot eingerichtet, der alle Änderungen am Wiki sofort raustwittert. Trage ich während des Schreibens einer neuen Story bereits Sachen ins Wiki ein, postet der Bot einen Link auf den neuen oder geänderten Artikel auf seiner eigenen Twitter-Seite. Ich bin mir noch nicht ganz sicher, wie ich das Ganze letztendlich handhaben werde, darum gehe ich im Moment erst mal extrem offensiv vor, was das betrifft.

Das Ganze macht zwar sehr viel Spaß, aber auch sehr viel Arbeit. Ich habe fast das Gefühl, das Wiki wird irgendwann mein eigentliches Lebenswerk sein, nicht meine Bücher.

Was die zukünftigen Mythen betrifft: Ich habe bereits vor „Arachneion – Pallashass“ eine Serie zu einem der großen Mythen der griechischen Mythologie angefangen. Bevor ich „Arachneion-Pallashass“ begonnen und die GORGONEION Press gegründet habe, hatte ich bereits die ersten zwei Bände fertig und war auch schon fünfzig Seiten im dritten Band. Ich habe dann allerdings erst mal die GORGONEION Press gegründet, mir meine eigene Schreibsoftware gehackt und einen Haufen Tech-Krempel ausprobiert, sprich Web-Technologien etc. Das Ganze hat über ein dreiviertel Jahr gedauert, in dem ich überhaupt nicht zum Schreiben gekommen bin – „zum Glück“ wusste ich das vorher nicht.

Bevor ich mit der Serie anfange, wollte ich noch etwas Abgeschlossenes herausbringen. Also habe ich erst mal „Arachneion - Pallashass“ geschrieben (wobei man darüber streiten kann, wie abgeschlossen „Arachneion“ wirklich ist).

Da ich nicht die geringste Ahnung habe, wie viele Bände die Serie umfassen wird, soll das Wiki es möglich machen, jederzeit in die Serie (wieder)einsteigen zu können. Selbst wenn ich schon im zehnten Band sein sollte – sofern die Serie so lange laufen wird -, ein neuer oder zurückkehrender Leser geht aufs Wiki, findet dort einen einleitenden Artikel zu Band zehn und kann danach sofort mit dem Lesen beginnen, ohne die vorherigen Bände gelesen haben zu müssen. Ich finde das nur fair.

Die nächsten Wochen werden noch für 'nen Haufen Privatkram und das Wiki draufgehen, ehe ich mich auf die Serie stürze. Das Wiki ist noch in der Beta-Phase, der technische Unterbau noch 'n bisschen schwach auf der Brust. Das Wiki wird wahrscheinlich einen eigenen Server bekommen. Vielleicht zu meinem Geburtstag am 1. Mai - dann wird die GORGONEION Press bereits ein Jahr alt!

Literatopia: Herzlichen Dank für das Interview, Bastian!

Bastian Brinkmann: Vielen Dank, Judith! Möge es nicht das letzte Mal gewesen sein, dass wir miteinander gesprochen haben!


Autorenhomepage: www.bookhacker.org

Verlagshomepage: www.gorgoneion.press

Bildnachweis: Lowland gorilla on the epic pose of solving his problems: dptro/Shutterstock.com / Verlagsemblem Gorgoneion-Head Originalentwurf: Sameena Jehanzeb, www.saje-design.de


Dieses Interview wurde von Judith Madera für Literatopia geführt. Alle Rechte vorbehalten.