Ein Monster kommt selten allein (Larry Correia)

Bastei Lübbe (April 2016)
Originaltitel: Monster Hunter International: Alpha
Übersetzer: Michael Krug
Klappenbroschur
543 Seiten, 14,99 EUR
ISBN: 978-3-404-20840-1

Genre: Urban Fantasy/ Horror


Klappentext

Earl Harbinger ist jahrhundertealt, ohne dass man es ihm ansieht. Die Erklärung ist einfach: Harbinger ist ein Werwolf. Und, wie die Ironie es will, ist er außerdem Anführer und bester Jäger der Geheimorganisation Monster Hunter Intarnational. Er hat es geschafft, seinen Fluch in eine Tugend zu verwandeln, und kämpft auf der Seite der Guten. Das kann man aber leider nicht von jedem Übernatürlichen behaupten. Denn Harbinger muss bald einen Werwolf aufhalten, der nur eins im Sinn hat: Möglichst viele Anhänger um sich zu schafen und die Menschheit auszulöschen….


Rezension

Regierungen überall auf der Welt tun alles, um es zu vertuschen: Die Welt wird von den „Alten“ aus einer Paralleldimension (über die man übrigens nichts Näheres erfährt, auch wenn der Name natürlich sofort an Lovecraft denken lässt) bedroht und darüber hinaus existieren auch in dieser Dimension Monster in allen Formen und Größen. Minotauren und Sirenen, Dämonen und Werwölfe, Hexen und Untote… sie alle sind nur zu real und in der Regel eine Gefahr für Menschen. Deswegen gelten sie prinzipiell als zum Abschuss freigegeben. Wer einen Ausnahme-Status erwerben will, muss ihn sich verdienen – in der Regel damit, für die Regierung Jagd auf andere Monster zu machen. Earl Harbinger – seit Anfang des 20. Jahrhunderts ein Werwolf – hat das Jahrhundert größtenteils damit verbracht, in einem Krieg nach dem anderen für die US-Regierung gegen die übernatürlichen Soldaten der Gegenseite anzutreten. Nun hat er sich endlich mit „Monster Hunter International“ selbstständig gemacht und jagt alle übernatürlichen Wesen, die gegen seine Regel Nr. 1 verstoßen: Lasst die Menschen in Ruhe.

„Ein Monster kommt selten allein“ wird auf zwei Zeitebenen erzählt. Eine besteht aus Auszügen aus Earls Tagebuch, in dem dieser versucht, die Erinnerungen zu rekonstruieren, die ein Dämon ihm gestohlen hat. Es liefert nicht nur einen Einblick in Earls Denkweise und eine unterhaltsame Uminterpretation diverser Konflikte des 20. Jahrhunderts, die Erinnerungen darin rahmen auch die Lücken ein, die der Dämon hinterlassen hat – gefährliche Lücken, denn in ihnen verbirgt sich die Erklärung für die dramatischen Ereignisse in der Kleinstadt Copper Lake. In diese wird Earl verwickelt, als er erfährt, dass sein alter Feind, der russische Werwolf Nikolai, in dem abgelegenen Ort aufgetaucht ist. Sofort macht sich Earl auf den Weg. Er weiß nur zu gut, wie gefährlich Nikolai ist. Und tatsächlich bricht in Copper Lake bald die Hölle los: Werwölfe mit bisher unbekannten Kräften, schwarze Magie und ein seltsames Amulett, das der Schlüssel zu allem zu sein scheint, stürzen die Kleinstadt in blutiges Chaos. Aber Earls alter Widersacher, der nur persönliche Rache sucht, hat nichts damit zu tun.

Sowohl Earl als auch Nikolai müssen feststellen, dass ein mächtiger Feind sie beide manipuliert hat, um sie zu Werkzeugen eines Plans zu machen, der für ihn selbst den Aufstieg zu einer Art Werwolf-Gott und für den Rest der Welt die Werwolf-Zombie-Apokalypse vorsieht. Zusammen mit der engagierten Polizisten Heather macht Earl sich daran, auf radikale, oft sehr unappetitliche Weise die Untoten-Plage einzudämmen und schließlich zu seinem auf mysteriöse Weise mit ihm verbundenen Feind vorzudringen. Doch Earl ist nicht der einzige Monsterjäger. Der Regierungsmitarbeiter Douglas Stark und das amateurhafte, aber skrupellose Team um Freiberufler Horst Ryan haben es auf die saftigen Prämien für erlegte Werwölfe abgesehen. Ihre Bemühungen tragen in der Regel jedoch nur dazu bei, die Lage noch zu verschlimmern.

Die Werwölfe in „Ein Monster kommt selten allein“ stehen in puncto Gefährlichkeit noch ein paar Stufen über den meisten anderen Monstern. Auch wenn nur der Vollmond sie zu einer vollkommenen Verwandlung zwingen kann, schweigen ihre Raubtier-Instinkte nie und auch in Menschengestalt sind sie immer nur einen Schritt davon entfernt, alle um sie herum zu töten.Der Umgang mit ihren Fluch kann jedoch sehr verschieden ausfallen. Während Earl seinen Werwolf-Anteil so gut es geht unterdrückt, ist er bei Nikolai zu einer eigenständigen Persönlichkeit geworden, mit der dieser sich heftige Auseinandersetzungen liefert. Nikolai ist übrigens der einzige Charakter, dessen Entscheidungen und Gedanken in irgendeiner Form unvorhersehbar sind.

Die anderen Figuren sind tendenziell eher flach und stereotyp: Im Fall von Heather und Earl mutig, durchaus rücksichtslos, aber doch ehrenhaft, in Ryans und Starks Fall gewissenlose Mörder oder feige Bürokraten. Gerade Stark erscheint fast karikaturenhaft. Auch die Bewohner Copper Lakes sind sich in Mentalität und Auftreten geradezu zum Verwechseln ähnlich. Keine einzige Figur neigt zu Zweifeln, Introspektion oder Gefühlen. Es macht zwar Spaß, zu beobachten, wie sie sich unter sarkastischen Bemerkungen aus jeder noch so verzweifelten Lage herausballern, aber in Bezug auf die Charakterzeichnung ist viel Potential verschenkt worden.

„Ein Monster ist selten allein“ ist aus wechselnden Perspektiven geschrieben. Eine schöne Sprache war keine der Prioritäten des Autors. Tatsächlich klingen die Erzählpassagen häufig sehr umgangssprachlich, was jedoch gut mit Stimmung, Handlung und Figuren harmoniert.


Fazit

Larry Correias Roman liefert nahezu ununterbrochene, blutige Action und eine ganze Reihe unvorhergesehener Wendungen. „Ein Monster kommt selten allein“ liest sich schnell und unterhaltsam, aber da bei den Charakteren fast nur Stereotype bedient werden, beobachtet der Leser sie mehr, als wirklich mit ihnen zu fühlen.


Pro und Contra

+ Werwolfdasein nicht romantisiert
+ Action
+ (schwarzer) Humor
+ unvorhergesehene Wendungen

o umgangssprachlicher Stil

- eindimensionale Figuren
- so viel Gemetzel, dass es teilweise fast langweilig wird

Wertung:

Handlung: 3,5/5
Charaktere: 2/5
Lesespaß: 3,5/5
Preis/Leistung: 4/5