Maries Drachen Bd.1 – Armance (Ange, Démarez)

Verlag: Splitter-Verlag; (Juli 2010)
Gebundene Ausgabe: 56 Seiten; 13,80 €
ISBN-13: 978-3868691566

Genre: Fantasy


Klappentext

„Du kannst kämpfen.
Du kannst kämpfen und du bist stark.
Lass dich durch nichts und niemanden besiegen...“


Rezension

Frankreich im Mittelalter. An ihrem zwölften Geburtstag wird Marie in den Wald geschickt, um die Zeremonie des Blutes durchzuführen. Dafür muss sie ein Tier töten und mit dessen Herz in das Dorf zurückkehren. Anschließend soll es ein großes Fest geben. Dazu kommt es aber nicht. Bei ihrer Rückkehr liegt das Dorf in Trümmern, ihre Eltern und die anderen Erwachsenen wurden getötet und ihren beiden Brüder und ihre Schwester Armance wurden entführt. Allein auf sich gestellt wird Marie Söldnerin und ist stets auf der Suche nach ihren Geschwistern. Im Kampf gegen Tiere und Menschen hat sie immer wieder so etwas wie Visionen. Ihr erscheinen manche Gegner dämonenartig, schon als sie den Wolf im Wald tötete, war dem so. 15 Jahre später zieht sie mit William durch Frankreich und verdient sich unter anderem mit Schaukämpfen ihr Geld. Doch dann bekommt sie den Auftrag nach Enguerrande zu reisen und dort im Auftrag des Herzogs von Herbeval eine Bestie zu erschlagen. Eine für die Marie bekannt ist, sie zu erkennen. Marie nimmt an, obwohl die Stadt ein Kopfgeld auf sie ausgesetzt hat, denn der Waffenbruder des Herzogs ist Wandonne, einer der Männer, der Maries Dorf zerstörte.
Gleichzeitig macht sich Jean von Clermont auf in die Stadt. Er gehört dem purpurnen Orden an und soll mit dem Herzog von Herbeval reden und ihm seine Hilfe anbieten. Aber die Mission steht unter keinem guten Stern. Der Herzog versucht Jean zu töten und die Lage um Marie, der Jean ebenfalls begegnet, spitzt sich immer mehr zu. Immer mehr Menschen erhalten Visionen und Einblicke in eine andere Realität, in der es kein französisches Kaiserreich gibt und vieles grundverschieden ist.

Ange präsentieren mit Maries Drachen ein großes mystisches Rätsel. Zunächst mag man noch glauben, dass sie eine mehr oder weniger typische Fantasy-Geschichte in unserer Welt erzählen, in der Marie die Fähigkeit hat, Monster zu erkennen. Allerdings lässt der Begriff französisches Kaiserreich ein erstes Mal hellhörig werden, bevor dann klar wird, dass hier etwas ganz und gar nicht stimmt und viel mehr hinter allem steckt, als auf den ersten Blick ersichtlich ist.Spätestens wenn die purpurnen Brüder in ihre Keller hinabsteigen und sich dort offenbart, dass dort Mönche in Ketten gelegt sind, die Visionen von einer anderen Welt, einer anderen Realität haben, ist klar, dass etwas großes im Hintergrund abläuft.
In Armance kommt dieser Fakt zwar bereits zu tragen, noch spielt er aber nicht die Hauptrolle in Maries Drachen. In diesem ersten Band geht es hauptsächlich um Marie und ihren schmerzhaften Verlust, den sie auch nach fünfzehn Jahren nicht verwunden hat. Sie wird nur von einem Gedanken beseelt. Sie will Rache und ihre Geschwister finden. Dafür ist sie zu einer überragenden Kriegerin geworden. Ange zeigen sie als eine Frau, die zugleich sehr stark sein kann, wenn sie es muss und sehr verletzlich. Für ihre Familie würde sie buchstäblich alles tun. Alles ordnet sie ihrem Ziel unter und vor allem bindet sie sich an keinen anderen Menschen. Flüchtige Abenteuer sind das, was sie sucht, eine Beziehung jedoch nicht. Dabei übersieht sie den Mann in ihrer direkten Nähe.
William ihr Waffenbruder ist bereit für Marie zu sterben und ihr jede Schwierigkeit aus dem Weg zu räumen. Er ist jemand, der es gewohnt ist, für das Töten bezahlt zu werden und gerade darum überrascht seine Bereitschaft für Marie über Leichen zu gehen. Ihm ist es egal wen er tötet, wenn er Marie damit helfen kann und wenn es ein Adeliger ist, so soll es sein. Kaltblütig handelt er. Reue scheint er nicht zu spüren.
Jean von Clermont ist noch schwierig einzuschätzen, da er als Angehöriger des purpurnen Ordens, streng nach Regeln lebt und bisher zwar einen mitfühlenden Eindruck macht, aber gleichzeitig etwas fanatisch in seinen Ansichten wirkt. Seine Entwicklung bleibt abzuwarten. So hantieren die Autoren bereits im Auftaktband mit so einigen Handlungssträngen, denen sie jeweils genau den richtigen Raum bieten, um die Geschichte zu erzählen, aber nicht von ihrem Fokus auf Marie abzukommen.
Richtig interessant wird ihre Geschichte durch die vielen Rätsel, die sie stellen und die vielen kleinen und großen Merkwürdigkeiten, die auftauchen. Spannung erzeugen sie auf jeden Fall allein dadurch schon, dass sie bereits jetzt offenbaren, dass mit der Realität irgendetwas nicht zu stimmen scheint und das das Ganze mit Maries Fähigkeit zusammenhängt, Drachen und Dämonen zu erkennen. Wie sie dies auflösen, ist die große Frage und macht neugierig.

Démarez arbeitet nach Die Legende der Drachenritter erneut mit Ange zusammen. Sein Stil ist außer bei den Monstern natürlich, ziemlich naturalistisch angelegt. Überzeichnungen gibt es praktisch nicht. Was durchaus positiv ist. Marie wirkt nicht wie ein Model in einer sogenannten Rüstung, sondern sieht aus wie und hat die Statur einer erfahrenen Kriegerin, der man sofort abnimmt, dass sie gegen jeden bestehen kann. Leider sind die Zeichnungen nicht alle auf gleich hohem Niveau. Hin und wieder gibt es Ausreißer nach unten, bei denen es sich Démarez allzu leicht macht und die Figuren sehr einfach und idealisiert zeichnet. Mit etwas mehr Detailarbeit könnten die Figuren an solchen Stellen noch bedeutend besser aussehen. Ansonsten sind die Emotionen aber immer klar an den Gesichtern abzulesen. Und sein Monsterdesign ist sehr gut. Sie wirken erschreckend, dämonisch und als ob ein reales Tier durch etwas Böses verändert worden wäre.


Fazit

Maries Drachen – Armance ist ein Auftaktband, der Lust auf mehr macht und viele Fragen und Rätsel aufwirft. Ange erzählen gewohnt spannend und mit differenzierten Charakteren.


Pro & Contra

+ William ist ein kaltblütiger Söldner mit Herz
+ Monster sind gut gestaltet

Bewertung:

Charaktere: 4/5
Handlung: 4/5
Zeichnungen: 4/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 4,5/5


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