American Gods (Neil Gaiman)

Eichborn (Mai 2015)
Originaltitel: American Gods
Übersetzerin: Hannes Riffel
Klappenbroschur
672 Seiten, 14,00 EUR
ISBN: 978-3-8479-5

Genre: Urban Fantasy


Klappentext

Als Shadow aus dem Gefängnis entlassen wird, ist nichts mehr wie zuvor. Seine Frau wurde getötet, und ein mysteriöser Fremder namens Mr. Wednesday bietete ihm einen Job an. Doch woher weiß der Fremde so viel über Shadow? Während Shadow im Auftrag Wednesdays durch die USA reist, wird ihm langsam klar: Ein Sturm zieht auf, eine gewaltige Schlacht um die Seele Amerikas kündigt sich an, und Shadow wird darin eine wichtige Rolle spielen.


Rezension

Als Shadow aus dem Gefängnis entlassen wird, steht er vor dem Nichts: Seine Frau Laura ist tot, der Job, zu dem er zurückkehren wollte, existiert nicht mehr. Also lässt er sich darauf ein, als der seltsame Mr. Wednesday ihm einen Job anbietet. Dieser besteht zunächst darin, dass Shadow ihn durch Nordamerika kutschiert, ihm bei Trickbetrügereien assistiert oder sich verborgen hält, um zu warten. Er erlebt eine Serie seltsamer Begegnungen und begreift allmählich: Die Einwanderer, die die heutigen USA besiedelt haben, haben ihre Götter mitgebracht.

Diese Götter sind noch höchst lebendig, allerdings keineswegs erhabene Gestalten. Dass niemand mehr wirklich an sie glaubt, hat ihnen einen Großteil ihrer Macht geraubt und so fristen sie in unscheinbaren Gestalten ihr Dasein, während neue Götter aufsteigen und sie herausfordern. Shadow erfährt, dass Mr. Wednesday niemand anders als Odin ist und dass er versucht, die alten Götter für eine entscheidende Schlacht zu versammeln.

Doch Shadow ist auch noch mit anderen unerklärlichen Ereignissen konfrontiert: Aus dem Nichts tauchen undurchschaubare Feinde auf und seine Frau Laura kehrt von den Toten zurück, um fortan eine sonderbare Zwischenexistenz zu führen. Es stellt sich heraus, dass die Fronten im Konflikt der Götter nicht so verlaufen, wie es auf den ersten Blick scheint und Shadow muss eine wichtige Entscheidung treffen.

„American Gods“ ist eine Reise durch ein Nordamerika, das dem Leser teilweise ebenso seltsam und faszinierend erscheint wie die übernatürlichen Gestalten, die es bewohnen. Obwohl lange nicht klar ist, wo sich die Handlung hinbewegt, begleitet man Shadow gerne und hat Spaß daran, zu raten, mit welchem Gott er es gerade zu tun hat. Gaiman vermischt die Mythenkreise verschiedenster Kulturen und lässt sowohl die bekanntesten Götter als auch weniger bekannte Gestalten auftreten. Die Verschmelzung von Realität und Mythos ist gut gelungen, denn obwohl sich teilweise eine gewisse Komik daraus ergibt, wie wenig göttlich die Götter sich präsentieren, erscheinen sie doch nie karikaturenhaft.

Über Shadow erfährt man wenig und auch das nur langsam. Trotzdem gewinnt man schnell einen Eindruck von einem nachdenklichen Mann, der sich bemüht, das Richtige zu tun, und nicht so simpel ist, wie er zu sein vorgibt und es womöglich gerne wäre. Er versteht die übernatürliche Welt nicht, in die er hineingeschlittert ist, aber nimmt die Ereignisse und Enthüllungen recht gelassen auf und führt einige sehr schöne Dialoge mit den skurrilen menschlichen und nicht-menschlichen Gestalten, denen er begegnet.


Fazit

„American Gods“ ist ein wunderbar seltsames Buch über alte Götter, die inkognito im Amerika der Gegenwart leben und sich vergeblich gegen das Vergessenwerden stemmen. Geschickt verflechtet Neil Gaiman Realität und Mythologie und lässt dabei die reale Welt oft genauso merkwürdig und staunenswert erscheinen wie die fantastischen Elemente seiner Geschichte.


Pro und Contra

+ sympathische Hauptfigur
+ viele merkwürdige, faszinierende Begegnungen
+ umfassende Recherche über Mythologie eingeflossen
+ ganz besondere Atmosphäre
+ zahlreiche kleine Brüche mit Leser-Erwartungen
+ ungekürzte Ausgabe mit viel interessantem Zusatzmaterial

- epiloghafte Kapitel nach dem eigentlichen Finale ein bisschen sperrig

Wertung:

Handlung: 4/5
Charaktere: 5/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 3,5/5


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Tags: Götter, Urban Fantasy, Neil Gaiman