Weil sie böse sind (Edna Schuchardt)

Klarant, 1. Auflage September 2016
Taschenbuch, 260 Seiten
11,99 € (D)
ISBN: 978-3-9557-3507-4
Leseprobe

Genre: Ostfrieslandkrimi


Klappentext:

Jeanette reist ins ostfriesische Norddeich, um den bekannten Shantysänger Johnny Hansen zu interviewen und endlich ihre Freunde Paulina und Daniel Beekmann wiederzusehen. Doch aus den Plänen wird nichts, denn kurz vor ihrer Ankunft findet ein Spaziergänger die Leiche des stadtbekannten Playboys Jannik Hendrikson – brutal an einen Baumstamm genagelt –, und der Sänger liegt tot in seinem Swimmingpool. Treibt ein irrer Serienmörder sein Unwesen in Ostfriesland? Oder ist Rache im Spiel? Jeanettes kriminalistische Neugierde ist geweckt. Sie lässt ihre journalistischen Kontakte spielen und beginnt zu ermitteln. Als auch noch ihre Tante Betty entführt wird, nimmt der Fall eine dramatische Wendung ...


Rezension:

Es gab eine Zeit, da war Jeanette regelmäßig in Norddeich, um ihre Freunde Paulina und Daniel zu besuchen. Nach einem Todesfall, der ihr sehr nahe ging, sträubte sich in ihr aber alles irgendwie gegen das idyllische Örtchen in Ostfriesland, sodass sie seit einigen Jahren nicht mehr da war. Jetzt allerdings wurde sie von einer großen Illustrierten beauftragt, ein Interview mit dem bekannten Sänger Johnny Hansen zu führen, wofür ihr Weg sie in genau dieses Nest, und irgendwie freut sich Jeanette auch darauf. Aber die Vorfreude währt nicht lange, denn bereits vor ihrer Ankunft ereignen sich einige seltsame Dinge, unter anderem wird der stadtbekannte Playboy tot aufgefunden und der Inhaber eines Fischer-Imbisses muss regelmäßig über die beschmierte Hauswand seines Ladens säubern. Nach einigen Tagen findet Jeanette außerdem auch die Leiche ihres Interviewpartners – in seinem eigenen Pool treibend. Nun, sie wäre wahrscheinlich keine so gefragte Journalistin, wenn derartige Vorkommnisse nicht ihre kriminalistische Ader kitzeln würden. Und als dann auch noch ihre etwas anstrengende, aber rundum liebenswerte Tante Betty ohne ein Wort verschwindet, überschlagen sich die Ereignisse.

Ein Krimi, der an der schönen, aber rauen Küste Ostfrieslands spielt – für Fans von Lokalkrimis dürfte Edda Schuchardt kein unbekannter Name sein. Mit Weil sie böse sind legt sie ihren dritten Krimi um die Journalistin Jeanette Maros und ihre exzentrische Tante Betty vor. Da die einzelnen Titel ohne Probleme unabhängig voneinander gelesen werden können, ist es auch für Neueinsteiger ein Leichtes, in die Geschichte zu finden. Und die startet direkt mit einem schlimmen Unfall mit Fahrerflucht, zu dem die Autorin allerdings im weiteren Verlauf keinen Bezug herstellt – dadurch ist dem geübten Leser recht schnell klar, dass es sich um irgendeine Art von anonymem Rachezug handeln muss. Nur die konkrete Verbindung zeigt sich erst im weiteren Verlauf und wird tatsächlich erst ganz am Ende zu hundert Prozent ersichtlich. Allerdings hat sich die Autorin auch große Mühe gegeben, dem Leser mehr oder weniger unwichtige Dinge vor die Nase zu setzen. In den ersten neun oder zehn Kapiteln werden erst einmal sämtliche Charaktere vorgestellt, ohne dass man einen wirklichen Bezug herstellen kann. Auch die Sache mit der Fassadenschmiererei gehört in keiner Weise zu den Mordfällen und wirkt ein wenig wie ein zusätzliches Aufblasen der Geschichte, ohne tatsächlich damit zusammen zu hängen. Fast so, als hätte Edna Schuchardt eigentlich zwei Ideen für diesen Krimi gehabt, sich aber nicht für eine entscheiden konnte und daher beide gemixt hat.

Auch scheint die Autorin zwischendurch die Lust am Schreiben ihrer eigenen Geschichte verloren zu haben. Gerade im letzten Drittel und vor allem zum Ende hin überschlagen sich auf einmal die Aktionen, ohne dass dabei ins Detail gegangen wird. Vor allem das Ende lässt den Leser äußerst unzufrieden zurück, denn die Mordserie wird zwar irgendwie aufgeklärt, doch man ist als Leser nicht dabei, sondern bekommt im Grunde nur einen Namen vorgesetzt. Den Rest muss man sich selbst zusammenspinnen. Der Versuch, auch noch eine spannende Liebesgeschichte gemäß Romeo-und-Julia-Schema in die Story einzuflechten, ist leider ebenfalls ordentlich in die Binsen gegangen. Dazu kommen ein paar grammatikalische und logische Fehler (zum Beispiel ist der Kuchen erst eine Pfirsich-, dann eine Erdbeer- und dann doch wieder eine Pfirsichtorte), die sich immer weiter häufen, sodass man sich am Ende zwar irgendwie – dank der Charaktere – einigermaßen unterhalten fühlte, Weil sie böse sind aber im Grunde nicht wirklich viel zu bieten hatte. Hängen geblieben ist nach der Lektüre jedenfalls nichts, obwohl die Autorin sich mit ihrer rasanten Erzählart, größtenteils ansprechenden Dialogen und humorvollen Charaktergestaltung durchaus einen großen Fankreis aufbauen könnte.


Fazit:

In Weil sie böse sind punktet Edna Schuchardt mit ihrem rasanten und humoristischen Schreibstil – und stellt sich gleichzeitig genau damit auch ein Bein. Denn gerade im letzten Drittel des Ostfrieslandkrimis und vor allem in Bezug auf die Auflösung des Falls hastet sie durch die Seiten, sodass der Leser letzten Endes zwar irgendwie weiß, was passiert ist, aber keineswegs befriedigt ist. Wirklich aufgeklärt wurde der Fall nämlich nicht, zumindest nicht mit dem Leser. Schade, denn auf diese Weise bleibt der dritte Band um Jeanette Maros nur ein netter Zeitvertreib für zwischendurch.


Wertung:

Handlung: 3/5
Charaktere: 3,5/5
Lesespaß: 3,5/5
Preis/Leistung: 3/5