Dunkeljäger (Alexey Pehov)

Verlag: Piper Taschenbuch (November 2016)
Taschenbuch: 432 Seiten; 9,99 €
ISBN-13: 978-3492280303

Genre: Fantasy


Klappentext

Vom Bestsellerautor der „Chroniken von Siala“

Ein ewiger Krieg. Zwei verfeindete Häuser, die die Welt der Elfen in den Untergang reißen werden. Und nur ein Weg für den Elfenkrieger Lass, seine Heimat zu retten: Er muss vom Gejagten zum Jäger werden....


Rezension

Der Elf Lass ist auf der Flucht. Weil er sich weigerte weiterhin seine Untergebenen in einem sinnlosen Krieg zu verheizen, wurde er von seiner Cousine, der Königin der Elfen, zum Tode verurteilt. Er schaffte es zwar, aus dem Reich der Elfen zu entkommen, jedoch sind ihm die Quesallen, Meuchelmörder im Auftrag der Königin, auf den Fersen. Während er versucht, diese abzuhängen, stolpert er über zwei Flieger, die überfallen wurden und von denen er ein Amulett erhält, welches nicht in die Hände der Margudier, einem Echsenvolk, fallen darf. Am Ende seiner Flucht landet Lass auf den Vereinten Inseln, genauer der Schildkröteninsel, und beginnt Kurierflüge zu übernehmen. Gemeinsam mit seinem Partner Ogg gerät er jedoch immer wieder in Schwierigkeiten und irgendwann finden ihn auch die Elfen. Damit beginnt aber erst der größte Ärger. Denn Kapitän Nord von der Donner hat ein spezielles Interesse an Lass.

Bevor der Roman an sich im Mittelpunkt steht, muss zunächst die Frage gestellt werden, ob der Verfasser des Klappentextes den Roman überhaupt gelesen hat oder einfach nur in die Kiste mit den Bausteinen für Fantasybuchrückentexte gegriffen hat. Denn Inhalt und Klappentext könnten nicht weiter auseinander liegen. Das ist nicht nur ärgerlich, sondern direkte Irreführung. Der Leser erwartet einfach schlicht ein komplett anderes Buch, wenn er sich auf ihn verlässt und das kann dann durchaus Auswirkungen darauf haben, wie er den Roman bewertet.
Gerade bei Dunkeljäger schreit förmlich alles danach, bis hin zum Cover, dass der Inhalt mehr oder weniger Standardfantasy ist, in dem Sinne, dass Elfen und große Kriege im Mittelpunkt stehen. Dies ist absolut nicht der Fall. Das vollkommene Gegenteil ist gegeben. Alexey Pehov erschafft eine ungewohnte Welt für die Fantasy, denn er verlässt mit seinen Figuren und seiner Geschichte buchstäblich den Boden und erobert den Himmel. In Dunkeljäger spielt sich ein Großteil der Handlung in der Luft ab. Elfen, Menschen, Orks und etliche andere Völker haben es geschafft, Flugzeuge und Luftschiffe zu konstruieren. Allerdings nicht durch Technik, sondern mit Hilfe von Dämonen, die aus der Kehrseitenwelt gezerrt und in Käfige eingesperrt werden und eingebaut in die Flugmaschinen so das Fliegen ermöglichen. Wie genau das funktioniert, das erklärt Alexey Pehov nicht. Muss er aber auch nicht, denn für die Geschichte an sich, ist es nicht wichtig zu wissen, wie genau das alles abläuft. Für manchen, der an sehr genau ausgearbeiteten und erklärten Fantasywelten interessiert und für den dies fast wichtiger ist als Geschichte und Charaktere, mag dies ein Graus sein, allerdings gibt dies Pehov die Möglichkeit eine rasante Geschichte zu erzählen, die im Fortgang immer spannender wird, da zum Ende hin, viele lose Enden miteinander verknüpft werden und sich die Welt von Lass immer mehr erschließt. Zudem versteht es Pehov mit wenigen Beschreibungen eine schillernde, lebendige Welt zu gestalten. Das Pulsieren des Lebens ist zu spüren und der ungewöhnliche Hintergrund mit karibisch wirkenden Inseln und einer Vielzahl von kreativen Gestalten und Völkern, lässt den Leser sofort eintauchen. Da wird die Handlung fast zweitrangig, denn es gibt immer etwas neues zu entdecken. Was für die Handlung wichtig ist, erfährt der Leser, alles andere wird nur angerissen und trägt zur Atmosphäre bei. Wer es gerne ausführlicher mag, für den gibt es einen Anhang in dem Völker und andere wichtige Dinge erklärt werden. Die Welt in der Lass seine Abenteuer bestehen muss, ist faszinierend und auch die Charaktere sind von Pehov wie gewohnt gestaltet, so dass man mit ihnen das Abenteuer erlebt und weitere erleben möchte. Die Handlung mit Lass als Kurierflieger und mit Luftpiraten und Luftschiffen, erinnert im Übrigen ein bisschen an Käpt´n Balu und seine tollkühne Crew. Beabsichtigt oder nicht, ist es für Fans dieser alten Disneyserie bestimmt ein Vergnügen eine etwas ernsthaftere Umsetzung dieses Themas zu lesen, zumal Pehov das Ganze mit dem ihm typischen Humor versieht. Der Knuddelfaktor ist ebenfalls hoch, da Lass mit Dreipfot einen ständigen Begleiter hat, den wohl in der Realität jeder sofort ins Herz schließen würde.
Alexey Pehovs Schreibstil ist gewohnt spannend und witzig und er achtet darauf seine Charaktere etwas differenzierter zu gestalten. Lass ist dabei nicht der typische Held, sondern jemand, der tut, was er tut, um zu überleben. Der große, noble Charakter ist er trotz allem nicht, aber gerade das macht ihn nachvollziehbar und sympathisch.


Fazit

Auf keinen Fall vom schlechten Klappentext abschrecken lassen. Dunkeljäger ist ein spannender Fantasyroman, den Alexey Pehov äußerst kreativ gestaltet hat und den Leser bestens unterhält. Am Ende bleibt nur die Frage offen, wann Lass weitere Abenteuer erleben darf, denn diese Welt ist zu lebendig, als sie nach nur einem Roman in der Versenkung verschwinden zu lassen.


Pro & Contra

+ Dreipfot
+ frischer Hintergrund und kreative Welt

Bewertung:

Handlung: 4/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 5/5


Interview mit Alexey Pehov (August 2017)

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