Aetheragenten - Das Erwachen (Tanja Schierding)

Edition Roter Drache (Oktober 2015)
Taschenbuch
232 Seiten, 12,00 EUR
ISBN: 978-3-939459-96-5

Genre: Steampunk/ Jugendbuch


Klappentext

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts überzieht grüner Æthernebel die Flüsse und Seen dieser Welt. Auch bleibt das beschauliche Wallsend im hohen Norden Englands nicht verschont. Als der dort wohlbehütet aufgewachsene Gregory durch einen mysteriösen Unfall mit dem Æther in Berührung kommt, verändert er sich und sein bisher überschaubares Leben gerät aus den Fugen. Von seinen Eltern verstoßen, stolpert er, auf der Suche nach seinem Platz im Leben, in ein ebenso rätselhaftes wie gefährliches Abenteuer. Was verbergen die Mauern der Burg Bamborough und ist der mysteriöse Schausteller Peverell Primeaux wirklich ein Verräter an der Krone? Spuren führen Gregory und seinen neugewonnenen Freund Weston auf die andere Seite des Erdballs, wo sie sich einem von dunklen Plänen getriebenen Widersacher gegenüber sehen. Reichen am Ende ein aufrechtes Herz und eine gehörige Portion Mut aus, um dem Bösen die Stirn zu bieten und mehr als nur einen Freund zu retten?


Rezension

Der neu entdeckte Aether treibt Maschinen an und ist das Herzstück unzähliger neuer Erfindungen. Doch Menschen, die ihm ungeschützt ausgesetzt sind, verändern sich. So verwandelt sich der vierzehnjährige Gregory nach einem Unfall mit der Substanz in einen Elfen. Schierdings Elfen entsprechen mehr oder weniger dem Standard: Sie sind gute Schützen, fühlen sich in Wäldern zu Hause und haben ein ausgezeichnetes Gehör – und viele von ihnen sind nicht sehr gut auf Menschen zu sprechen. Gregory ist zutiefst davon verletzt, dass seine Eltern sich nach seiner Verwandlung von ihm losgesagt haben, aber anders als viele Veränderte sieht er nicht alle Menschen undifferenziert als Feinde, was ihn in Konflikt mit anderen Elfen bringt.

Also lässt er seine Artgenossen hinter sich, um sich zu dem einen Ort aufzumachen, wo er willkommen ist. Während die durch den Aether Veränderten andernorts verfolgt oder eingesperrt werden, hat der britische Geheimdienst festgestellt, dass deren besondere Fähigkeiten sich als nützlich erweisen können. Gemeinsam mit dem Schildkrötenjungen Weston wird Gregory von Peverell Primeaux, der in seiner Tarnung als Bühnenzauberer durchs Land reist, für die Organisation rekrutiert. In der Burg Pemborough trifft er auf seine neuen Kollegen: Team Eagle besteht aus dem Wolfmann Markus, der geflügelten Lori, der Gestaltwandlerin Amanda und nun auch Weston und Gregory.

Doch noch bevor Gregory seine Ausbildung wirklich beginnen kann oder auch nur angefangen hat, sich den Respekt des misstrauischen, zutiefst gegen Elfen eingenommenen Anführers Markus zu verdienen, wird die Burg überfallen und eine Aetherdruse entwendet. Der Verdacht fällt ausgerechnet auf Peverell. Um das mächtige Artefakt zurückzuholen und den Agenten zu entlasten, folgt Team Eagle den Spuren der Diebe nach China.

Ich hatte mich beim Lesen sehr darauf gefreut, ein alternatives China der Jahrhundertwende kennen zu lernen, aber leider findet nur ein Bruchteil der Handlung dort statt und man bekommt sehr wenig von dem Land mit. Die Handlung selbst ist gradlinig und schreitet schnell voran. Im Zentrum stehen neuartige Erfindungen, gefährlicher Ehrgeiz, vor allem aber der Umgang der Menschen mit dem Aether und den Veränderten und das Ringen der Veränderten darum, einen Platz in der Welt zu finden. Es gibt viele von ihnen, die in Frage stellen, dass sie den Menschen, die ihnen mit Angst, Zurückweisung und Gewalt begegnen, irgendetwas schulden, und das ist nur zu nachvollziehbar. So stehen Gregory und seine neuen Kollegen während ihrer Missionen im Namen der britischen Krone oft feindseligen Veränderten gegenüber.

Gregory selbst beginnt den Roman als ein pummeliger, unbeholfener Teenager, der an wenig mehr als Kuchen und das nächste kleine Abenteuer denkt, doch er wächst schnell an seinen Erfahrungen und erweist sich in brenzligen Situationen als mutig und geistesgegenwärtig. Trotzdem ist er nicht gerade frühreif. Gregory ist ein loyaler Freund, geht besser mit seiner neuen Situation um, als viele andere es in seiner Lage tun würden, und hat ein starkes Moralempfinden. Alles in allem ist er vielleicht nicht der interessanteste, aber ein sehr sympathischer Protagonist, dessen Anstrengungen, seinen Platz zwischen den Welten zu finden und seinen Wert für Team Eagle zu beweisen, man als Leser mit viel Mitgefühl verfolgt.

Mit seiner einfachen, gradlinigen Handlung und seinem jungen Protagonisten scheint „Aetheragenten – Das Erwachen“ sehr auf ein Publikum aus jungen Jugendlichen zugeschnitten zu sein, während ältere Leser sich vielleicht eine umfangreichere, komplexere Geschichte wünschen würden. Der Schreibstil ist unauffällig und liest sich flüssig und mühelos. „Aetheragenten“ ist der Auftakt zu einer Trilogie im Shared Universe der von Anja Bagus geschaffenen „Aetherwelt“.


Fazit

„Aetheragenten – Das Erwachen“ ist ein Steampunk-Jugendbuch, das sich schnell und flüssig liest und dessen Grundkonzept durch die Magie des Aethers und den ungewissen Status der Veränderten viel Potenzial für spannende Entwicklungen und Konflikte birgt. Die Möglichkeit, einen ungewöhnlichen Schauplatz näher zu beleuchten, wurde leider nicht voll ausgeschöpft und die kurze, gradlinige Geschichte ist älteren Lesern (zumindest mir) ein wenig zu simpel, aber ich habe mich trotzdem gut unterhalten gefühlt und kann mir vorstellen, dass das Buch für die eigentliche Zielgruppe noch deutlich besser funktioniert.


Pro und Contra

+ Gregory als sympathischer Protagonist & überzeugender junger Jugendlicher
+ Aetherwelt
+ Konflikte zwischen Veränderten und Menschen
+ steampunk-typische Freunde an und Staunen über neue Erfindungen

o einfache, gradlinige Handlung, vergleichsweise kurzer Roman
o sehr auf junges Publikum zugeschnitten (vermutlich ca. 10-14), für ältere Leser eventuell etwas zu simpel

- mehr Einblicke in ein Steampunk-China wären schön gewesen
- Elfen sind ein bisschen klischeehaft geraten

Wertung:

Handlung: 3,5/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 3/5


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Tags: Steampunk, Tanja Schierding