Schwarzer Winter (Cecilia Ekbäck)

Droemer (September 2016)
Originaltitel: Wolf Winter
Übersetzerin: Sabine Thiele
Taschenbuch
460 Seiten, 9,99 EUR
ISBN: 978-3-426-30523-2

Genre: Historischer Krimi


Klappentext

Lappland 1717: In der Nähe des abgelegenen Dorfes Blackåsen finden die beiden Mädchen Frederika und Dorotea ihren Nachbarn Eriksson tot im Wald. Aber war es wirklich ein Bär, der den Mann angegriffen hat, wie einige der Dörfler behaupten? Während der unendliche skandinavische Winter mit seinen kurzen Tagen und stürmischen Nächten über das Dorf hereinbricht, reiben sich die Einwohner an dieser Frage auf. Denn Eriksson wusste viel über die dunklen Geheimnisse der Dorfbewohner, und mit Kälte und Hunger schleicht sich auch das Misstrauen in die Herzen der Menschen.


Rezension

Maijas Mann, der Fischer Paavo, entwickelt plötzlich eine unerklärliche Angst vor Wasser und so nehmen er und seine Familie das Angebot seines Onkels gerne an, mit ihm den Hof zu tauschen und in die abgelegene Siedlung am Hang des Berges Blackåsen zu ziehen. Doch schon kurz nach ihrer Ankunft finden die Töchter der beiden die Leiche des Siedlers Eriksson. Wenig später begeht dessen Frau Selbstmord und tötet auch die gemeinsamen Kinder. Welches Geheimnis war so schrecklich, dass Eriksson dafür sterben musste und seine Frau es nicht ertragen konnte, mit dem Wissen darum zu leben?

Der Pfarrer des Ortes, der vom Hof des von ihm verehrten Königs dorthin versetzt wurde, wird vom Bischof damit betraut, den Mord aufzuklären. Er und Maija, deren Mann sich in der Stadt Arbeit gesucht hat, so dass sie sich dem eisigen Winter allein stellen muss, forschen gemeinsam nach. Doch zunächst müssen sie einen Winter überleben, der härter und dunkler ist als jeder zuvor. Das Buch ist lange eher zäh. Sehr viel über die Figuren, ihre Motive, ihre Vergangenheit und ihre Beziehungen bleibt unausgesprochen, was einerseits gut ist, weil es den Leser dazu bringt, selbst zu spekulieren und die Lücken zu füllen. Andererseits führt es dazu, dass sich eine gewisse Distanz zu den Figuren einstellt und viele von ihnen – darunter ganz besonders Maija – sehr schwer fassbar bleiben.

Am Ende kommen die Enthüllungen jedoch Schlag auf Schlag und es stellt sich heraus, dass der Mord an Eriksson weder das einzige noch das schrecklichste Verbrechen ist, das unter den Siedlern verübt wurde. Zuvor jedoch spitzen sich die Konflikte im Dorf zu. Viele der Menschen sind nicht glücklich darüber, dass Maija mit ihren Fragen Unruhe stiftet und einige der Bewohner haben verborgene Pläne. Auch zwischen den Siedlern und den lappischen Rentierzüchtern, die von dem schweigsamen „Fearless“ angeführt werden, steht es nicht zum Besten.

Eine atmosphärische, aber etwas irritierende Ergänzung sind die dunklen Legenden, die um den Blackåsen kreisen, und die Geister, die Frederika zu sehen beginnt: Sie wird von Eriksson oder von Wölfen heimgesucht, die niemand anderes sehen kann, die ihr aber anscheinend realen Schaden zufügen können. Sie versucht, die Lappen, die sich erst vor kurzem von ihren schamanistischen Traditionen getrennt haben, dazu zu bringen, ihr mehr über ihre Fähigkeiten beizubringen. Es sieht so aus, als hätte Frederika ihre Begabungen von ihrer Mutter geerbt, doch statt die beiden einander näherzubringen, steht das geteilte Geheimnis eher zwischen ihnen und führt dazu, dass ihre Beziehung stellenweise ähnlich unterkühlt scheint wie der skandinavische Winter.

Das Buch wird zum Ende hin deutlich spannender, als man auch mehr über die Figuren erfährt und mehr mitfiebert, doch gerade am Anfang will sich keine wirkliche Nähe zu Charakteren und Geschehen einstellen und auch wenn die Autorin klare Worte für die Entbehrungen und Gefahren findet, denen sich die Figuren in diesem Winter stellen müssen, fühlt man sich lange nicht wirklich in der Zeit zurück und an einen anderen Ort versetzt. Während der Pfarrer und Frederika schließlich zum Leben erwachen und sich als sehr sympathische Figuren erweisen, macht Maija es einem bis zum Ende schwer, sich mit ihr zu identifizieren. Das (oder besser gesagt: die) Verbrechen werden schließlich befriedigend aufgeklärt, aber am Ende bleiben dennoch einige Fragen offen. Die Sprache des Buches ist flüssig und präzise.


Fazit

Cecilia Ekbäcks „Schwarzer Winter“ ist ein historischer Krimi mit Mystery-Elementen und einem spannenden Setting, der am Ende mit spannenden, überraschenden Enthüllungen auftrumpft. Leider liest sich das Buch in der Mitte stellenweise recht zäh und ein Gefühl der Nähe zu den Figuren kommt teilweise erst sehr spät auf.


Pro und Contra

+ ungewöhnliches Setting
+ Auflösung überrascht gleich mehrmals
+ komplexer Plot

- Längen in der Mitte
- Distanz zu den Figuren

Wertung:

Handlung: 3,5/5
Charaktere: 3,5/5
Lesespaß: 3,5/5
Preis/Leistung: 3,5/5