Die Granden von Pandaros (James A. Sullivan)

Piper (Oktober 2017)
Paperback, Klappenbroschur
640 Seiten, 18,00 EUR

ISBN: 978-3-492-70418-2

Genre: Space Opera


Klappentext

Wem gehört der Weltraum? Cosima Amberson und John A. Glennscaul sind erbitterte Konkurrenten. Im Kampf um Macht und Geld schrecken die intergalaktischen Konzernbosse vor nichts zurück. Doch nachdem die beiden zwei Jahre lang gemeinsam auf einem defekten Raumfrachter festhingen, müssen sie zusammenarbeiten, um ihre Imperien wieder zu Stärke zu führen und ihre zahlreichen Feinde in die Schranken zu weisen. Der Diebstahl eines KI-Moduls könnte ihre Probleme lösen – aber ihre Verfolger sind so gerissen und skrupellos wie Cosima und John selbst. Eine wilde Jagd durch den Weltraum beginnt ...


Rezension

Auf einem Raumfrachter kommt es zum finalen Kampf zwischen Cosima Amberson und John Glennscaul, beide Bosse von mächtigen Schattenkonzernen. Sie verbindet eine lange Rivalität und Feindschaft und ihre Schlacht endet in einem Fiasko. Viele ihrer Leute sind tot und die beiden bleiben auf dem Frachter zurück, wo sie zwei Jahre miteinander auskommen müssen, um zu überleben. Als Cosima und John von Raumschiffkapitänin Yuka gerettet werden, ist aus ihrer Feindschaft vorsichtiger Respekt geworden. Yuka ist fasziniert von den Granden und will zwischen ihnen vermitteln – um ihren eigenen Vorteil aus einer so ungewöhnlichen Verbindung zu schlagen. Cosima und John denken über eine eventuelle Kooperation nach und die Gelegenheit ergibt sich früher, als erwartet, und ganz anders, als von Yuka erhofft. Die beiden stehlen nämlich ein KI-Modul, das auf Yukas Schiff versteigert werden soll. Ohne es zu wissen, machen sie sich damit einen der skrupellostesten Verbrecher des Sonnensystems zum Feind …

Die wilde Jagd durch den Weltraum, die der Klappentext verspricht, lässt in „Die Granden von Pandaros“ etwas auf sich warten. Stattdessen erleben wir zwei Protagonisten, die eine langjährige Hassliebe verbindet. Cosima und John sind zusammen aufgewachsen und haben sich früher gemocht. Sie wollten alles besser machen als die Alten. Aber letztlich sind sie genau das geworden, was von ihnen erwartet wurde: Erbitterte Feinde. Ihre Rivalität hat ihren Schattenkonzernen viel eingebracht, allerdings war der Preis am Ende zu hoch und zu Beginn des Romans stehen die beiden vor einem Scherbenhaufen. Kaum in Freiheit, schlägt ihre Gaunernatur durch und sie reißen sich ein heißbegehrtes KI-Modul unter den Nagel. Cosima will damit in großem Stil zurückkehren und auch John reizt eine solche Beute zu sehr, als dass er sie seiner Rivalin überlassen würde. Das gegenseitige Misstrauen macht die Zusammenarbeit schwierig und spannend – man wartet regelrecht darauf, dass der eine den anderen übers Ohr haut.

Cosima und John sind quasi intergalaktische Mafiabosse, die sich stets an der Grenze zwischen Legalität und Illegalität bewegen und dabei so etwas wie Gaunerehre besitzen. Obwohl sie Kriminelle sind, sind sie auf ihre Art ziemlich sympathisch. Cosima ist eher extrovertiert und spielt mit ihren Reizen, während John etwas ruhiger, aber nicht weniger verschlagen erscheint. Er hat einen unbeholfenen Charme, der ihn für viele Frauen unwiderstehlich macht. Yuka sieht daneben auf den ersten Blick relativ brav aus. Eine junge, ehrgeizige Frau, die Karriere gemacht hat und ein Schiff besitzt, auf dem regelmäßig wichtige Veranstaltungen stattfinden. Ihre Position hat sie sich durch gute Kontakte erarbeitet. Sie hilft niemandem uneigennützig, sondern investiert gezielt in Menschen, deren Dankbarkeit sich später als nützlich erweisen könnte.

Wie man anhand der ausführlichen Charakterbeschreibung erkennen kann, lebt „Die Granden von Pandaros“ vom Zusammenspiel der Figuren. Intrigen werden gesponnen und bei nahezu jedem Zusammentreffen wird taktiert und manipuliert – und teilweise auch heftig geflirtet. Der Dialoganteil ist entsprechend hoch und vor allem Cosima zeigt sich bissig, wobei sie John am liebsten mit aufgesetzter Freundlichkeit in den Wahnsinn treibt. Anfangs übertreiben die beiden es dabei etwas, vor allem wenn sie sich ständig mit ihren verhassten Kosenamen ansprechen, aber man gewöhnt sich als Leser daran. Obwohl der Roman durchaus einige Actionszenen zu bieten hat, ist der Spannungsbogen eher flach, da immer wieder lange und viel geredet wird. Mancher könnte „Die Granden von Pandaros“ als langatmig empfinden, aber wer mit Cosima und John gut zurechtkommt, wird sich durchweg gut unterhalten fühlen. Denn auch wenn die Spannung selten hochkocht, so fühlt man sich über weite Teile schlicht und einfach gut unterhalten, was auch am interessanten Setting liegt.

„Die Granden von Pandaros“ spielt vor der paradiesischen Postapokalypse in „Chrysaor“ (Kenntnisse des Romans sind hilfreich, aber kein Muss). Der Menschheit ist es gelungen, Künstliche Intelligenzen zu erschaffen, die sich selbst weiterentwickeln. In der Zeit, in der Cosima und John leben, haben die KIs den Menschen Wohlstand und Frieden gebracht. Verschiedene Planeten und Monde unseres Sonnensystems sind besiedelt und die Menschen gehen ihren Geschäften nach, während im Hintergrund die großen, gottgleichen KIs alles regeln. Sie lassen sogar Gaunern wie Cosima und John Spielraum. Leider erfährt man nur wenig über die Künstlichen Intelligenzen, insbesondere über die sagenumwobenen großen KIs – sie bleiben einem fern, ebenso wie sie den Protagonisten fern sind. Dafür schmückt James Sullivan seine Zukunftsvision mit vielen Details aus, sodass man sich nach wenigen Kapiteln bereits heimisch fühlt.


Fazit

”Die Granden von Pandaros“ lebt von der Streitlust und dem Übermut seiner Protagonisten, die in einer Zukunft voller Wohlstand noch mehr für sich herausschlagen wollen. Probleme sind da vorprogrammiert, kreative Lösungen inbegriffen. Wer mit Cosima und John warm wird, wird sich trotz oder auch gerade wegen des hohen Dialoganteils gut unterhalten fühlen.


Pro und Contra

+ Hassliebe zwischen Cosima und John
+ coole Nebencharaktere
+ lockerer, humorvoller Schreibstil
+ spannende Zukunftvision
+ viele Details schaffen lebendige Welten

o erinnert ein wenig an den Auftakt des „Liaden“-Zyklus

- teilweise langatmig
- zu wenig Infos über die KIs

Wertung: sterne4

Handlung: 3/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 3,5/5


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Tags: Space Opera, Künstliche Intelligenz, James A. Sullivan, Heist, Schwarze Autor*innen, deutschsprachige SF