Der Fluch von Ashburn House (Darcy Coates)

coates ashburn house

Festa, 2022
Originaltitel: The Haunting of Ashburn House (2016)
Übersetzung aus dem australischen Englisch von Elena Helfrecht
Paperback, 388 Seiten
€ 14,99 [D] | € 15,50 [A] | CHF 23,90
ISBN 978-3-98676-006-9

Genre: Horror, Mystery


Rezension

Die 22-jährige Adrienne erbt von ihrer Tante Edith das Anwesen Ashburn House. Sie trifft dort mit ihrem Kater Wolfgang, einem Koffer und zwanzig Dollar ein, kurz, mit allem, was sie hat. Sie will dort leben und mit ihrem standortunabhängigen Job als Freelancerin Geld verdienen. Ein etwas abgelegenes großes altes Haus mit Grundstück scheint ihr deshalb eine Bereicherung zu sein, auch wenn über das Haus seit vielen Jahrzehnten Gerüchte kursieren, weil es der Tatort eines Massakers an den Ashburns war. Überlebt hatte dies allein die seinerzeit achtjährige Edith.

Adrienne erkundet ihr neues Zuhause, wundert sich über Auffälligkeiten wie seltsame Botschaften, die Edith in Holz geschnitzt hat, darunter „Keine Spiegel“ und „Zünd die Kerze an“. Hängen diese Botschaften mit Ediths Demenz zusammen, sind sie an Adrienne gerichtet? Im Obergeschoss hängt eine Porträtgalerie. Adrienne hat das Gefühl, von den Porträts beobachtet zu werden.

Bevor sie sich einrichten kann, kommen vier junge Frauen aus dem kleinen Ort Ipson vorbei, Jayne, Sarah, Beth und Marion. Sie sind neugierig auf die neue Bewohnerin und hoffen, endlich einmal das berüchtigte Haus von innen sehen zu dürfen. Sie bringen Adrienne etwas zu Essen, Tratsch und Antworten auf ein paar Fragen. Nach anfänglichen Unsicherheiten und einer Peinlichkeit kommen sie einander schnell näher. Während ihrer Erkundungen und Recherchen erfährt Adrienne beunruhigende Dinge und bekommt Angst, jemand könne es auf ihr Leben abgesehen haben. Hinterm Haus gibt es einen Wald mit einem alten Grab.

The Haunting of Ashburn House (Der Fluch von Ashburn House) erweckt vordergründig den Eindruck, es handle sich um eine Geisterhaus-Geschichte. Aber in Ashburn House wird Adrienne nicht von Geistern heimgesucht. Die Bedrohung hat einen anderen Charakter. Das Buch reiht sich ein in eine Serie von Titeln der Autorin, die viele Ähnlichkeiten aufweisen. Der bislang einzige weitere Titel mit deutscher Übersetzung ist The Carrow Haunt (Der Fluch von Carrow House). Auf diesen verweist Coates in Der Fluch von Ashburn House direkt, indem eine Frau im Ort Ipson Mrs. Carrow heißt.

Das Übernatürliche wird in Der Fluch von Carrow House mit dem Motiv des Serienmordes verknüpft, in Der Fluch von Ashburn House dagegen mit dem des Massenmordes. Außerdem sind sich beide Bücher in der formalen Struktur ähnlich. Da ich Darcy Coates‘ Bestand an verwunschenen Häusern nicht vollständig kenne, weiß ich nicht, wie es sich mit den anderen Titeln verhält. Zu denen gehören auch: The Haunting of Blackwood House, The Haunting of Rookward House, The Haunting of Gillespie House, The Haunting of Leigh Harker, The House Next Door, Craven Manor. Für Liebhaberinnen dieser Literatur also auch unter zeitlicher Perspektive ein gutes Angebot. Seit 2015 hat Darcy Coates unter anderem 21 Romane und drei Kurzgeschichtenbände veröffentlicht.

Einen guten Teil der Lesezeit begleiten wir Adrienne bei der Erkundung des Hauses. Das Erzähltempo ist recht langsam. Die meiste Zeit verbringen wir mit Adrienne und gelegentlich auch Wolfgang im Haus. Sie ist jedes Mal irritiert bis verängstigt, wenn sie im Obergeschoss an der Porträtgalerie vorbeigeht. Könnte sie die Bilder nicht abhängen? Mitunter scheint es, manche Dinge seien einfach nur konstruiert worden, um bestimmte Effekte zu erzeugen, wobei es jedoch ein Leichtes wäre, die Lage zu verändern.

Adrienne ist als Figur mit Vergangenheit beschrieben, die auf ihr Leben intensive Wirkung hatte. Sie ist in Armut aufgewachsen und in ihrem kurzen Leben häufig krank gewesen. Über die Ursachen hierfür geben auch ihre Recherchen in Ashburn House Aufschluss. Adrienne hat eine vage Erinnerung daran, dass ihre Mutter das Haus fluchtartig verlässt, mit der kleinen Tochter im Arm. In der Gegenwart ist Adrienne Freiberuflerin, aber viel Informationen hierzu gibt es nicht.

Was bei ihr an Charakterisierung fehlt, wird bei Wolfgang geliefert (kein Spaß zu Lasten der Autorin). Kater Wolfgang, benannt nach einem berühmten Musiker und Komponisten, ist schön charakterisiert und hat alle seine Sinne beisammen. Wir erfahren einige Dinge über Wolfgangs Vergangenheit. Er ist nicht dekadent, weiß, wann es besser ist Angst zu haben und zu fliehen, was auf Adrienne nicht immer zutrifft. Mit fortlaufender Handlung nimmt seine Bedeutung zu. Er wird für Adrienne eine überlebenswichtige Hilfe.

Im Finale dann werden Spiegel und Spiegelungen wichtig. Aber auch eine Übersicht, in der wichtige Informationen zur Bekämpfung der übernatürlichen Bedrohung aufgeführt sind. Dies ist die vielleicht größte Schwäche des Romans.


Fazit

Der Fluch von Ashburn House ist der dritte Roman von Darcy Coates. Er beginnt wie eine Geisterhaus-Geschichte und entwickelt sich zur Horror-Mystery. Ganz unterhaltsam erzählt, mit ein paar Längen und Handlungen, die Fragen aufwerfen, ein paar guten Einfällen. Adrienne Ashburn und ihr Kater Wolfgang sind liebenswerte Hauptfiguren. Coates erzeugt ein interessantes Wechselspiel zwischen Angst, Fluchtreflexen und mentaler Stärke.


Pro und Kontra

+ sympathische und nachvollziehbare Protagonistin mit Schwächen
+ Kater Wolfgang ist eine Bereicherung für die Geschichte
+ eine Urban Legend bildet den Kern der Horrorstory

- enthält ein paar Längen
- fällt zum Ende hin ab

Wertung:sterne3.5

Handlung: 3/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 3/5
Preis/Leistung: 4/5


Rezension zu Der Fluch von Carrow House

Tags: Darcy Coates, Untote, verwunschenes Haus, Massenmord