Torsten Low (29.11.2009)

Auf dem Sommerfest in Zislow hat Anne Zandt aus dem Fantasy-Forum ein Interview mit Verleger Torsten Low geführt, das wir euch nicht vorenthalten wollen:

Die Geschichte von der Suche

„Lichtbringer“-Lesereise auf dem Sommerfest in Zislow zu einem fulminanten Abschluss gebracht

„Ein Schwert wie ein Sonnenstrahl. Leuchtend, ätherisch, rein. Und immer dar. Lichtbringer suchten viele; unvergessen werden sie sein, eingemeißelt in die Unerschöpflichen Stelen der Geschichtenerzähler.“ - so heißt es auf dem glänzenden Einband, der selbst verlegten Anthologie (Kurzgeschichtensammlung) „Lichtbringer“. Was dahinter steckt wird Torsten Low - seines Zeichens Autor, Kleinverleger und einer der Herausgeber - unter anderem im folgenden Interview erklären.


Anne Zandt: Was ist Lichtbringer?

Torsten Low: Lichtbringer ist ein Schwert, das Jahrtausende lang verschollen war und nach dem so mancher bereits auf die Suche gegangen ist. Sei es um Reich- oder Heldentum zu erlangen, weil sie sich mystische Fähigkeiten durch das Schwert versprachen oder gar einen Krieg beenden wollten.
Die Geschichten handeln nach dem „Gralsprinzip“. Es geht mehr darum, dass der Weg das Ziel ist, als das die Suche wirklich zu einem Ende kommen soll.

Anne Zandt: Wie kam es zu der Idee für die Anthologie?

Torsten Low: Ich war und bin im Geschichtenforum „Verlorene Werke“ tätig und dort gab es die Idee von Lichtbringer, die mich sofort faszinierte. Mir kam dann der Einfall diese so aufzuarbeiten, dass wir eine Sammlung von Kurzgeschichten über dieses Thema herausbringen könnten. Also habe ich mich mit der Forenbeitreiberin Daniela Höhne in Verbindung gesetzt und als sie einverstanden war, stellten wir die Ausschreibung aus. Auf meiner 1. Lesung meines eigenen Romans (Dunkel über Daingistan Teil 1- Tag) habe ich dann Heide Sölveig Göttner dazu bringen können, in der Jury mitzumachen. Zusätzlich verfasste sie auch das Vorwort.

Anne Zandt: Wie lange hat die Arbeit daran gedauert?

Torsten Low: Die Grundidee stand im April 2007, veröffentlicht wurde die Anthologie im Oktober 2008. Wobei wir nach der Ausschreibung auf die Geschichten warten, anschließend die passenden auswählen, teilweise auch ein wenige überarbeiten, und diese dann in eine angemessene Reihenfolge bringen mussten.
Das Schlimmste allerdings war das Warten auf die Beiträge. Wir hatten die Frist auf den 28. Februar gesetzt, bis zu diesem Tag hatten wir nur mehr fünf Geschichten bekommen. Ich bin fast ausgetickt, wenn man mich auch nur auf Lichtbringer angesprochen hat und habe das Projekt eigentlich schon abgeschrieben gehabt. Dann an besagtem Tag stand mein Postfach nicht mehr still, mehr als 40 E-Mails waren eingetroffen. Die letzte Geschichte kam sogar tatsächlich um 23:59:17 und dann konnte es endlich richtig losgehen.

Anne Zandt: Was sind deine Lieblingsgeschichten?

Torsten Low: Duell bei Nacht von Peter Bathge und Das Lied des Barden von Mareike Schwirske
- Beide Geschichten wurden am letzten Abend mit viel Elan dem kurzzeitig 18-köpfigen Publikum vorgetragen.

Anne Zandt: Hier auf dem Handwerksmarkt hast du eine Buchbindevorführung veranstaltet. Wie bist du dazu gekommen?

Torsten Low: Meine Frau hat mir 2000 einen Buchbindekurs geschenkt, den wir dann regelmäßig besucht haben. Nachdem dieser allerdings vorbei war, haben wir das Ganze etwas schleifen lassen bis wir uns dann, nachdem wir uns nicht mal mehr an die einfachsten Dinge erinnern konnten und es ein wenig aufgefrischt hatten, dazu entschieden Buchbindewochenenden einzuführen, um die Fähigkeiten nicht zu verlernen.
Als ich meinen ersten Roman fertig hatte, wollte ich ihn auch in einer festen Form haben. Aus anfänglich zwei Bänden, wurden dann mit den Bibliotheksexemplaren – da ich unbedingt eine ISBN-Nummer haben wollte - sechs. Bis heute wurden über 100 Exemplare verkauft und noch immer ist jedes einzelne handgefertigt und mit Bildern versehen, die von mir selbst, meiner Nichte oder meinem Neffen stammen. Ebenso der 2. Band, der sich auch bald dem dreistelligen Bereich nähert, entsteht auf diese Weise.
Mein Verlag hat zwei Säulen: Die Buchbinderei, die wir auf Mittelalter- und anderen Märkten oder auf Conventions vorführen und die Maschinenproduktionen, in denen Bücher wie Lichtbringer entstehen, von dem wir mittlerweile ungefähr 114 Exemplare angefertigt haben.
Als Materialien für die Buchrücken verwenden wir neben der herkömmlichen Pappe und Leim alle möglichen Dinge von Jeansstoff, über Tapete zu Papyrus oder Pullovern, eben alles was biegsam ist.

Anne Zandt: Warum hast du deinen eigenen Verlag gegründet?

Torsten Low: Ich hatte regelrechte Horrorgeschichten von anderen Leuten gehört, die ihre Werke an einen Verlag bringen wollten und als ich dann beschloss eine ISBN für meinen Roman zu bekommen, um zu einem Teil des „Weltkulturerbes“ zu werden haben wir auch gleich den Verlag Torsten Low gegründet. Mit dem wir nach vier Jahren auf Conventions bereits als fester Bestandteil der Szene gelten. Es ist dennoch noch immer ein komisches Gefühl, wenn Autoren wie zum Beispiel Christoph Hardebusch zu einem an den Stand kommen, einem die Hand schütteln oder auch Vertreter von anderen weitaus größeren Verlagen einfach mal vorbei schauen.
Mit meinem Verlag möchte ich zudem jungen Künstlern helfen die ersten Schritte zu machen.

Anne Zandt: Mit was für Projekten kann man als nächstes Rechnen?

Torsten Low: Im Oktober wird der 3. Teil, „Nacht“, meiner „Dunkel über Daingistan“ Reihe rechtzeitig zur Buchcon erscheinen.
Etwas später wird die Geschichtensammlung „Metamorphosen“ herauskommen, die in Zusammenarbeit mit dem Schreibforum „Geschichtenweber“ entstanden ist. (Ein Forum in dem Buchprojekte fast komplett gemeinsam er- und überarbeitet werden und dann Verlagen vorgelegt werden).
Und schließlich im Februar die Anthologie „Weltenbaum“, die anlässlich des Jahrestages, der Gründung des Fantasy-Forums ausgeschrieben wurde.
Zwischen den beiden Kurzgeschichtensammlungen wird allerdings auch noch ein Roman von Cecille Ravencraft, also der erste Roman, der nicht aus meiner Feder stammt, in meinem Verlag auf Deutsch herausgebracht. Der Horrorroman wurde bereits im Englischen von der Autorin selbst veröffentlicht und unter anderem von Alice Cooper promotet.
Mittlerweile kommen 1-2 Romanprojekte in den Verlag, bei denen ich dann überlegen muss ob es sich lohnt sie zu verlegen.
Ein weiteres Projekt, was nebenbei läuft und an dessen Gründung ich mit beteiligt war ist „Das andere Buch“, das ist eine Kooperation zwischen Autoren und Kleinverlegern aus Deutschland und Österreich. Wir wollen dafür sorgen, dass mehr Nähe zum Leser aufgebaut wird. Das es einfacher wird an Autoren heranzukommen. Auf der Seite des Projektes kann man exklusive Kurzgeschichten lesen, an Verlosungen teilnehmen oder den Rezessionsservice nutzen. Natürlich ist das alles noch im Aufbau und wird stetig weiter bearbeitet. Durch „Das andere Buch“ sind wir mittlerweile in Österreich öfter in den Medien als in Deutschland.

Anne Zandt: Wie hat dir die Lesereise und natürlich besonders Mecklenburg-Vorpommern gefallen?

Torsten Low: Durchwachsen. Es gab schöne Campingplätze, auf denen die Stimmung klasse war, Lohme und Basedow zum Beispiel. An anderer Stelle hatten wir ein paar Schwierigkeiten, da die Betreiber uns einfach vergessen hatten. Zu den Lesungen kamen zwischen 6 und 10 Leuten. Alles in Allem haben wir viele schöne Abende in gemütlicher Runde erlebt.
Natürlich sind Fantasyveranstaltungen, wie das Weltentor, besser besucht und von der Zielgruppe her geeigneter und rein vom Wirtschaftlichen machen wir mit solchen Reisen eher ein Minusgeschäft, denn das was wir so in einer Woche verkaufen, schaffen wir auf einer Con in ungefähr zwei Tagen. Dennoch lohnt es sich diese Lesetouren zu machen, dennoch ist es die Erfahrung wert.
Wir stammen ursprünglich aus der Nähe von Leipzig und Chemnitz, daher kennen wir Mecklenburg-Vorpommern noch von früher.

Tina Low: Ich wollte mal wieder an die Ostsee, deswegen habe ich die Termine so gelegt, dass wir dort vorbei kommen. Wenn man Urlaub und Arbeit verbinden kann hilft es einem, dass einem die Ideen für neue Lesungen und andere Dinge nicht ausgehen.

Anne Zandt: Noch letzte abschließende Worte?

Torsten Low: Lest mehr Bücher Leute!

Mehr über „Lichtbringer“ und den Verlag unter: http://www.verlag-torsten-low.de

Rezension zu "Lichtbringer"

Rezension zu "Metamorphosen"