Leni Wambach (27.10.2023)

Interview mit Leni Wambach

leni wambachLiteratopia: Hallo, Leni! Kürzlich ist bei Piper Dein Urban-Fantasy-Roman „Der Zirkel der Sechs – Runen und Knochen“ erschienen. Was erwartet die Leser*innen in Paris?

Leni Wambach: Hallo! In Paris warten eine Menge Geheimnisse, fantastische Magie und überraschende Freundschaften auf alle, die sich trauen, sich mit den damit verbundenen Gefahren auseinanderzusetzen.

Literatopia: Deine Protagonistin Sirena jagt für den Zirkel der Magier Abtrünnige. Wie geht sie dabei vor? Und warum ist die Jagd „genau ihr Ding“?

Leni Wambach: Sirena arbeitet als Freelancerin für den Pariser Zirkel, das heißt, sie holt sich regelmäßig Aufträge von ihnen ab. Darunter sind seit einiger Zeit besonders viele, die sich mit abtrünnigen Magier*innen beschäftigen. Sie mag diesen Job, weil er ihr die Freiheit gibt, überall zu arbeiten, was auch immer der Zirkel ihr gerade zu bieten hat.

Literatopia: Wie geht Sirena damit um, als sie in den Katakomben von Paris erfährt, dass sie die Macht der Toten wecken kann? Und was bedeutet das für ihre Stellung im Zirkel der Magier?

Leni Wambach: Hier darf ich jetzt natürlich nicht zu viel spoilern, aber sagen wir mal so: Sirena muss sich nun damit auseinandersetzen, ob sie wie schon häufiger alle Zelte abbrechen will oder sich doch dafür entscheidet, für ihre Wahlheimat zu kämpfen.

Literatopia: Wer sind die anderen fünf Auserwählten, die die Macht der Toten nutzen können? Und wie stehen zu Sirena?

Leni Wambach: Da ist zum einen Ulysse, der ihr bester Freund und Mitbewohner ist, und außerdem über Runenmagie verfügt. Mit Alexandre hingegen verbindet sie eher weniger eine Freundschaft, sondern mehr eine Rivalität, da sich die beiden ziemlich oft wegen Sirenas Aufträgen auf die Nerven fallen. Éla, die wie Sirena und Alex eine eigene Perspektive hat, ist eigentlich eine ganz normale Studentin und hat zu Beginn nichts mit der magischen Welt zu tun. Ihre besten Freunde Orion und Emerald hingegen sind tief mit der magischen Welt verbunden und haben ihre ganz eigenen Geheimnisse …

Literatopia: Wie funktioniert Dein Magiesystem? Was ist mit Magie möglich – und was nicht?

Leni Wambach: Mein Magiesystem basiert auf dem Gedanken, dass Magie als Element um uns herum existiert. Durch Runen kann dieses Element nutzbar gemacht werden, weil sie als eine Art Leiter für die Menschen fungieren. Mit Runen versehen Objekte können von allen benutzt werden, aber diese Objekte selber können zum Beispiel nur von jemandem hergestellt werden, der die Runen-Gabe hat. Daneben gibt es noch die Wächter-Gabe, die Elementar-Gaben und die Beschwörungs-Gabe.

Mit Magie ist theoretisch alles möglich, was man sich vorstellen kann, die Grenzen sind dabei das Medium. Also weder Objekte noch Menschen können unendlich viel Magie leiten. Ein Objekt wird zerstört, ein Mensch im schlimmsten Fall komplett ausgebrannt.

Literatopia: Warum hast Du Paris als Schauplatz ausgewählt? Die Katakomben hast Du selbst erlebt – wie ist es dort unten?

Leni Wambach: Es hätte theoretisch jeder Ort mit Katakomben als Schauplatz dienen können. Meine erste Idee war, das Buch in Neapel spielen zu lassen, aber das habe ich aus verschiedenen Gründen dann nicht gemacht. Ich hätte natürlich auch Großbritannien wählen können, und so sehr ich Bücher, die dort spielen, auch mag, wollte ich doch ein bisschen was anderes probieren.

Die Katakomben habe ich als sehr faszinierend empfunden, die Atmosphäre ist wirklich einzigartig. Einen Besuch kann ich absolut empfehlen!

Literatopia: Wann bist Du das erste Mal mit Fantasy in Berührung gekommen? Und was fasziniert Dich an dem Genre?

Leni Wambach: Oh, das ist lange her. Als Kind haben meine Eltern mir immer schon vorgelesen, schon als Baby zum Einschlafen, und mein Vater ist selbst Fantasy-Fan, das heißt, da war schon bevor ich mich erinnern kann immer Fantasy in meinem Leben.

Am meisten an dem Genre mag ich die unendlichen Möglichkeiten. Man kann jede Art von Geschichte erzählen, seien es eine Art Thriller-Plot im Zentrum, eine Liebesgeschichte, ein Fokus auf Politik … Und gleichzeitig, egal, wie düster die Geschichte ist, finde ich in Fantasy auch immer einen Funken Hoffnung.

Literatopia: Bei Carlsen Impress hast Du bereits diverse romantische Fantasyromane veröffentlicht. Was zeichnet für Dich eine emotional mitreißende Liebesgeschichte aus?

ein koenigreich aus feuer und eisLeni Wambach: Ich verrate jetzt mal ein Geheimnis: Meine romantischen Liebesgeschichten bei Impress sind … gar nicht so romantisch. In meiner längsten Reihe, die „Elfenmal“-Trilogie, habe ich es geschafft, kein einziges Mal die Worte „Ich liebe dich“ zu benutzen. Nicht, weil ich etwas gegen Liebesgeschichten habe, ganz im Gegenteil, aber ich finde, ich bin einfach nicht gut darin, sie so richtig mitreißend zu schreiben.

Literatopia: Mit „Die Jahresprinzessin“ hast Du Dich erstmals getraut, Romantasy mit lesbischen Protagonistinnen zu veröffentlichen. Seit dem nimmt Queerness einen größeren Raum in Deinen Geschichten ein – wie sieht gelungene queere Repräsentation in der Fantasy für Dich aus?

Leni Wambach: Hm, das ist eine schwierige Frage, deren Beantwortung ich gar nicht so richtig auf DAS Merkmal herunterbrechen kann. Oft ist es eine Art Gefühl, das mir sagt: Die queere Repräsentation nimmt mich mit, die finde ich gut. Ich selber bemühe mich immer darum, die verschiedensten Facetten queerer Identität zu zeigen, weg von Stereotypen.

Literatopia: In Deiner Autorinnenbiografie heißt es, Du wüsstest vor lauter Ideen oft nicht, wo Dir der Kopf steht. Wie entscheidest Du, welche Idee als nächstes umgesetzt wird? Und gehen auch Ideen verloren, wenn es so viele sind?

Leni Wambach: Die Antwort ist leider ziemlich realistisch: Das entscheide ich nämlich nicht alleine, sondern gemeinsam mit meiner Agentin und dann letztlich mit dem Verlag. Vom Schreiben kann ich leider nicht leben, das heißt, ich studiere noch und arbeite, um meine beiden Tyrann … ich meine Katzen zu versorgen. Ich kann mich also auch zeitlich nur auf die Ideen konzentrieren, die es dann auch tatsächlich in die Veröffentlichung schaffen. Ideen gehen aber nicht per se verloren, manchmal integriere ich sie oder schiebe sie erstmal nach hinten, bis sie vielleicht doch eine Chance erhalten.

Literatopia: Wie organisierst Du das Schreiben für Dich? Machst Du Dir viele Notizen? Plottest Du die ganze Handlung durch, bevor Du schreibst, oder machst Du nur einen groben Entwurf?

Leni Wambach: Ich habe da ein sehr genaues Schema: Zuerst schreibe ich ein paar tausend Wörter für die Stimmung, dann kommt ein Exposé. Daraus entwickle ich in einem Notizbuch einen ungefähr einseitigen Plan und dann schreibe ich kurze Zusammenfassungen für jedes Kapitel, die mir aber die Freiheit geben, spontan noch etwas zu ändern.

die jahresprinzessinLiteratopia: Du schreibst, seit Du einen Stift halten kannst. Wann ist aus der Leidenschaft der Wunsch gewachsen, das Schreiben zum Beruf zu machen? Und wie bist Du vorgegangen, um Deine Geschichten zu veröffentlichen?

Leni Wambach: Also meine Karriere-Wunsch-Pipeline sah so aus: Glasbläserin -> Tierärztin -> Autorin, und das bevor ich zehn Jahre alt war, denn ich habe mir immer schon Geschichten ausgedacht. Erst mit meinen Playmobilfiguren und Barbies, dann mit Stift und Papier.

Meine erste Veröffentlichung kam tatsächlich durch eine Facebook-Ausschreibung in einer Gruppe zustande. Impress hatte da nach 5000-Wörter Leseproben und einer kurzen Zusammenfassung gesucht, mit der Vorgabe, dass man einen von fünf Plotpunkten auswählen soll. Ich habe mich für „Figuren mit gegensätzlichen Kräften“ entschieden und bin so zu meinen Feuer- und Wasserfeen aus der „Feenwelt“-Reihe gekommen.

Literatopia: Würdest Du uns abschließend noch einen kleinen Ausblick auf kommende Veröffentlichungen von Dir geben? Woran arbeitest Du gerade?

Leni Wambach: Leider kann ich dazu nichts sagen, weil ich es derzeit selbst nichts weiß. Ich warte gerade auf Rückmeldung zu einigen Projekten, aber was ich über jedes meiner Projekte sagen kann: Es beinhaltet definitiv sehr viel Magie, immer mindestens eine Figur die etwas zu sarkastisch ist und queere Repräsentation.

Literatopia: Herzlichen Dank für das Interview!

Leni Wambach: Vielen dank dir!


Autorinnenfoto: © privat


Dieses Interview wurde von Judith Madera für Literatopia geführt. Alle Rechte vorbehalten.