Arboreality (Rebecca Campbell)

Stelliform Press (September 2022)
Taschenbuch
117 Seiten, 17,11 EUR
ISBN: 781777682323

Genre: Climate Fiction, Near-Future-Science-Fiction


Klappentext

A professor in pandemic isolation rescues books from the flooded and collapsing McPherson Library. A man plants fireweed on the hillside of his depopulated Vancouver Island suburb. An aspiring luthier poaches the last ancient Sitka spruce to make a violin for a child prodigy. Campbell’s astonishing vision pulls the echoing effects of small acts and intimate moments through this multi-generational and interconnected story of how a West coast community survives the ravages of climate change.


Rezension

„Arboreality“ ist bei einem kleinen kanadischen Verlag erschienen, der sich auf die literarische Auseinandersetzung mit Klimawandel und zusammenbrechenden Ökosystemen spezialisiert hat. Der kurze Roman besteht aus mehreren, ineinander verflochtenen und aufeinander aufbauenden Geschichten und hat 2023 den Ursula-K-Le-Guin-Preis gewonnen.

Die Geschichten spielen in der nahen Zukunft. Sie folgen den Wegen von Menschen aus mehreren Generationen, die um eine verlorene Welt trauern, aber auch Hoffnung und Resilienz und neue Arten finden, in einer durch den Klimawandel unwiderruflich veränderten Welt zu leben. Sie erschaffen neue Pflanzen, bergen Nützliches aus verlassenen Häusern, machen Musik, bewahren Wissen und kümmern sich umeinander. Figuren aus den frühen Geschichten haben keine Gewissheit, was ihre Handlungen bewirken werden, aber legen dennoch ein Fundament, auf dem die späteren Generationen aufbauen können. Manche Figuren tauchen nur kurz auf, aber wecken trotzdem Mitgefühl.

Wenig überraschend ziehen sich Pflanzen und insbesondere Bäume als Element der Handlung, aber auch als Motiv durch die Geschichten. In der ersten Geschichte rettet ein Professor ein Buch über lebendige Möbel und Brücken aus einer Bibliothek, das später andere Figuren inspirieren wird. In einer anderen wildert ein Seiteninstrumentenmacher, um eine Geige herzustellen, deren Klang sich mit jüngeren, in einer stärker von Kohlenstoff gesättigten Atmosphäre gewachsenen Bäumen so nicht funktionieren nicht erreichen lässt. In einer anderen Geschichte versucht die Protagonistin verzweifelt, das Leid eines Krebskranken mit pflanzlichen Medikamenten zu hindern, weil die früher zugänglichen Therapien außer Reichweite sind. Es geht auch um die Frage, wie und welches Wissen bewahrt werden kann.

Während es einzelne Enklaven gibt, in denen sich Reiche vor den Klimafolgen in Sicherheit gebracht haben, leben die Figuren, um die es geht, in einer immer kleiner werdenden Welt, weil die alten Reise-, Handels- und Kommunikationsnetzwerke nicht länger funktionieren. Viele der älteren Figuren vermissen eine Welt, die ihren Enkeln bereits beinahe fantastisch erscheint.

Die Geschichten bleiben nah an ihren Hauptfiguren, schildern ihre Gedanken und Gefühle und ihre unmittelbare Umgebung, auch wenn immer wieder Informationen über das Weltgeschehen fallen, über neue Technologien und Lösungsansetze, aber auch beispielsweise die Gezeiten immer neuer Waldbrände und Pandemien. Hin und wieder werfen auch Einschübe am Ende einzelner Geschichten Schlaglichter darauf, was an anderen Orten der Welt geschieht, und beleuchten dabei menschliche und nicht menschliche Akteure.

Letztlich transportiert „Arboreality“ große Ideen durch eine kleine, sehr persönliche Linse. Immer wieder fallen Zitate, die sich wichtig anfühlen und eine große emotionale Resonanz haben.


Fazit

„Arboreality“ ist emotionale Climate Fiction, die nah an ihren Figuren dran bleibt, aber trotzdem eine große, verwandelte Welt zeichnet, in der es viel Trauer um Verlorenes, aber auch Hoffnung gibt.


Pro und Contra

+ Sehr relevantes Thema
+ Kreative, aber trotzdem irgendwie bodenständige Zukunftsvision
+ Nah an Figuren mit ungewöhnlichen Leben und nachvollziehbaren Gedanken und Gefühlen
+ Viele verschiedene Perspektiven, auch durch mehrere Generationen

o Wenig überraschend sehr melancholisch

Wertung:

Handlung: 4,5/5
Figuren: 4,5/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis-Leistung: 3/5

Tags: Climate Fiction, Near Future, Rebecca Campbell