Berge des Wahnsinns – Erster Teil (H.P. Lovecraft, Francois Baranger)

berge des wahnsinns erster teil

Verlag: Heyne; (Oktober 2023)
Gebundene Ausgabe: 64 Seiten; 25 €
ISBN-13: 978-3-453-32255-4

Genre: Horror


Klappentext

Am 2. Oktober 1930 sticht ein Polarforschungsteam von Boston aus in See, um die Antarktis zu erkunden. Geologen, Physiker und erfahrene Eismeer-Kapitäne sind unter ihnen, doch nichts hat sie auf die ungeheuerlichen Entdeckungen vorbereiten können, die sie dort tief im ewigen Eis und am Fuße steril aufragender, unheimlicher Berge machen werden. Entdeckungen, die ein uraltes Grauen heraufbeschwören und die Hälfte von ihnen das Leben kosten werden. Jahre später bricht der Expeditionsleiter William Dyer sein Schweigen, um vor dem zu warnen, was am Südpol inmitten der Berge des Wahnsinns schlummert.

Eine Reise in die unbekannten Weiten der Antarktis, klirrender Gletscher, ein Gebirge, höher als der Mount Everest, und an seinem Fuß – das Grauen. In seiner Novelle „Berge des Wahnsinns“ hat H.P. Lovecraft den Mythos der Großen weitererzählt, den er in „Cthulhus Ruf“ begonnen hatte. Der Illustrator Francois Baranger, weltweit bekannt als Konzeptkünstler für Filme und Videospiele, war schon immer fasziniert von H.P. Lovecrafts Welten. Nun hat er diese so bedeutsame Erzählung, aufgeteilt in zwei Teilbände, in Bilder verwandelt.


Rezension

H.P. Lovecrafts Novelle ist zäh und langatmig, wodurch der Leser etwas Durchhaltevermögen benötigt, denn Berge des Wahnsinns ist fast bar jedweder Spannung. Erst auf den letzten Seiten der Novelle wird es etwas spannender. Bis dahin muss man sich aber durch einen Wust von dermaßen genauen Beschreibungen kämpfen, dass sie fast wirklich eine wissenschaftliche Abhandlung sein könnte. Dadurch entsteht zwar die passende Atmosphäre und das Grauen kann sich anschleichen, aber es liest sich, wie bereits gesagt, unglaublich zäh. Trotzdem sollte man Lovecrafts Novelle nicht unterschätzen und vor allem ihre Bedeutung. Denn er leitete unter anderem hiermit eine kleine Revolution im Horrorgenre ein, das sich bis dahin eher immer auf den persönlichen Horror der Protagonisten konzentrierte. H.P. Lovecraft hat mit seinem Mythos über die Großen Alten eine neue Tür geöffnet und seine Kreaturen ziehen natürlich andere Künstler in ihrer Groteskheit an. Die Bedeutung von H.P. Lovecrafts Werk ist damit eigentlich unbestritten.

Majestätisch und wunderschön ragen Eisberge und Berge aus der Umgebung bei Francois Baranger hervor, bis das Grauen und der Horror über die Expedtition hereinbricht, der auf den Seiten von Berge des Wahnsinns zu finden ist. Anders als Gou Tanabe, der bereits eine sehr beeindruckende Mangaversion von H.P. Lovecrafts Geschichte vorgelegt hat, muss Francois Baranger den Text mit seinen Bildern nur begleiten und illustrieren und nicht auch noch umsetzen. Das macht es höchstwahrscheinlich einerseits leichter, aber auch schwieriger, denn seine Bilder müssen den Text treffend widerspiegeln und dürfen ihn nicht dominieren. Aber Francois Baranger ist glücklicherweise ein solch guter Künstler, dass er diese Erwartungen problemlos erfüllen kann. Während anfangs noch alles in unserer Welt und unseren Erwartungen verortet ist und somit ein Gefühl des Bekannten vermittelt, ändert sich spätestens mit der Obduktion eines der fremden Wesen und das Grauen beginnt sich anzuschleichen, bis schließlich William Dyer und Danforth in der Stadt der Großen Alten landen. Francois Barangers Bilder begleiten den Text und ergänzen ihn. Er erschafft Bilder, die zu Lovecrafts Bildern passen und genau in dem richtigen Maße etwas außerhalb des Erwarteten stehen, um die richtige Wirkung zu erzielen. Da Berge des Wahnsinns deutlich umfangreicher als andere Erzählungen von Lovecraft sind, wurde die Novelle in zwei Teile geteilt. Und der zweite Teil, der von Francois Baranger illustrierten Ausgabe, wird dann auch die Shoggothen zeigen, bei denen es richtig interessant wird, wie er sie umgesetzt hat. Bis hierhin kann nur erneut gesagt werden, dass Francois Baranger genau der Richtige ist, um Lovecrafts Geschichten in Bilder zu fassen.

Heyne hat sich für die Übersetzung von Rudolf Hermstein entschieden, die bereits 1970 erstellt wurde und die sich deutlich besser und flüssiger liest als die Neuübersetzung von Florian F. Marzin, der doch so manch seltsame Entscheidung traf und auch den ein oder anderen Übersetzungsfehler machte. Rudolf Hermstein übersetzt für die Geschichte dienlich und klingt meist moderner als sein Nachfolger.


Fazit

Die Geschichte ist bekannt und wurde bereits öfter umgesetzt. Francois Baranger präsentiert nun seine Version der Berge des Wahnsinns und die ist düster, opulent, in ihren Panoramen episch und schafft es, das sich anschleichende Grauen zu illustrieren. Die Ausgabe mit seinen Zeichnungen ist eine klare Leseempfehlung und so manche zähe Stelle wird vernachlässigbar beim Anblick von Francois Barangers Bildern.


Pro & Contra

+ atemberaubende und düstere Bilder, die eine unheimliche Atmosphäre genrieren
+ Klassiker der Horrorliteratur
+ Großformat

- zäh und selten spannend

Bewertung: sterne4

Handlung: 3,5/5
Charaktere: 3,5/5
Lesespaß: 3,5/5
Zeichnungen: 4,5/5
Preis/Leistung: 4/5


Literatopia-Links zu weiteren Titeln von H.P. Lovecraft und zum Mythos der Großen Alten:

Rezension zu Chronik des Cthulhu-Mythos I
Rezension zu Chronik des Cthulhu-Mythos II
Rezension zu Berge des Wahnsinns Bd.1 (Gou Tanabe)
Rezension zu Berge des Wahnsinns Bd.2 ( Gou Tanabe)
Rezension zu Die Berge des Wahnsinns – Zweisprachige Ausgabe
Rezension zu Cthulhus Ruf
Rezension zu Das Grauen von Dunwich
Rezension zu Arkham Horror Bd.1