RIP Bd.4 – Albert (Gaet´s, Julien Monier)

RIP 04

Verlag: Splitter; (August 2023)
Gebundene Ausgabe: Seiten; 22 €
ISBN-13: 978-3-96792-344-5

Genre: Thriller


Klappentext

T4 – Albert

Möge Deine Seele mit mir sein!

Sie hatte das Gesicht eines Engels …
Ich hätte sie geküsst, wäre ihr Mund nicht voller Kotze gewesen.

Okay, außerdem war sie auch tot …

Das ging echt nicht.


Rezension

Albert ist derjenige, der immer in der Ecke sitzt und in seiner eigenen Welt zu leben scheint. Seine Arbeitskollegen, wie Eugene und Derrick, nehmen ihn nicht für voll und halten ihn für schwachsinnig. Aber sie ahnen nicht, wer Albert wirklich ist und zu was er fähig ist. Denn Alberts Liebe zu Dolores ist groß, sehr groß, sogar so groß, dass er nicht davor zurückschreckt, wirklich alles für sie zu tun. Dass sie tot ist, spielt eine untergeordnete Rolle, denn Albert weiß, dass sie zurückkehren wird. Und so übersteht er seine dreckige und deprimierende Arbeit, um abends immer wieder zu seiner „Dolores“ nach Hause zu kommen.

Bisher waren die Hauptprotagonisten der Reihe RIP aus der Feder von Gaet´s auf die ein oder andere Art gebrochene Charaktere. Sie alle hatten etwas getriebenes an sich. Keiner war glücklich, keiner irgendwie hoffnungvoll und das Gute in ihrem Leben verließ sie früher oder später. RIP entführt den Leser in eine düstere, dreckige und trostlose Welt, in der ihre Protagonisten darum wissen, dass sie ein elendes Leben führen.
Albert setzt hier nun so eine Art Kontrapunkt. Nicht dass es jetzt fröhlich zugehen würde oder so etwas wie Hoffnung in die Welt von RIP kommen würde, aber Albert ist eine Person, die ziemlich einfältig und naiv durchs Leben geht und damit ihre Situation sehr gut verdrängen kann. Er sieht die Welt nicht so schwarz wie die anderen und ihm scheint es auch nicht richtig bewusst zu sein, dass es für ihn eigentlich keine Hoffnung gibt. Inwieweit dies auch ein Großteil Verdrängung ist, muss jeder beim Lesen für sich entscheiden. Fakt ist aber, dass Albert durch seine kindlich-naive Art der bisher unheimlichste aller bisher auftauchenden Charaktere ist und dies obwohl er körperlich jedem der anderen unterlegen ist.
Dieses Gefühl wird durch seine fürchterlichen Taten gesteigert, die man ihm nicht zutrauen würde, und sobald endgültig klar wird, wer er wirklich ist, wird Albert zu einer Person, der man nicht begegnen möchte und vor der man sich zurecht fürchten würde.
Gaet´s arbeitet seinen Charakter dabei gleich durch zwei Handlungsstränge heraus. Da wäre zu einem Alberts Lebensweg bzw. seine Kindheit und Jugend selbst, der auf wenigen Seiten zu Papier gebracht wird. Zum anderen ist da die Geschichte von Alberts geliebter Dolores. Allein das Verhältnis zwischen Alberts und ihrer Geschichte lässt Einblicke in Alberts Seelenleben zu, denn er ist in diesem Band der Erzähler.
Dabei streift Gaet´s das ein oder andere Klischee, nutzt diese aber zu seinem Vorteil und fügt sie teilweise kreativ zusammen, bis zu dem unvermeidlichen Schlag in die Magengrube am Ende, bei dem man zwar erleichtert aufatmet, aber auch gleichzeitig so etwas wie Mitleid für Albert hat. Mit der letzten Seite verfliegt das Gefühl dann aber schnell, die den Leser, nebenbei gesagt, ungeduldig auf die Fortsetzung zurücklässt.
Gaet´s baut im Übrigen die Ereignisse der vorherigen Bände geschickt ein und wirft einen neuen Blick auf die Geschehnisse. Hierdurch werden die einzelnen Bände noch stärker miteinander verzahnt und die Charaktere immer weiter aufgeschlüsselt. Die Spannung bleibt dadurch gewohnt hoch und obwohl es nur noch zwei Bände bis zum Ende sind, ist es noch nicht abzusehen, wie es vielleicht aussehen könnte.

Julien Monier ist selbstverständlich wieder mit an Bord und seine Zeichnungen tragen auch weiterhin die Geschichte und sind ihre Stützen. Er erzeugt die morbide Atmosphäre, die RIP benötigt. Besonders hervorzuheben ist hier dieses Mal die Art wie er Albert darstellt. Auf den Bildern wirkt er mehr wie ein Kind als wie ein Erwachsener, der ernsthafte psychische Probleme hat, wodurch das unangenehme Gefühl, welches mit ihm im Zusammenhang steht, nur weiter verstärkt wird. Alberts Handlungen wirken durch sein harmloses Äußeres umso brutaler.


Fazit

Albert stellt den bisher furchteinflößendsten Charakter bei RIP in den Mittelpunkt. Harmlos vom Äußeren ist der unscheinbare Albert einfach diabolisch. Gaet´s und Julien Monets RIP lässt nicht nach. Bis zum Abschluss der Handlung sind es nicht mehr viele Bände und es ist einfach spannend zu sehen, wohin die Geschichte einen führen wird.


Pro & Contra

+ Albert ist komplex und gefährlich
+ das Ende ist ein Schlag in die Magengrube
+ spannend
+ Verknüpfungen mit den anderen Bänden

Bewertung: sterne4.5

Charaktere: 4,5/5
Handlung: 5/5
Zeichnungen: 4,5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 4,5/5


Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Gaet´s und Julien Monier:

Rezension zu RIP Bd.1 – Derrick
Rezension zu RIP Bd.2 – Maurice
Rezension zu RIP Bd.3 – Ahmed
Rezension zu RIP Bd.4 - Albert