James Bond – Mit der Absicht zu töten (Anthony Horowitz)

jamesbond mitderabsicht

Verlag: Cross Cult (November 2022)
Taschenbuch: 336 Seiten; 18 €
ISBN-13: 978-3-96658-964-2

Genre: Thriller


Klappentext

„Sie werden sich erinnern, dass Bond vor einem Jahr im Einsatz verschwand. Gott weiß, wie lange die Russen ihn hatten oder was sie mit ihm angestellt haben. Aber am Ende gaben sie ihm eine Waffe und schickten ihn nach Hause. Er war darauf programmiert, zu töten.“
„M hätte niemals zulassen dürfen, dass er in seine Nähe kommt.“

Der Tag der Beerdigung. Doch ein Mann fehlt am Grab: der Verräter, der den Abzug betätigt hat und nun in Haft sitzt, weil er des Mordes an M beschuldigt wird – James Bond.

Hinter dem Eisernen Vorhang will eine Gruppe ehemaliger SMERSCH-Agenten den britischen Spion für eine Operation einsetzen, die das Gleichgewicht der Weltmächte verändern wird. Bond wird in die Höhle des Löwen geschmuggelt – aber wessen Befehle befolgt er und wird er ihnen gehorchen, wenn die Stunde der Wahrheit gekommen ist?

In einer Mission, in der Verrat allgegenwärtig ist und eine falsche Bewegung den Tod bedeutet, muss sich Bond mit den dunkelsten Fragen über sich selbst auseinandersetzen. Doch nicht einmal er weiß, was aus dem Mann geworden ist, der er einmal war.


Rezension

Bond genießt nach seinem letzten Auftrag, bei dem er Scaramanga tötete, sein Leben auf Jamaika. Der Urlaub währt allerdings nicht ewig. Ein Telegramm, gerichtet an seine Tarnidentität, erreicht ihn aus London. M befiehlt ihm sofort zurückzukommen.
In England angekommen wird er aufs Land gebracht. In das Krankenhaus, in dem er einst behandelt wurde, um die Gehirnwäsche der Russen rückgängig zu machen. Den Grund für die hohe Geheimhaltung soll er bald erfahren. Der MI6 hat von einer neuen geheimen Gruppierung in Russland erfahren, die aus hohen Geheimdienstbeamten besteht. Und M sieht nur einen Weg herauszufinden, was sie vorhaben und das die ganze Welt zu bedrohen scheint. Bonds gescheiterter Attentatsversuch nach seiner Rückkehr aus Russland, muss offiziell Erfolg gehabt haben. Denn nur so können sie Bond bei den Russen einschleusen, den sie vermutlich nach der Nachricht von Ms Tod und Bonds Verhaftung, versuchen werden zu befreien und nach Russland zu bringen. Denn als Mörder Ms wäre Bond für die Russen überaus wertvoll. Der Plan geht auf und Bond wird nach Russland gebracht. Aber dort trifft er auf Oberst Boris, der ihn so erfolgreich der Gehirnwäsche unterzogen hatte und es ist nicht sicher, ob James Bond seinen Methoden beim zweiten Mal widerstehen kann. Alles wird sich letztlich in Ost-Berlin entscheiden.

Mit Mit der Absicht zu töten legt Anthony Horowitz seinen dritten und leider auch letzten James Bond-Roman vor. Denn der Schöpfer von Alex Rider und Drehbuchautor für Filme und Serien hat bereits in seinen ersten beiden Romanen ein gutes Gespür für Ian Flemings Geheimagenten bewiesen und der dritte Auftritt Bonds aus seiner Feder unterstreicht dies nur noch weiter.
Denn Anthony Horowitz nimmt nicht nur die üblichen Erkennungsmerkmale Bonds und baut sie in seine Geschichte ein, sondern führt die Figur tatsächlich weiter in seiner Entwicklung, die bei Ian Fleming ihren Anfang nahm. Wer nur die Filme kennt, wird Bond als immergleichen Menschen kennen, aber in den Romanen ist dies anders. Gerade in seinen letzten Auftritten, bekommt der Geheimagent ihrer Majestät immer mehr Selbstzweifel, überlegt den Dienst zu quittieren und lässt sogar die Chance Scaramanga auf einfach Art und Weise zu töten versteichen. Bei Fleming ist Bond bereits durchaus komplex angelegt. Und in diese Kerbe schlägt Anthony Horowitz. James Bond ist nahezu gebrochen, ausgelaugt und bräuchte eigentlich eine lange Ruhepause, aber sein Pflichtgefühl lässt ihn weitermachen. Man kann sich gut vorstellen, dass genau diese Darstellung Bonds sich vermutlich ebenso in weiteren Romanen von Ian Fleming wiedergefunden hätte, denn diese Reise Richtung Ruhestand begann bereits in seinen Geschichten.
Dennoch ist Mit der Absicht zu töten kein schwermütiges Drama, in das Bond in den letzten Filmen mit Daniel Craig verwandelt und wo kaum noch wert auf eine Geschichte gelegt wurde. Das Ende von No Time to Die hätte auch nie zu dem Bond der Romane gepasst.
Obwohl Anthony Horowitz sich für ein ähnliches Ende entscheidet, liegt die Sache hier komplett anders. Bonds Charakter und die Ereignisse haben ihn zu einem Punkt geführt, der im Ende kulminiert und das dennoch offen gestaltet ist. Man wird das Gefühl nicht los, dass Ian Fleming vielleicht ähnliches vorhatte. Denn Bonds Alter in den Romanen lässt eigentlich nicht mehr zu, dass er als Doppelnullagent weiterhin tätig ist. Vielleicht wäre er in den Ruhestand getreten und hätte als Privatermittler weitergemacht. Passen täte so ein Ansatz zu James Bond und es wäre auf jeden Fall interessant zu sehen, was sich aus einer solchen Prämisse entwickeln würde. Aber das sind nur Spekulationen.

Wichtiger ist natürlich die Frage, wie die eigentlich Handlung abschneidet, die mit dem zweiten Roman von Anthony Horowitz eine Klammer bildet. Ewig und ein Tag schilderte den ersten Fall James Bonds als 007, Trigger Mortis Ereignisse direkt nach Goldfinger und damit aus der Mitte seiner Karriere und Mit der Absicht zu töten bildet nun den Endpunkt und schließt an Ian Flemings Roman Der Mann mit dem goldenen Colt an. Und die Handlung für diesen letzten Fall Bonds könnte kaum spannender sein. Von der ersten Seite an zieht Anthony Horowitz den Leser in ein großes Komplott hinein, dessen wahre Größe fast bis zum Ende nicht zu erahnen ist. Dabei bezieht er sich auf reale Ereignisse und Personen. Der Plan der Veschwörer könnte geerdeter nicht sein. Hier geht es nicht um eine Superwaffe oder ähnliche Dinge und gerade deswegen ist der Plan umso erschreckender. Wenn man den Bezug zur Realität herstellt, wird einem klar, wie weitreichend der Erfolg von Oberst Boris und seiner Mitverschwörer gewesen wäre. Den Weg bis zur nervenzerreißenden Schlussszene in der Bond im Kampf mit sich selbst steht, könnte spannender nicht sein. Gemeinsam mit Bond rätselt man, was die Organisation Staljana Ruka eigentlich vorhat.
Oberst Boris ist dabei ein sehr guter Bond-Schurke, der keine Skrupel besitzt und in seiner Art, aber nicht unbedingt in seinem Aussehen, diabolisch ist. Abgesehen natürlich von den verschieden farbigen Augen. Auch seine Fähigkeiten der Gehirnwäsche sind erschreckend und die erste Demonstration seines Könnens ist wahrhaft böse. Das Thema Gehirnwäsche ist auch dann das, was man etwas schlucken muss, aber der Roman spielt in den 60er Jahren und da war Gehirnwäsche ein gern genutztes Element in Agententhrillern. Anthony Horowitz hat sich jedoch mit dem Thema auseinandergesetzt und Bücher von Ärzten dazu gelesen und sich ebenso über die damaligen Methoden informiert. Diese intensive Recherche ist klar zu erkennen und macht es dann doch realistisch genug.
Alles in allem hat Anthony Horowitz einen dichten Thriller geschrieben, der wieder stilistisch unheimlich dicht an Ian Flemings Romanen ist und bei dem man sich wünscht, er wäre die Vorlage für den letzten Bond-Film gewesen.


Fazit

Anthony Horowitz Abschlussvorstellung an Bond ist eine grandiose Fortführung von Ian Flemings letztem Roman. Genauso hat ein Bond-Roman auszusehen. Und wenn er dann auch noch die Figur des James Bond so gut weiterentwickelt, kann nur eine Empfehlung ausgeprochen werden. Das Ende ist dann das Sahnehäubchen obendrauf.


Pro & Contra

+ Bonds Entwicklung
+ spannend mit einer realen Bedrohung
+ diabolische Gegenspieler
+ Bezüge zu alten Romanen

Bewertung: sterne4.5

Handlung: 4,5/5
Charaktere: 4,5 /5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 4,5/5


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